2.2.1808 Signau,4.11.1857 Signau, reformiert, von Signau. Schlosser, Redaktor und Emmentaler Volksdichter.

Christian Wiedmer stammte aus einer Familie von Dorf- und Störschneidern, seine Mutter Magdalena geborene Jakob war die Tochter eines Langnauer Webers. Entgegen der Familientradition entschied er sich für den Beruf des Mechanikers und fand durch Vermittlung einer Tante seines Vaters Christian Wiedmer 1823 eine Lehrstelle in Basel, wo er nur wenige Monate blieb. 1824 begann er bei Schlossermeister Peter Lüthi in Lauperswil erneut eine Lehre und schloss diese drei Jahre später erfolgreich ab. Nach kurzer Wanderschaft, die er aus gesundheitlichen und familiären Gründen abbrechen musste, eröffnete er 1829 eine Werkstatt in Signau und baute sich wenig später ein eigenes Haus. 1831 verheiratete er sich mit Elisabeth Lüthi. Einen Namen machte er sich vor allem mit kunstvoll geschmiedeten Truhen, die als Tresore Verwendung fanden. 1842 beschäftigte er bereits zwölf Gesellen.

Schon während seiner Lehre soll Wiedmer satirische Gedichte geschrieben haben, die liberale Bewegung nach 1830 regte ihn zu weiterem Schreiben an. 1845 nahm er am zweiten Freischarenzug, 1847 auch am Sonderbundskrieg teil. In einem Gedicht, das im Dorfblatt von Langnau publiziert wurde, kritisierte er die ambivalente Haltung der Berner Regierung gegenüber den Freischaren. Der Verleger Friedrich Wyss bat ihn darauf um weitere poetische Beiträge. 1846/1847 übernahm Wiedmer die Redaktion des Blattes, das unter seiner Leitung die Abonnentenzahl von 500 auf 3500 steigerte und sich ab 1850/1851 Emmenthaler Wochenblatt bzw. ab 1855 Emmenthaler Blatt nannte. Viele seiner Gedichte erschienen erstmals in dieser Zeitung, meist auf der Titelseite, und befassten sich mit politischen Tagesfragen. Als Redaktor kämpfte er gegen konservative Strömungen und griff auch Albert Bitzius als «stadtburgerlichen Jesuiten und weltbekannten Zotenreisser» scharf an. Für die Nachwelt wurde Wiedmer als Sänger des Emmentaler Lieds und gemütvoller Mundartdichter zum Inbegriff eines Emmentals, als dessen epische Stimme ausgerechnet sein politischer Kontrahent Albert Bitzius alias Jeremias Gotthelf galt.
