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Wurmsbach

Zisterzienserinnenkloster Mariazell Wurmsbach in der Gemeinde Rapperswil-Jona SG. Am 12. Oktober 1259 schenkte Graf Rudolf IV. von Rapperswil seine Burg zu Wurmsbach mit ansehnlichem Grundbesitz den Beginen von Mariaberg in Kilchberg (ZH). Die nach Wurmsbach versetzten Schwestern wünschten die Zisterzienserregel anzunehmen. 1261 wurde das neu gegründete Kloster dem Zisterzienserorden inkorporiert und der Zisterzienserabtei Lützel, später St. Urban und um 1290 Wettingen unterstellt. 1262 bestätigte Papst Urban IV. die Stiftung von Wurmsbach und erteilte ihm viele Privilegien. 1264 nahm die Stadt Zürich die Nonnen von Wurmsbach ins Bürgerrecht auf und befreite sie von allen Zinsen und Zöllen. Bis ins 14. Jahrhundert stammten die meisten von ihnen aus der Stadt Zürich oder deren Umgebung und waren meist adeliger oder ritterlicher Herkunft. Zahlreiche Schenkungen vergrösserten den Grundbesitz des Klosters. 1301 kaufte das Kloster den St. Dionyshof, der die beiden vom Stifter geschenkten Güterkomplexe verband. Nun wurde auf der ganzen Wurmsbacher Ebene eine Grangie errichtet, die im 13. und 14. Jahrhundert durch Konversen bewirtschaftet wurde. Später wurden die nicht unmittelbar beim Kloster liegenden Güter als Lehen vergeben. Das Kloster lag immer wieder im Streit um Lehensgüter und Rechte, vor allem mit der Stadt Rapperswil. Während des Alten Zürichkriegs plünderten es 1443 die Schwyzer und Glarner, während des Ersten Villmergerkriegs wurde es von den Zürchern 1656 besetzt und ausgeraubt. Beide Male flohen die Schwestern für kurze Zeit. In den ersten Jahrzehnten nach der Reformation sank die Zahl der Nonnen stark, da der Nachwuchs aus Zürich fehlte. Die beiden Äbtissinnen Dorothea Vetterli (1574-1591) und Maria Domeisen (1591-1643) reformierten das klösterliche Leben im Geist des Konzils von Trient und entfalteten eine rege Bautätigkeit. 1798 plünderten die aufständischen Rapperswiler das Kloster. Während der Helvetik beschlagnahmten wiederholt Truppen die Klostergebäude. 1803 gab der Grosse Rat des Kantons St. Gallen dem Kloster die Selbstverwaltung zurück. 1836 verordnete der Katholische Administrationsrat des Kantons St. Gallen, dass Wurmsbach sich für das Gemeinwohl engagieren müsse. So kam es 1843 zur Eröffnung eines Mädcheninternats mit Real- und Sekundarschule (ab 1928 auch mit Handelsabteilung), das noch immer besteht. Äbtissin Aloisia Cölestina Müller (1839-1888) reformierte auch das Ordensleben und führte die vollständige vita communis sowie die strenge Klausur ein. Ende 19. Jahrhundert traten viele Frauen in Wurmsbach ein, so dass zu Beginn des 20. Jahrhunderts 60 Chorfrauen und Laienschwestern in Wurmsbach lebten. 1980 zählte der Konvent 23 Schwestern, 2013 lebten 14 Schwestern in Wurmsbach, arbeiteten unter anderem in der Schule und waren in der Gästebetreuung tätig. Die mehrmals umgebaute Kirche wurde 1965-1966 und 2003, das Gästehaus 2003, das Kloster 2011 umfassend renoviert.

Quellen und Literatur

  • KlA Wurmsbach
  • StadtA Rapperswil
  • A. Marschall, Bl. aus der Gesch. des Cistercienserinnenklosters Wurmsbach, Kt. St. Gallen, 1928
  • HS III/3, 960-981
  • B. Oertig et al., Zisterzienserinnen-Abtei Mariazell, Wurmsbach, Jona SG, 1984
  • M.-F. Imhasly, Wurmsbach 1259-2009, 2009
Weblinks
Normdateien
GND

Zitiervorschlag

Marianne-Franziska Imhasly: "Wurmsbach", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 18.11.2014. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/012160/2014-11-18/, konsultiert am 26.09.2023.