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JakobStutz

27.11.1801 Isikon (Gemeinde Hittnau), 14.5.1877 Bettswil (Gemeinde Bäretswil), reformiert, von Hittnau. Sohn des Hans, Baumwollhändlers, und der Anna geborene Weber. Nach der Volksschule Unterricht bei Pfarrer Salomon Tobler, Besuch von Lehrerkursen, Kontakt mit pietistischen Kreisen, 1827 Lehrer an der Blinden- und Taubstummenanstalt Zürich unter Ignaz Thomas Scherr. Ab 1836 leitete Jakob Stutz eine Privatschule in Schwellbrunn, inszenierte dort eigene Dramen ("Winterabende in Schwellbrunn", 2 Bde., 1841), wurde aber 1841 wegen pädophiler Neigungen entlassen. 1842 bezog Stutz eine Klause in Sternenberg, wo er junge Leute, unter anderem Jakob Senn und Jakob Messikommer, um sich sammelte sowie eine Bibliothek und eine Sparkasse gründete. Der Homosexualität angeklagt, wurde er 1856 des Kantons Zürich verwiesen. Stutz schlug sich als Hauslehrer und Dorftheaterregisseur durch, bis ihn 1867 seine Nichte Margaretha Walder in Bettswil aufnahm. Nach ersten moritatenhaften Gedichten ab 1818 erschienen ab 1829 mundartliche Gespräche im "Zürcher Kalender" und 1831 die erste der sechs erfolgreichen Sammlungen "Gemälde aus dem Volksleben […] in gereimten Gesprächen Zürcherischer Mundart". Darin hebt Stutz in didaktischer Absicht die dunkleren Seiten des Landlebens hervor und wendet sich gegen dessen Verklärung durch die damalige Mundartdichtung. Der Quellenwert seiner "Gemälde", in denen er auch den Brand von Uster darstellte (Bd. 3, 1836), sowie seiner Autobiografie (1853) beruht auch darauf, dass er infolge rudimentärer Bildung und prekärer Lebenssituation die Verbindung zum volksmässigen Denken nie verloren hat.

Quellen und Literatur

  • Tagebücher 1827-1831, bearb. von D. Meili, 1976
  • Siebenmal sieben Jahre aus meinem Leben, 2001 (mit Bibl. und Werkverz.)
  • E. Bucher, «Ein sozio-ökonom. und ein polit. Kapitel aus der Regeneration», in SZG 32, 1982, 5-124
  • Jakob Stutz 1801-1877, 2001
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Kurzinformationen
Lebensdaten ∗︎ 27.11.1801 ✝︎ 14.5.1877

Zitiervorschlag

Walter Haas: "Stutz, Jakob", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 20.07.2012. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/012335/2012-07-20/, konsultiert am 29.03.2024.