Gallorömische Bezeichnung für den Hauptort der Civitas der Helvetier, von der sich der Name der heutigen Gemeinde Avenches im Kanton Waadt herleitet.
Von der Ruine zur Wiederentdeckung
Aventicum liegt im Gebiet der Gemeinde Avenches auf einer Terrasse südlich des Murtensees und ist im Südosten von Hügeln umgeben, auf deren Rücken die antike Umfassungsmauer verläuft. Auf einer Anhöhe im südwestlichen Teil der ehemaligen Koloniestadt entwickelte sich die mittelalterliche Stadt. Im Nordwesten grenzt die Broye-Ebene an das Siedlungsgebiet. Im 4. Jahrhundert berichtet Ammianus Marcellinus, dass die Stadt verlassen und teilweise zerstört sei. Fredegar im 7. und Gottfried von Viterbo im 12. Jahrhundert sprechen nur noch von einer zerstörten Stadt. Im 16. Jahrhundert hingegen verweisen einige Humanisten, so Aegidius Tschudi, auf lateinische Inschriften. 1710 wies Marquard Wild nach, dass tatsächlich Aventicum Zentrum der Civitas der Helvetier gewesen sei, und nicht Antre, wie Pater Dunod behauptet hatte. Die Zufallsfunde des 18. Jahrhunderts dokumentierte 1760 Friedrich Samuel Schmidt. 1783-1786 führte Lord Northampton gezielte Ausgrabungen unter der Leitung des Berner Architekten Erasmus Ritter durch, der 1788 seine Ergebnisse veröffentlichte. Im 19. Jahrhundert wuchs die Zahl der Schatzsucher rasch an. 1824 wurde das Musée Vespasien eröffnet, das 1838 vom Kanton Waadt übernommen, in "Römermuseum" umbenannt und in den Turm des Amphitheaters verlegt wurde. 1885 entstand der Verein Pro Aventico, dessen Ziel die Konservierung der römischen Baudenkmäler war (ab 1889 Theater, ab 1893 Umfassungsmauer, ab 1906 Amphitheater, ab 1915 Tempelbezirk Le Cigognier), sowie die Förderung der Ausgrabungen (bis 1912 auf privater Basis: ab 1905 Tempel Grange-des-Dîmes, ab 1953 Thermen von En Perruet, ab 1961 in der Industriezone). 1964 wurde die archäologische Untersuchung und Museumsverwaltung des als von nationalem Interesse eingestuften Gebiets der Stiftung Pro Aventico übertragen. Leiter ist seither ein Archäologe als Museumskonservator im Vollamt. Als 1985 der Bau der A1 in die Nähe von Avenches vorstiess, wurde eine feste Ausgrabungsequipe angestellt. 1987 wurde der südliche Teil der antiken Siedlung aus der Bauzone ausgezont. Eine zweite Equipe beschäftigt sich mit den Ausgrabungen ausserhalb der Mauern. Seit 1976 finanziert der Kanton Waadt, mit Unterstützung des Bundes, die Stiftung, die regelmässig ihre Forschungsresultate publiziert.
Geschichte einer Hauptstadt
Aventicum wurde zu Beginn unserer Zeitrechnung ex nihilo gegründet, zweifelsohne als Hauptstadt der Helvetier (gentis caput, Tacitus, "Historiae" I, 68). Mit ihrer Integration in das Römische Reich nach dem Alpen- und dem Germanienfeldzug erhielt die noch nicht über das römische Bürgerrecht verfügende Civitas der Helvetier in Aventicum ihr politisches, religiöses, administratives und wirtschaftliches Zentrum. Der gewählte Standort lag an der alten Verkehrsachse durch das Mittelland, in unmittelbarer Nähe schiffbarer und bis zum Rhein führender Wasserwege. In der Nachbarschaft lagen auch zwei in früherer Zeit bewohnte Anhöhen: die Oppida auf dem Vully (im 1. Jh. v.Chr. aufgegeben) und im Bois de Châtel (zweifellos erstmals in der zweiten Hälfte des 1. Jh. v.Chr. befestigt). Die Gründung des Legionslagers Vindonissa um 16/17 n.Chr. sowie der Ausbau des Landwegs von Italien bis zur Bretagne über den Grossen St. Bernhard unter Kaiser Claudius trugen zur Entwicklung Aventicums bei. Wenn man vom erst kürzlich entdeckten Grab bei En Chaplix absieht, das auf 15 v.Chr. datiert wird, so ist der am ehemaligen Ufer des Murtensees aufgefundene Hafenquai (5 n.Chr.) das älteste Siedlungszeugnis. Zu dieser Zeit wurde wohl im Nordosten des heutigen Avenches eine erste Siedlung in der Ebene angelegt. Sie weist das typisch rechtwinklige Schema römischer Stadtgründungen auf. Gegenwärtig ist die Siedlung erst ab der Zeit des Kaisers Tiberius archäologisch gesichert.
