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Heinrich vonGundelfingen

zwischen 1440 und 1450 in oder bei Konstanz, 1490 Waldkirch (Baden, D). Sohn des Niklaus, Propstes des Stifts Beromünster und Konstanzer Generalvikars. Enkel des Heinrich, St. Galler Abtes und Freiherrn. 1458 Stud. in Heidelberg und 1460 in Freiburg i. Br., bei der Magisterprüfung propter deformitatem morum (wegen sittl. Fehlverhaltens) abgewiesen. Ab 1471 Prof. der Poetik und Rhetorik in Freiburg i. Br., 1477 Prorektor und dreimal Dekan der Artistenfakultät. Bereits 1460 erhielt G. eine Anwartschaft auf ein Kanonikat in Beromünster, besass 1462-67 die Kaplanei in Grosswangen und 1467-71 die Pfarrstelle in Oberkirch. 1469/80 erhielt er eine Chorherrenstelle in Beromünster, wo er kaum residierte. Dazu besass G. weitere Benefizien im süddt. Raum: 1464 war er Inhaber einer Altarpfründe am Münster in Freiburg, die an die Bedingung geknüpft war, dass er innert zweier Jahren die Priesterweihe empfangen müsse. 1477 wurde er Kaplan des österr. Hzg. Sigismund, der zu den Gönnern der Freiburger Universität gehörte. 1486 tauschte er die Freiburger Altarpfründe gegen die Kaplanei St. Michael in Waldkirch ein. G. gilt als Wegbereiter des Humanismus und verfasste mehrere Werke hist., geograf. und hagiograf. Art, darunter die polit. Schrift "Vom Herkommen der Schwyzer" (früher Hans Fründ zugeschrieben) und 1488 die erste, stilisiert lobende Lebensbeschreibung des Eremiten Niklaus von Flüe. Wie der Luzerner Stadtschreiber Renward Cysat berichtet, wurde der Pergamentband, den G. zum Dank für seine Chorherrenstelle dem Stand Luzern gewidmet hatte, jedoch gestohlen, verkauft und erst 1591 wieder in Sachseln aufgefunden. Im Prozess um die Seligsprechung von Bruder Klaus wurde er ab 1591 mehrfach kopiert, war später erneut verschollen und wurde 1932 in Bologna wiederentdeckt.

Quellen und Literatur

  • Bruder Klaus: die ältesten Qu. über den seligen Niklaus von Flüe, sein Leben und seinen Einfluss, hg. von R. Durrer, 2 Bde., 1917-21
  • J.F. Rüegg, Heinrich G., 1910
  • J. Sidler, Die Bildungsverhältnisse im Kt. Luzern mit besonderer Berücksichtigung des Klerus, 1971
  • H. Büchler-Mattmann, Das Stift Beromünster im SpätMA, 1313-1500, 1976
  • P. Meier, Ich Bruder Klaus von Flüe, 1997
Weblinks
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VIAF

Zitiervorschlag

Gregor Egloff: "Gundelfingen, Heinrich von", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 03.10.2017. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/012660/2017-10-03/, konsultiert am 19.03.2024.