Kongregation und Kloster in Baldegg, Gemeinde Hochdorf (LU). Zwei Schüler Johann Michael Sailers, Joseph Widmer, Chorherr in Beromünster, und insbesondere der Hochdorfer Kaplan Josef Leonz Blum begründeten in Baldegg die erste schweizerische Schulschwesternkongregation zur Erziehung der ländlichen weiblichen Jugend. Vorbild waren die Schulschwestern von der göttlichen Vorsehung des heiligen Vinzenz von Paul in Ribeauvillé (F). Als Mitbesitzer des spätmittelalterlichen Schlosses Baldegg ermöglichte Blum durch Gründung eines Hilfsvereins (bis 1885) den Erwerb und die Finanzierung der Gebäude. Ledige Frauen, die Geschwister Hartmann von Hohenrain, die schon privat Haushaltsunterricht erteilt hatten, bildeten 1830 die erste Gemeinschaft und führten die Ökonomie als Pächterinnen. Die Institution fand sogleich grossen Zulauf; die Schülerinnen wurden zu Lesen, Schreiben, Rechnen, häuslichen und ländlichen Arbeiten und zu einer katholisch orientierten Lebensweise angeleitet. Erst unter dem konservativen Regime der 1840er Jahre konnte Blum 1842 Baldegg in eine explizit religiöse Institution mit jährlich erneuerten Gelübden nach den Regeln von Ribeauvillé umwandeln (Recht auf Privatbesitz und Klausurlosigkeit). 1844 wurden die «Dienst- und Lehrschwestern von der göttlichen Vorsicht bei St. Jodok zu Baldegg» als Kongregation bischöflich anerkannt. Sie eröffneten eine Primar- und Fortbildungsschule für Mädchen und 1844 in Hochdorf die erste kantonale Primar- und Arbeitsschule für Mädchen. 1848 wurde Baldegg säkularisiert, 1853 auch als Töchterschule aufgehoben, weil man hier eine jesuitische Gründung vermutete. Die Institution zog nach Cham als «Erziehungsanstalt Baldegg-Cham». In Baldegg hielten einige Schwestern ab 1855 das Institut dennoch am Leben. 1862 wurde Baldegg wieder kirchlich, ein Jahr später auch staatlich anerkannt. Cham lebte ab 1862 als eigenständige Institution weiter (Heiligkreuz in Lindencham, heute Olivetaner-Benediktinerinnen). 1859 übernahmen die Schwestern auf bischöflichen Wunsch die franziskanische Drittordensregel und wurden sukzessive direkt dem Bischof unterstellt (bis 1877 weltgeistliche Direktoren). 1901 wurden die ewige Profess und die Bezeichnung «Schwestern von der Göttlichen Vorsehung aus dem Dritten Orden des heiligen Franziskus von Assisi» eingeführt, 1906 wurde Baldegg dem Kapuzinerorden aggregiert (seit 1964 Ordensinstitut nach päpstlichem Recht). Von 1844 an arbeiteten Schwestern in anderen Gemeinden und Kantonen als Schulschwestern, als Haushälterinnen in Anstalten und leiteten Armen- und Waisenhäuser (Rathausen, ab 1849 Engelberg). Ab 1866 wurde auch Krankenpflege gelehrt; die Schwestern arbeiteten nun auch als Pflegerinnen auswärts. Ab 1895 erfolgte die Institutionalisierung der Pflegerinnenschule, die 1940 nach Sursee verlegt wurde. 1872 eröffnete Baldegg eine Real-/Sekundarschule, 1885 ein Lehrerinnenseminar.
Baldegg kannte zu Beginn jahrelang andauernde Finanz- und Versorgungsengpässe und musste sich vor allem durch Selbstversorgung und den Sold der auswärts tätigen Schwestern unterhalten. Im 20. Jahrhundert expandierte die Kongregation rasch: Das Ausbildungsangebot erfuhr Erweiterungen (1911 Handelsschule, 1912-1916 Hauswirtschafts- und Arbeitslehrerin, Pflegerin, 1928 Kindergarten), Töchterinstitute wurden eröffnet (1911 Rue, 1916 Hertenstein, 1931 Haushaltungsschule St. Gallen), und ab 1921 beteiligte sich Baldegg an den Missionen der Kapuziner in Tansania (heute auch in Tschad und Äthiopien), später auf den Seychellen, in Papua-Neuguinea und Indonesien. In den 1960er Jahren waren über 1000 Schwestern in der ganzen Schweiz tätig. Infolge des Mitgliederschwunds der letzten Jahrzehnte wurden die auswärtigen Arbeitsorte stark reduziert und das Schwergewicht auf Pflege- und Erholungsheime und auf die Pensionate gesetzt. Zwischen 1968 und 1979 erfolgte der Neubau von Konventgebäude und Empfangshalle nach Plänen von Marcel Breuer.