Zu Beginn des 1. Jahrhunderts n.Chr. gehörte die Civitas der Helvetier zur Provinz Gallia Belgica. Sie umfasste vier Gaue, entsprechend der politischen Gliederung in keltischer Zeit. Hauptort des Gaus der Tiguriner muss Aventicum gewesen sein. Seine Verwaltungsstrukturen sind wenig bekannt. In den ersten drei Vierteln des 1. Jahrhunderts n.Chr. kann nur die Funktion des Vorstehers des Kaiserkultes mit Aventicum in Verbindung gebracht werden; in dieser Zeit hiess Aventicum vielleicht Forum Tiberii. Die örtliche Führungsgruppe behielt wahrscheinlich ihre Vorrechte, besonders wenn sie das römische Bürgerrecht erhielt, wie zum Beispiel Caius Iulius Camillus. Um 70 n.Chr. wurde Aventicum zu einer Kolonie römischen Rechts. Sie zählte einige römische Bürger, und ihr offizieller Name lautete: Colonia Pia Flavia Constans Emerita Helvetiorum Foederat. Flavia wies auf die Gründung durch Kaiser Vespasian hin, Emerita bezog sich, wie auch Pia und Constans, auf die ersten Veteranensiedler, Helvetiorum bezeichnete die Kolonie und Foederata erinnerte daran, dass die Niederlassung der Veteranen auf einer Vereinbarung zwischen der kaiserlichen Macht und Vertretern der Helvetier gründete. Die öffentlichen Funktionen wurden bekleidet von je einem Präfekten der Bauarbeiter bzw. der öffentlichen Dienste, von zwei Ädilen, die für die öffentlichen Bauten, das Polizeiwesen, Märkte, Sport- und Spielanlagen verantwortlich waren, sowie von zwei hohen Magistraten (den Duoviri), die, oft zugleich Kaiserpriester, als Stadtvorsteher und Richter amtierten. Die Koloniestadt verdankte ihren Ädilen und Duumvirn, aber auch den Patronen (Schutzherren) der Kolonie, zahlreiche Bauten und Umbauten. Zwischen 85 und 89 n.Chr. wurde Aventicum in die neue Provinz Germania Superior eingegliedert, im spätrömischen Reich dann in die Provinz Maxima Sequanorum. Die ersten Alemanneneinfälle von 259-260 führten wohl nicht zu Zerstörungen im bisher angenommenen Ausmass. Die Münzfunde datieren jedenfalls weiter bis ins 4. Jahrhundert. Frühchristliche Kirchen sind südöstlich des Amphitheaters belegt. In spätrömischer Zeit wurde auf der Anhöhe des Bois de Châtel ein Kastell erbaut. Im 6. Jahrhundert war Aventicum Bischofssitz. Als es im 7. Jahrhundert in das Grenzgebiet zwischen Burgundern und Alemannen zu liegen kam, verlor es seine Stellung als Hauptstadt.
Das Stadtnetz
Im südwestlichen Teil der neu gegründeten Stadt befand sich ein heiliger Bezirk, der vielleicht schon älteren lokalen Kulten gedient hatte und als kultisches Zentrum der ganzen Civitas dienen sollte. Die Stadt selbst wies einen schachbrettartigen Grundriss auf: Die insulae von jeweils 75 x 110 m Fläche breiteten sich parallel zum decumanus, der ca. 9 m breiten Hauptstrasse, von Südwesten nach Nordosten aus. Den decumanus kreuzte eine ähnlich breite Querstrasse, der cardo, der mitten durch die insulae 4, 10 und 16 führte. Parallel zu den Achsen des Forums waren etwas schmalere Nebenstrassen zwischen den insulae angelegt. Von den 48 vermuteten insulae sind deren 42 archäologisch belegt. Die südlichste Reihe, die als letzte erbaut wurde, folgte nicht mehr ganz dem ursprünglichen Plan. Aussenquartiere entwickelten sich entlang der Hauptstrassen, die der Topografie folgend auseinander strebten. Im Schnittpunkt der beiden Hauptstrassen war schon zur Zeit von Kaiser Tiberius das Forum entlang der zentralen Achse angelegt worden: Eine halb unter dem Strassenniveau stehende Portikus mit einem Statuenzyklus der julisch-claudischen Dynastie umschloss den heiligen Bezirk (insula 22), in dessen Mitte ein Tempel stand. Im Süden des zwischen 40 und 70 n.Chr. erbauten öffentlichen Platzes (insulae 28 und 34) standen die Basilika und die Kurie. Schon um 80 n.Chr. wurden die öffentlichen Anlagen umgestaltet und bis zur insula 40 erweitert, wo ein weiträumiger Palast errichtet wurde, vielleicht der Sitz eines hohen Beamten. Bis zu Beginn des 3. Jahrhunderts folgten zahlreiche weitere öffentliche Bauten: Thermen, Sitze von Korporationen sowie Ehrendenkmäler.
