Ehemalige Prämonstratenserabtei (bis 1257/1259 Propstei) in der Gemeinde Rüti ZH. Zuerst Filiale von Churwalden, ab 1230 von Weissenau (Minderau, Bayern), unterstelltes Frauenkloster Bollingen (nach 1229 bis 1267), Zirkarie Schwaben. 1209 sancte Marie, 1217 Ruti. Patronin: Maria.
Nach den ältesten Urkunden und der Gründungserzählung von 1441 wurde Rüti wohl 1206, sicher aber vor 1209 vom ehemaligen Churwaldner Propst Ulrich auf einem von Lütold V. und Lütold VI. von Regensberg gestifteten Gut gegründet. Dieses war vermutlich Teil des Alt-Rapperswiler Erbes, das die Regensberger gegen adlige Konkurrenz (Graf von Toggenburg, Graf von Rapperswil) schwer verteidigen konnten, und wurde wohl deshalb der Toten Hand übertragen. 1209 löste die Propstei Zehnt- und Kaplaneirechte der Pfarrkirche Busskirch in Rüti ab. 1219 wurden die Kastvogtei und das Patronatsrecht der Regensberger bestätigt und dem Kloster die erste Kirche (Seegräben) vermacht. Der danach durch Schenkung, Kauf und Tausch vergrösserte Besitz konzentrierte sich im 15. Jahrhundert um Rüti (Ferrach, Oberdürnten), zwischen Greifen- und Pfäffikersee (Raum Aathal-Volketswil) sowie an Zürich- und Obersee, insbesondere an Orten, wo Rüti den Kirchensatz (14 Kirchen, davon 12 mit Kollaturrecht) oder die niedere Gerichtsbarkeit besass. Die gut dokumentierten wirtschaftlichen Beziehungen zwischen der Klosterökonomie (Eigenwirtschaft auf Ackerbau- und Sennhöfen) und den bäuerlichen Lehengütern waren eng und vielfältig. Zuständige Konventualen waren der Klosterschaffner, der Keller- und Küchenmeister, drei Weinkellermeister und der Kornmeister. In anderen Belangen wurde der Abt vom Prior, Subprior, Kustos, Kämmerer und Portner unterstützt. Weitere Konventherren besetzten zum Teil die Pfarrstellen der inkorporierten Kirchen. In der Eigenwirtschaft hatten Laien unter anderem die Ämter des Hofmeisters, Baumeisters, Klostersennen, Werkmeisters und Klosterschmieds inne. Amtsfunktionen für Rüti übten auch Bürger in Rapperswil (SG), Zürich, Winterthur, Wil (SG) und Uznach aus. In Rüti selbst sind ab 1282 ein Spital und ab 1351 ein Pfrundhaus belegt.
Laut der Gründungserzählung wich eine erste Holzkapelle ab 1214 der steinernen Klosterkirche. Deren Hochaltar wurde 1219 geweiht. Ablassbriefe von 1250 und 1283 weisen auf eine Erweiterung (Langhaus) und die Vollendung des Kirchenbaus hin (spätromanische dreischiffige Pfeilerbasilika ohne Querschiff, mit eingezogenem Chor). Vom späten 13. Jahrhundert an wurde Rüti zur Grablege der Grafen von Toggenburg und des regionalen Dienstadels (u.a. von Hinwil, Klingenberg, Randegg, Wagenberg), 1389 zur Begräbnisstätte zahlreicher Krieger, die im Jahr zuvor auf österreichischer Seite bei Näfels gefallen waren. Für Graf Friedrich VII. von Toggenburg und sich selbst liess seine Gattin Elisabeth von Matsch 1437-1442 eine separate Grabkapelle an die Kirche anbauen. Im Alten Zürichkrieg wurde Rüti, das seit Ende 1401 im Burgrecht mit Zürich stand, von Schwyzern 1443 verwüstet. 1468 schlossen die Abteien Rüti und Churwalden einen Verbrüderungsvertrag. Ab 1490 machten sich die Äbte Markus Wyler und Felix Klauser um die architektonische und malerische Ausstattung (Hans Haggenberg) von Klosterkirche und Toggenburger Kapelle verdient.
Am 25. Februar 1525 zwang der Zürcher Rat Abt Felix Klauser zur Abdankung. Dieser versuchte darauf mit Kostbarkeiten und Urkunden nach Rapperswil zu fliehen, wurde aber von Bauern abgefangen. Ein Teil des Kirchenschatzes (u.a. Reliquiarkreuz, Krümme des Abtsstabs) gelangte nach Rapperswil. Das Kloster wurde am 17. Juni 1525 aufgehoben und danach von zürcherischen Amtsleuten als Klosteramt verwaltet.