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Alphorn

Der Appenzeller Handwerker Johann Fässler beim Instrumentenbau. Fotografie von Dany Gignoux, 1977 (Bibliothèque de Genève).
Der Appenzeller Handwerker Johann Fässler beim Instrumentenbau. Fotografie von Dany Gignoux, 1977 (Bibliothèque de Genève).

Lange konische Holztrompete ohne Ventile, Grifflöcher oder Klappen, mit einem abgebogenen Becherteil. Ein Mundstück erleichtert die Übertragung der Lippenvibrationen. Es erklingen nur Naturtöne (Obertöne) und zwar der Fähigkeit des Bläsers entsprechend 13-22 über 3-4 Oktaven. Bis um 1900 baute man Alphörner ausschliesslich aus jungen, an der Wurzel krumm gewachsenen Tannen, die geschält, halbiert, ausgehöhlt und mit Weiden- oder Holzstreifen zusammengebunden wurden. Heute werden Alphörner aus zusammengesetzten Tannenklötzen in bestimmter Länge gehauen, halbiert und nach wie vor mit dem Hohlmeissel ausgehöhlt. Zur soliden Umwicklung dient Peddigrohr. Der sogenannte Büchel ist ein gewundenes kürzeres Alphorn in Trompetenform, das seit dem frühen 19. Jahrhundert in der Innerschweiz verwendet wird.

Spitzenklöpplerin und Alphornbläser im Lauterbrunnental, 1908 (Schweizerische Nationalbibliothek, Eidgenössisches Archiv für Denkmalpflege, Sammlung Wehrli).
Spitzenklöpplerin und Alphornbläser im Lauterbrunnental, 1908 (Schweizerische Nationalbibliothek, Eidgenössisches Archiv für Denkmalpflege, Sammlung Wehrli).

Ein ca. 60 cm langes, krummes Blashorn aus Holz (erste Hälfte 14. Jh.) wurde bei der archäologischen Untersuchung (1976-1979) der Burgruine Friedberg bei Meilen gefunden. Der Begriff Alphorn ist erstmals 1527 im Rechnungsbuch des Klosters St. Urban überliefert, die älteste bekannte Abbildung auf einer Glasscheibe von 1595 aus Adelboden erhalten. Früher diente das Alphorn in allen Alpengebieten, mit Ausnahme des Tessins, sommersüber als Signalinstrument der Hirten. Im Winter wurde es auch als Bettelinstrument gespielt. Im 18. Jahrhundert geriet das Alphornblasen in Vergessenheit. Es wurde erst durch die Älpler- und Hirtenfeste von Unspunnen (1805, 1808) neu belebt und danach vor allem im Bernbiet gefördert. In der Folge nahm das Bettelblasen als Selbstzweck indes derart zu, dass es bekämpft wurde.

Das dadurch wieder nahezu verschwundene Alphorn erlebte erst durch die Pflege des 1910 gegründeten Eidgenössischen Jodlerverbands neuen Aufschwung. Unter anderem dank dessen Kurswesen wird das Alphorn heute als Amateurinstrument wieder in der ganzen Schweiz geblasen. Die genormte Stimmung ermöglicht das Alphornspiel im Duo, Trio, Quartett und im Alphornchor. Seit 1972 sind über 50 Kompositionen, unter anderen von Jean Dätwyler, für Alphorn mit Orchester- oder Orgelbegleitung entstanden. Neuerdings wird das Alphorn auch im Ethnojazz, Ethnorock und in der Weltmusik verwendet.

Quellen und Literatur

  • B. Geiser, Das Alphorn in der Schweiz, 1976 (21998)
  • B. Bachmann-Geiser, Das Alphorn: Vom Lock- zum Rockinstrument, 1999
Weblinks

Zitiervorschlag

Brigitte Bachmann: "Alphorn", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 15.05.2001. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/011890/2001-05-15/, konsultiert am 29.03.2024.