Die grossen Bauten
Der Tempel Grange-des-Dîmes aus dem frühen 2. Jahrhundert war die monumentalisierte Version eines keltischen fanum (Heiligtum): auf einem hohem Podium stehend, mit einer Freitreppe vor der Front, einer hohen viereckigen cella (Kern des Heiligtums) und umrahmt von einer Portikus, deren Fassade von einem pronaos (Vorhalle) mit typisch römischem Giebel durchbrochen wurde. Der Tempel stand inmitten eines temenos (geweihte Umfriedung), welcher sich zur Hauptstrasse ins südwestliche Mittelland öffnete. Im Norden grenzte diese Umfassungsmauer an eine Portikus und auch an einen Ziehbrunnen. Neuere Ausgrabungen führten zur Entdeckung verschiedener Bauphasen: Ältesten Einrichtungen (erste Hälfte des 1. Jh. n.Chr.) mit nach keltischer Einfriedungstradition parallel angelegten Gräben folgte im dritten Viertel des 1. Jahrhunderts eine gemauerte Anlage. In einem südwestlich angrenzenden temenos befand sich ein weiterer Tempel mit gallorömischem Grundriss, runder cella und einer zwölfeckigen, an der Front durch ein Portal unterbrochenen Säulenreihe. Dieser Tempel wurde kurz nach der Mitte des 1. Jahrhunderts anscheinend auf den Ruinen eines im ersten Drittel des 1. Jahrhunderts erbauten Heiligtums errichtet. Unterhalb des späteren Amphitheaters entwickelten sich vom Augusteischen Zeitalter an zwei heilige Bezirke. Auf einem davon wurde später ein Tempel erbaut, der dem Grange-des-Dîmes-Tempel vergleichbar ist. Beidseits der unter Kaiser Vespasian angelegten neuen Transitachse, die das West- und das Osttor in südlicher Umgehung der Stadtquartiere verband, entstand nach 98 n.Chr. ein monumentaler Gebäudekomplex. Er setzte sich zusammen aus der unter dem Namen Cigognier (Storchensäule) bekannten Tempelanlage im Nordwesten und dem auf derselben Achse errichteten Theater im Südosten. Der Tempel diente wahrscheinlich dem Kaiserkult der ganzen Stadt, war aber vermutlich Jupiter Optimus Maximus und anderen romanisierten einheimischen Gottheiten geweiht. Das Heiligtum (112 x 117 m) bestand aus einem römischen Tempel mit vorgelagerter Parkanlage. Diese war auf drei Seiten von einer erhöhten, vom pronaos her erreichbaren Portikus umgeben. Der Tempel selbst war dem Templum pacis in Rom nachempfunden. Gegen diese Tempelanlage öffnete sich das in 140 m Entfernung gelegene Theater. Dessen verkleinerte scaena (Bühne) verkörpert die typisch gallorömische Theaterbauweise. Auch dort fanden wahrscheinlich Zeremonien des Kaiserkultes der Civitas statt.
