21.12.1866 Bern, 18.10.1934 im Zug zwischen Chexbres und Bern, reformiert, von Bern. Sohn des Alexander (->). Bruder von Albert (->) und Franz (->). 1894 Adele Stettler. Ab 1885 Lerberschule (Freies Gymnasium) in Bern. Studium der Jurisprudenz in Lausanne, Leipzig, Berlin und Heidelberg, 1891 Promotion in Heidelberg. 1892-1896 und 1905-1915 Redaktor beim "Berner Tagblatt", 1896-1905 Direktionssekretär bei der Schweizerischen Mobiliarversicherung. 1902-1912 konservativer Berner Stadtrat, Tätigkeit für das Schweizerische Rote Kreuz und als Präsident der Kirchenverwaltungskommission in Bern. 1917 mit dem Verleger Friedrich Reinhardt Gründer der Familienzeitschrift "Die Garbe" und deren Herausgeber bis 1934, ab 1920 freier Schriftsteller.
Nach frühen schriftstellerischen Versuchen (u.a. die historischen Schauspiele "Major Davel" 1892 und "Der Twingherrenstreit" 1899) schaffte Rudolf von Tavel mit "Jä gäll so geit's" (1901) den Durchbruch. Diesem von Josef Viktor Widmann hochgelobten ersten Teil einer Trilogie aus der Umbruchszeit 1798-1831 folgten "Der Houpme Lombach" (1903) und "Götti und Gotteli" (1906). In seinen weiteren 14 berndeutschen Romanen, welche die Geschichte des bernischen Patriziats vom Mittelalter ("Meischter und Ritter" 1933) bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts ("Der Donnergueg" 1916) darstellten, blieb Tavel seinem einmal gefundenen Stil treu. Im Unterschied zu Jeremias Gotthelf und seinen Zeitgenossen Simon Gfeller und Josef Reinhart schilderte er darin die Städter und behandelte die ländliche Welt, ausgenommen in einigen späten Romanen, mit einer gewissen Herablassung, was sich auch in der Sprache äusserte. Tavel verteidigte das Stadtberndeutsch auch publizistisch gegen das aus seiner Sicht mit sprachlichen Faulheiten und Grobheiten behaftete Landberndeutsche. Traf Tavel mit seinen historischen Romanen ein zeittypisches Bedürfnis nach Bewahrung einer untergegangenen Welt, so fehlte ab der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts zunehmend das Verständnis für die schon zu Tavels Lebzeiten anachronistische Welt des Berner Patriziats.