de fr it

Johann GeorgSulzer

Porträt Johann Georg Sulzer. Öl auf Leinwand von Anton Graff, 1771 (Kunst Museum Winterthur / Reinhart am Stadtgarten, Depositum der Stadt Winterthur; Fotografie Schweizerisches Institut für Kunstwissenschaft, Zürich).
Porträt Johann Georg Sulzer. Öl auf Leinwand von Anton Graff, 1771 (Kunst Museum Winterthur / Reinhart am Stadtgarten, Depositum der Stadt Winterthur; Fotografie Schweizerisches Institut für Kunstwissenschaft, Zürich). […]

16.10.1720 Winterthur, 27.2.1779 Berlin, reformiert, von Winterthur. Sohn des Heinrich Sulzer, Ratsherrn und Seckelmeisters, und der Elisabeth Künzli. 1750 Catharina Wilhelmine Keusenhof (1760), verwaiste Tochter des vermögenden Kaufmanns Adolph Keusenhof, aus Magdeburg. Johann Georg Sulzer schloss seine Studien am Carolinum in Zürich, unter anderem bei Johann Jakob Bodmer und Johann Jakob Breitinger, 1739 mit der Ordination ab. Daneben nahm er naturwissenschaftlichen Privatunterricht bei Johannes Gessner. Er war 1740-1741 Privatlehrer in Zürich, 1741-1742 Vikar in Maschwanden, 1742 Hauslehrer auf Schloss Widen an der Thur und 1743-1747 in Magdeburg, 1747-1763 Professor der Mathematik am Joachimsthalschen Gymnasium in Berlin, 1765 Professor der Philosophie an der neu errichteten Ritterakademie und ab 1776 Direktor der philosophischen Klasse der Akademie der Wissenschaften Berlin (ab 1750 Mitglied). Seinen pädagogischen Schriften (u.a. Versuch einiger vernünftigen Gedancken von der Auferziehung u. Unterweisung der Kinder, 1745) liess Sulzer praktische Tätigkeit als Reformer mehrerer preussischer Lehranstalten folgen (Pädagogik). Sulzer gehörte zu den schweizerischen Wissenschaftlern, die von König Friedrich II. sehr geschätzt wurden. Nach langjähriger Vorarbeit erschien 1771 und 1774 sein Hauptwerk, die Allgemeine Theorie der Schönen Künste. Dieses Lexikon ästhetischer Begriffe fand trotz Kritik der jüngeren Generation (u.a. Johann Wolfgang von Goethe) an der darin vertretenen moralischen Bestimmung der Kunst grosse Verbreitung und begründete Sulzers Stellung als Hauptvertreter der deutschen Ästhetik der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts (Kunstgeschichte). Die Aufgabe der Kunst besteht nach Sulzer in der möglichst «lebhaften Rührung der Gemüther» und der «Erhöhung des Geistes und Herzens». Sie bilde in uns eine «verfeinerte Sinnlichkeit», die aber unter der «Führung der Vernunft» stehen müsse, um nicht in Fanatismus oder Weichlichkeit auszuarten. Wegen seiner universalen Interessen, seines Strebens nach Glück und Harmonie sowie seines liebenswürdigen Wesens wurde Johann Georg Sulzer von seinen Zeitgenossen «der Weltweise» genannt.

Quellen und Literatur

  • Tumarkin, Anna: Der Ästhetiker Johann Georg Sulzer, 1933.
  • Wili, Hans: Johann Georg Sulzer. Persönlichkeit und Kunstphilosophie, 1945.
  • Dobai, Johannes: Die bildenden Künste in Johann Georg Sulzers Ästhetik. Seine «Allgemeine Theorie der Schönen Künste», 1978.
  • Grunert, Frank; Stiening, Gideon (Hg.): Johann Georg Sulzer (1720-1779). Aufklärung zwischen Christian Wolff und David Hume, 2011.
Von der Redaktion ergänzt
  • Kittelmann, Jana: Empfindsame Vernunft. Johann Georg Sulzers Kulturen des Briefes, 2023.
Weblinks
Normdateien
GND
VIAF

Zitiervorschlag

Hubert Steinke: "Sulzer, Johann Georg", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 17.08.2012. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/012337/2012-08-17/, konsultiert am 11.12.2024.