Das sogenannte Kapitol (es könnte sich auch um eine Kurie, Bibliothek oder einen Minervatempel gehandelt haben) stand neben dem Forum auf dem westlichen Drittel der insula 23. Es wurde ohne Zweifel unter Kaiser Trajan am ehemaligen Standort von zur Zeit des Kaisers Claudius errichteten Thermen erbaut. Diese waren bereits unter den Flaviern durch die Thermen der insula 29 ersetzt worden. In den 1970er Jahren wurden die Grundmauern des Kapitols ausgegraben, bestehend aus einer cella mit Axialnische und zwei Nebenbauten mit Vorhalle. Im westlichen Nebenbau entdeckte man in einem als Grablege gestalteten heiligen Depot die Überreste einer marmornen Minervastatue. Um ihre Bedeutung hervorzuheben, umgab die Kolonie Aventicum zur Zeit Kaiser Vespasians ihre Stadt mit einer 5,2 km langen, einschliesslich der Zinnen 7 m hohen und am Kranz 2,4 m breiten Mauer. Auf ihrer Innenseite wurde sie durch 73 Türme verstärkt, die zugleich Zutritt zum Wehrgang gewährten. Im Westen und Osten erhoben sich zwei monumentale Tore, im Nordosten fand man ein Nebentor, und im Norden und Süden werden noch je ein Tor vermutet. Die Mauer mit einem Graben davor war in der Ebene auf Holzpfähle abgestützt, die in die Jahre 72-77 n.Chr. datiert wurden. Sie umschloss ein Territorium, das mindestens viermal grösser war als das gesamte städtische Siedlungsgebiet zur Zeit seiner grössten Ausdehnung. Das erst kürzlich restaurierte Amphitheater fügt sich in die Ostflanke des Hügels von Avenches ein. Es gehört zu den Vollbautypen und wies anfänglich (Anfang 2. Jh. n.Chr.?) zwanzig mit Holz verschalte Erdstufen und zwölf gemauerte Zugangstreppen auf. Das Haupttor führte von Osten in die Arena. Flankiert war es von zwei Nebentoren, durch die man über eine Treppe zur untersten Sitzreihe gelangte. Vom Westen der Arena führten eine Rampe und Treppen axial zum Niveau der heutigen Stadt hinauf. Ein Dienstgang verlief entlang der Südseite der Arena. Um die Wende vom 2. zum 3. Jahrhundert (?) wurde das Amphitheater erweitert: Die Aussenseiten wurden durch einen gemauerten Mauerring mit Aussennischen aufgestockt. Dies erlaubte die Vergrösserung auf dreissig von einer Portikus gekrönte Steinränge, zu denen achtzehn Vomitorien (Zugänge) und Treppen führten. Die östlichen Eingänge waren mit einer monumentalen Fassade aus grossen Sandsteinblöcken und mit drei Bögen versehen. Thermen, unerlässlicher Bestandteil einer jeden römischen Stadt, befanden sich in den insulae 18, 19, 23 und 29. Öffentlich zugänglich sind heute die Reste des Frigidariums und des Tepidariums, sowie Teile des Kaldariums der Thermen der insula 29 (En Perruet). Sie wurden zur Zeit der Flavier erbaut und wiesen auch ein Dampfbad, ein Freibad sowie eine Sport- und Spielanlage auf. Bereits unter Kaiser Tiberius standen die Thermen der insula 19 den Besuchern des benachbarten Grange-des-Dîmes-Tempels zur Verfügung.
Die Wohnsiedlung
Die bisher untersuchten Wohnquartiere liegen hauptsächlich nördlich und westlich des Forums. In den ältesten Häusern aus tiberischer Zeit fanden sich Holzkonstruktionen mit Lehmmauern. Ein Metzger bewohnte die Nordseite des Ostteils der insula 16. Der Ostteil der insula 10 blieb bis ins 3. Jahrhundert in drei Parzellen unterteilt. Der Westteil der insula 4 und die insulae 12 und 18 bestanden aus 2- bis 3-Zimmerwohnungen. Zwischen 40 und 70 n.Chr. wurden die vom cardo geteilten insulae 4, 10 und 16 neu aus Stein gebaut. Die Fussböden der insulae 6, 12 und 18 waren erhöht, die Mauern aus Holz und Lehmziegel farbig verputzt, Schwellen und Säulen oft aus Molasse. Kaufläden belebten die Strassenseite der Häuser, die manchmal ein Peristyl mit Innengarten verschönerte. Gegen Ende des 1. und im 2. Jahrhundert wurden Häuser vergrössert, wobei man sich weiterhin an den alten Grundstücksgrenzen orientierte. Am Fusse des Hügels, in welchen das Amphitheater eingebettet war, gewannen die Quartiere an Grösse; ein reich ausgestattetes Stadthaus entstand in der insula 13. Der Ostteil der nahe beim Forum gelegenen insula 16 fiel an einen einzigen Besitzer. Die Böden, aus Kalkbeton, wurden erhöht, die gemauerten Wände tief verankert. In die zweite Hälfte des 2. und in das 3. Jahrhundert datieren diverse durch Hypokausten geheizte Zimmer. Hier wurden die Zimmer zahlreicher, aber kleiner, dort mit Mosaiken geschmückt. Gegen Ende des 1. Jahrhunderts bedingte die Siedlungsentwicklung und -verdichtung die Verlegung derjenigen Gewerbe, die ihre Umgebung durch Lärm und Gestank belasteten, an den Stadtrand: Töpfer, Ziegler, Gerber, Glasbläser, Schmiede, Bronze- und sonstige Giesser liessen sich hauptsächlich in den nördlichen Aussenquartieren nieder. Unter Kaiser Nero etablierte sich eine wasserbetriebene Mühle an der Strasse, die in nordöstlicher Richtung aus der Stadt führte. Die reicheren Bürger bewohnten ebenfalls den Stadtrand und liessen weiträumige und luxuriöse Villen auf den Abhängen Derrière-la-Tour im Westen und entlang der zum Osttor führenden Strasse erbauen. Im Verlauf der zweiten Hälfte des 3. Jahrhunderts scheinen die Häuser des Stadtzentrums wieder vermehrt handwerkliche Betriebe beherbergt zu haben, wie die Bronzegiessereien der insulae 10 und 12 nahelegen.
