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Rathausen

Ehem. Zisterzienserinnenkloster bei Ebikon LU. Diözese Konstanz, ab 1819 Basel. 1245 gegr., 1251 Domus consilii, 1259 Rathusen. Vaterabt war bis 1266 der Abt von Lützel, danach bis zur Exemtion 1649 der Abt von St. Urban. Patrone: Maria und Georg.

Glasgemälde aus dem Kloster Rathausen, von Jakob Wägmann, Luzern, 1618 (Schweizerisches Nationalmuseum).
Glasgemälde aus dem Kloster Rathausen, von Jakob Wägmann, Luzern, 1618 (Schweizerisches Nationalmuseum). […]

Den Ausgangspunkt R.s bildete eine Schwesterngemeinschaft in Horw, die 1245 ins Riedholz bei Ebikon verlegt wurde und 1251 die bischöfl. Erlaubnis zur Errichtung eines Zisterzienserinnenklosters erhielt. Die Inkorporation erfolgte 1260 oder 1261, nachdem das Generalkapitel eine Inspektion angeordnet hatte. 1274 wurden Schwestern nach Ebersecken ausgesandt und dort als erster Konvent eingesetzt. Die Vorsteherin von R. führte stets den Titel einer Äbtissin. Der Konvent entstammte vornehmlich der bürgerl. Oberschicht der Stadt Luzern und der näheren Umgebung. Mitte des 14. Jh. musste R. Güter verkaufen und Nonnen zum Almosensammeln ausschicken, um die verfallene Kirche wieder aufbauen zu können. 1528 stellte die Stadt Luzern die Klosterverwaltung unter ihre Aufsicht. Nuntius Ottavio Paravicini liess 1588 die vier luzern. Frauenklöster, die alle von der Auflösung bedroht waren, in R. und Eschenbach zusammenfassen. Da St. Urban damals nicht in der Lage war, die Frauenseelsorge auszuüben, setzte der Nuntius Jesuiten als Beichtväter ein, was schliesslich zum sog. Beichtigerhandel führte. In seinem Verlauf eximierte Papst Innozenz X. R. 1649 aus dem Orden und unterstellte es direkt dem Hl. Stuhl. Um 1700 erhielt St. Urban zwar gewisse Rechte wieder zurück, eine Reinkorporation kam aber nicht zustande. Nach der Aufhebung R.s 1848 übersiedelten die Schwestern nach Eschenbach, Schwyz (1855), Vézelise (Lothringen, 1876) und 1902 endgültig nach Thyrnau bei Passau in Bayern. Die ehem. Klostergebäude wurden vom Kanton 1849-67 als Lehrerseminar und 1882-1988 als Kinderheim genutzt. Seit 1990 ist R. der Stiftung für Schwerbehinderte Luzern zugewiesen.

Quellen und Literatur

  • HS III/3, 862-892
  • M. Bernart, 750 Jahre Zisterzienserinnenabtei R.-Thyrnau, 2 Bde., 1995
Von der Redaktion ergänzt
Weblinks
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GND

Zitiervorschlag

Cécile Sommer-Ramer: "Rathausen", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 28.07.2010. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/012158/2010-07-28/, konsultiert am 28.03.2024.