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ThomasMurner

24.12.1475 Oberehnheim (heute Obernai, Elsass), vor dem 23.8.1537 Oberehnheim, kath., aus Oberehnheim und Strassburg. Sohn des Matthäus, Prokurators, und der Ursula Studeler aus Schlettstadt (heute Sélestat, Elsass). Um 1490 Franziskaner-Konventuale in Strassburg, um 1497 Priester, Ordensstud. in Strassburg, Besuch der Univ. Paris, Freiburg i.Br., Köln, Rostock, Krakau, Prag, Wien und Basel. 1506 Dr. theol. in Freiburg i.Br., 1519 Dr. iur. in Basel. Im Orden Prediger, Lesemeister und Guardian in Strassburg, Guardian in Speyer, Lesemeister in Frankfurt am Main. Als Humanist lag M. in Pressefehde mit Jakob Wimpfeling über die Grenzen von Gallien und Germanien (Nova Germania). Er wurde von Maximilian I. 1505 zum poeta laureatus ernannt und übersetzte Vergils Äneis ins Deutsche (erschienen 1515). Als Jurist verdeutschte er als erster die Quellen des röm. Rechts für den Handgebrauch städt. Beamter und veröffentlichte das mnemotechn. "Chartiludium institutae summariae". In seinen satir. Schriften "Narrenbeschwörung" (1512), "Schelmenzunft" (1512) und "Geuchmatt" (1519) geisselte M. in Nachahmung von Sebastian Brants Narrenschiff die Zustände in der vorreformator. Gesellschaft. Drei Flugschriften, zwei lat., eine dt., griffen den Jetzerhandel in Bern auf. Ab 1520 entwickelte sich M. zum schärfsten publizist. Gegner Martin Luthers und der Reformation, v.a. mit dem Gedicht "Vom grossen luther. Narren". Der Übertritt Strassburgs zur Reformation 1525 vertrieb M. nach Luzern, wo er Leutpriester wurde. Im dortigen Franziskanerkloster eröffnete er eine Druckerei, nahm 1526 an der Disputation von Baden teil, veröffentlichte deren Akten, druckte den "Kirchendieb- und Ketzer-Calender" und mehrere Flugschriften gegen den Übertritt Berns zur Reformation, sodass Zürich und Bern im 1. Kappeler Frieden seine Ausweisung forderten. Dieser entzog sich M. 1529 durch Flucht in seine Heimat. 1535 lehnte er eine Berufung nach Luzern als Lesemeister und Schulleiter ab.

Quellen und Literatur

  • Thomas M.s Dt. Schr., hg. von F. Schultz, 9 Bde., 1918-28
  • T. von Liebenau, Der Franziskaner Dr. Thomas M., 1913
  • W. Pfeiffer-Belli, «Thomas M. im Schweizer Glaubenskampf», in Corpus Catholicorum 22, 1939
  • A. Erler, Thomas M. als Jurist, 1956
Weblinks
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VIAF

Zitiervorschlag

Rainald Fischer: "Murner, Thomas", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 02.09.2010. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/012177/2010-09-02/, konsultiert am 11.10.2024.