Nekropolen
Vor den Stadtmauern waren die Strassen von Gräbern gesäumt, welche im Laufe der Jahrhunderte verschiedene Stile aufwiesen: Körper- und Brandbestattungen mit unterschiedlichen Aufbauten vom einfachen Stein bis zum monumentalen Mausoleum, wie es vor kurzem bei En Chaplix entdeckt wurde. Die Grabbeigaben gewähren Einblick in die verschiedenen sozialen Gruppen, die während dreier Jahrhunderte in Aventicum lebten.
Das Territorium von Aventicum
Der Umfang der Kolonie Aventicum ist nicht bekannt. Man hat Spuren einer Einteilung der Broye-Ebene in Zenturien sowie bedeutende villae urbanae (Russalet) und rusticae (z.B. Vallon, Cormérod) entdeckt, Indizien einer systematischen Nutzung des Gebiets. Aventicum verfügte ausserhalb der Mauern über zwei Hafenanlagen: eine am Ufer des Murtensees, die andere am Ende eines zum See führenden Kanals. Diese Anlagen und die Erwähnung eines Kollegiums von Seeleuten lassen den Schluss zu, dass Aventicum ein wichtiger Umschlagplatz und Etappenort war. Die Wasserversorgung der grossen Kolonie war teils durch Brunnen, teils durch Aquädukte gesichert (sechs wurden bisher entdeckt). Der längste leitete das südlich von Payerne gefasste Quellwasser der Arbogne zur Stadt.
Quellen und Literatur
- BPA 1-, 1887-
- G. Kaenel, Céramiques gallo-romaines décorées, 1974
- A.: nouvelles et informations de l'Association Pro Aventico, 1977-
- M. Verzàr, Un temple du culte impérial, 1978
- «Chronique archéologique», in RHV, 1979-
- P. Bridel, Le sanctuaire du Cigognier, 2 Bde., 1982
- «Archäolog. Fundber.», in JbSGUF 66-, 1983-
- H. Bögli, Aventicum, la ville romaine et le musée, 1984 (31996)
- D. Castella, La nécropole du port d'Avenches, 1987
- D. Castella, L. Flutsch, «Sanctuaires et monuments funéraires à Avenches-en Chaplix VD», in ArS 13, 1990, 2-30
- J. Favrod, M. Fuchs, «Avenches de 260 à l'époque mérovingienne», in Museum Helveticum 47, 1990, 163-180
- M. Bossert, Die figürl. Reliefs von Aventicum, 1994
- D. Castella et al., Le moulin hydraulique gallo-romain d'Avenches "En Chaplix", 1994
- «Aventicensia», in Arculiana, hg. von F.E. Koenig, S. Rebetez, 1995, 2-271
- R. Frei-Stolba, A. Bielman, Musée romain d'Avenches: les inscriptions, 1996
- S. Rebetez, Mosaïques, Ausstellungskat. Avenches, 1997
- R. Frei-Stolba et al., «Recherches sur les institutions de Nyon Augst et Avenches», in Cités, municipes, colonies, hg. von M. Dondin-Payre, M.-T. Raepsaet-Charlier, 1999, 29-95
- As. 2, 2001