Zunächst Kanonissenstift, nach unsicheren frühen Regeltraditionen 1156 Einführung der Augustinerregel, seit 1647 Dominikanerinnenpriorat im Zentrum der gleichnamigen Bündner Gemeinde in der Nähe von Thusis. Diözese Chur. Anfang 9. Jahrhundert Gaczes, Ende 9. Jahrhundert Chazes, 926 Cacias. Patrozinium: Petrus (926) und Paulus (neuzeitlich).
Das älteste Frauenkloster und wohl die älteste klösterliche Stiftung im Bistum Chur überhaupt entstand um 700 als bischöfliche Gründung auf Kirchengut. Für die frühe Stiftsgeschichte ist ein Schwanken zwischen kanonikaler und monastischer Verfassung anzunehmen. 1156 wurde das mittlerweile säkulare Stift von Bischof Adelgott wieder reguliert und der Aufsicht der Prämonstratenser von St. Luzi unterstellt. Diese übernahmen die Ernennung der Oberin, die Verwaltung und die Seelsorge. Die Massnahme bedeutete für Cazis indessen weder eine Inkorporation in St. Luzi noch die Einführung der Prämonstratenserstatuten. Vielmehr blieb das Kanonissenstift bischöfliches Eigenkloster und scheint sich schon im 13. Jahrhundert wieder von der Leitung durch St. Luzi gelöst zu haben. Im späten 14. Jahrhundert verfügten die Chorfrauen bereits wieder über Privateigentum. Die Ilanzer Artikel von 1526 führten mit ihrem Verbot der Novizenaufnahme zum Aussterben des Konvents, und nach dem Tod der letzten Äbtissin (1570) wurde das Stift vom Oberen Bund säkularisiert. Die während der Bündner Wirren zur Zeit des Dreissigjährigen Krieges von der katholischen Partei unternommenen Restitutionsbemühungen führten 1647 zur Niederlassung eines Dominikanerinnenkonvents. In der Folge hatten die Schwestern bis 1751 mit der Gerichtsgemeinde Thusis und der Nachbarschaft Cazis Rechtsstreitigkeiten über Vermögenswerte und Nutzungsrechte auszutragen. 1768 fielen Kloster und Kirche einem Brand weitgehend zum Opfer. 1855 eröffnete das Kloster ein Mädchenpensionat, allerdings von kurzzeitigem Bestand, 1955 eine Haushaltungsschule.
Seinen Grundbesitz hatte das Stift vor allem am Heinzenberg (5 Grosshöfe), im Domleschg und im Safiental (13 Grosshöfe), ferner im Albulatal, Oberhalbstein und im Vinschgau. Das Abhängigkeitsverhältnis zum Churer Bischof hinderte Cazis an der Ausbildung einer eigenen klösterlichen Immunität. Die Klostervogtei wurde vom bischöflichen Viztum im Domleschg wahrgenommen. Unter den ministerialen Geschlechtern, denen dieses Amt verliehen war, traten im 14. Jahrhundert die von Schauenstein hervor (Grablege im Kloster). Eine gesonderte Verwaltung bestand für Safien: Die Gerichtsvogtei über diese Talschaft war vom Bischof als Teil der Grafschaft Schams den Freiherren von Vaz (bzw. deren Erben) verliehen worden. 1396 ging sie nach Fehdehandlungen an die Freiherren von Rhäzüns.
Im Zuge seiner Reformbestrebungen inkorporierte Bischof Adelgott 1156 dem Stift die beiden Kapellen St. Martin in Cazis und St. Alban auf Carschenna (Gemeinde Sils im Domleschg). Dabei löste er sie zugleich mit dem Kloster selbst von der Grosspfarrei Hochrialt (St. Johann auf Hohenrätien) und versah sie mit Pfarreirechten. Das Patronatsrecht von Hochrialt konnte Cazis dann 1359 vom Bischof gegen die Vinschgauer Güter eintauschen. Die Pfarreirechte von St. Martin gingen 1499 auf die damals neu errichtete Klosterkiche St. Peter über.
Während St. Martin sich noch heute als Rechtecksaal aus dem 7. oder 8. Jahrhundert präsentiert, rührt der aktuelle Zustand der Pfarr- und Klosterkirche Cazis im Wesentlichen vom spätgotischen Neubau her (vollendet 1504). Der ursprüngliche Standort des Klosters dürfte sich nordwestlich vom heutigen, bei Claustra vedra, befunden haben. Anlass zur Verlegung gab wohl der Brand von 1369.