Ende Oktober 1536 Basel, 28.7.1614 Basel, reformiert, von Basel. Sohn des Thomas (->) und der Anna Dietschi. 1557 Magdalena Jeckelmann, Tochter des Franz, Wundarzts und Ratsherrn. Felix Platter wollte schon als Kind Arzt werden. 1552-1557 Medizinstudium in Montpellier, 1557 Dr. med. in Basel und Eröffnung einer ärztlichen Praxis. 1571-1614 Professor der praktischen Medizin (sechsmal Rektor) und Stadtarzt zu Basel. In 55 Jahren Berufstätigkeit gelangte Platter zu einem grossen Vermögen. Nach dem Tod seines Vaters sorgte er für dessen Kinder aus zweiter Ehe. Seinen Stiefbruder Thomas (->) liess er ebenfalls in Montpellier Medizin studieren.
Platter war ein vielseitiger, selbstständig denkender Arzt und stellte, ganz im Sinne der Renaissance, seine eigenen Beobachtungen über das Bücherwissen. Die anatomische Sektion war für Platter nicht nur Grundlage der Kenntnis des menschlichen Körpers, sondern auch Mittel zur Feststellung von Todesursachen (z.B. Hirntumoren) und zur Beantwortung gerichtsmedizinischer Fragen. So war er Pionier der pathologischen Anatomie und wurde zum Vater der helvetischen Gerichtsmedizin. Als erster Mediziner erkannte Platter in der Netzhaut (Retina) den bildaufnehmenden Teil des Auges, wie er in "De corporis humani structura et usu" (1583) darlegte. Sein umfangreichstes Werk, das dreiteilige Lehrbuch "Praxis medica", ist eine Gesamtdarstellung der klinischen Medizin nach einer neuen, auf die Krankheitserscheinungen bezogenen Einteilung. Zukunftsweisend war die darin enthaltene Darstellung der Gemüts- und Geisteskrankheiten. Die in Platters letztem Lebensjahr publizierten "Observationes" enthalten Krankengeschichten, die auch auf die familiäre und soziale Umwelt der Patienten eingehen. Als wegweisender Epidemiologe zeigte sich Platter in seinem Pestbericht, in dem er die Basler Pestepidemie von 1610-1611 statistisch genau erfasste. In seinem deutschen, 1840 erstmals publizierten Tagebuch, einer Lebensbeschreibung, erwies sich Platter als Schriftsteller von Rang. Er gab seine Beobachtungen, Eindrücke und Überlegungen in klarer Sprache, ohne Umschweife und anschaulich mit viel Sinn für das farbige Detail und auch für das Groteske der menschlichen Dinge wieder. Er schilderte unter anderem das Alltagsleben in und ausserhalb der Universität Montpellier, das Theater und Verbrechensfälle. Das Werk bildet eine ergiebige, zum Teil einzigartige Quelle für die Kultur- und Sozialgeschichte.
Platter sammelte Kunstgegenstände, Musikinstrumente und vor allem Naturalien; er besass einen botanischen Garten. Er spielte mehrere Instrumente, liebte die Geselligkeit und unterhielt Gäste und Freunde mit eigenen Versen, Gesang und Lautenspiel. Als Arzt und Wissenschaftler war Felix Platter in der Schweiz führend. Seine klinischen Werke sind nach seinem Tod mehrmals neu aufgelegt worden. Seine Bedeutung als Epidemiologe, Gerichtsmediziner und sozialgeschichtlich bedeutsamer Autor ist erst in jüngster Zeit gebührend gewürdigt worden.