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Hermann von Reichenau

Hermann der Lahme

18.7.1013 in Schwaben, 24.9.1054 Reichenau. Sohn des Gf. Wolfrat von Altshausen-Veringen und der Hiltrud. Mit sieben Jahren kam H. in das Kloster Reichenau, erhielt dort seine Ausbildung und empfing um 1043 die Priesterweihe. Von Kindheit an spastisch gelähmt, war H. zeitlebens an den Tragstuhl gefesselt (daher der Beiname contractus, der Lahme) und konnte nur mit Mühe sprechen. Mit Abt Berno, unter dem H. Mönch in Reichenau war, zählt er zu den bedeutendsten und vielseitigsten Gelehrten seiner Zeit. Zahlreich sind seine Schriften zu den Wissenschaften des Quadriviums: Neben musiktheoret. Überlegungen entwickelte H. eine eigene Notenschrift, die sich freilich nicht durchsetzen konnte. Er komponierte die beliebte Mariensequenz "Ave praeclara maris stella" (früher wurden H. auch das "Salve regina" und das "Alma redemptoris mater" zugeschrieben). Auf mathemat. und astronom. Studien beruhen H.s Lehrschriften über den Gebrauch des Abakus, das Zahlenkampfspiel, die Funktion des Astrolabiums sowie über die Sonnen- und Mondfinsternis. Diese und H.s Handbuch zur Zeitrechnung, der "Computus", bildeten die Grundlage für das neue chronolog. Gerüst, das H. seiner Weltchronik zugrunde legte. Sie umfasst die Zeit von Christi Geburt bis 1054, beleuchtet auch die Geschichte des Herzogtums Schwaben sowie des Burgunds und ist insbesondere für die Zeit der Ks. Konrad II. und Heinrich III. eine wichtige Quelle.

Quellen und Literatur

  • LexMA 4, 2167-2169
  • A. Borst, «Ein exemplar. Tod», in Tod im MA, 1993, 25-58
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Zitiervorschlag

Alfons Zettler: "Hermann von Reichenau", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 30.08.2006. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/012708/2006-08-30/, konsultiert am 28.03.2024.