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MartinLe Franc

1408 im Gebiet von Aumale (Normandie), 1461 Genf (Testament vom 8.11.1461). Stud. in Paris. 1435 weilte L. in Arras. Wenig später bat er in zwei Briefen an den Hzg. von Savoyen und dessen Kanzlei um ein Amt. Seine Bemühungen waren von Erfolg gekrönt, denn er trat 1439 als Übersetzer in den Dienst von Amadeus VIII. Als dieser am 5.11.1439 zum Papst (Felix V.) gewählt wurde, machte er L. zu seinem Sekretär. Am 1.7.1440 wurde L. ans Konzil von Basel berufen. Er erhielt ein Kanonikat und eine Pfründe in Lausanne, später wurde er dort Propst des Kapitels, ein Amt, das er bis ans Ende seines Lebens innehatte. 1444 wurde er Kanonikus in Turin und 1447 an der Kirche Saint-Gervais in Genf. Als Felix V. 1449 abdankte, behielt L. unter Nikolaus V. seine Funktion als apostol. Protonotar. 1452 erscheint L. als Steuereinnehmer des Hzg. Ludwig von Savoyen. Ab 1460 war er Verwalter des Priorats Novalesa im Piemont.

L. schrieb viel auf Lateinisch und Französisch. Das lat. Werk blieb unveröffentlicht. Darunter befinden sich "De bono mortis" (1437?), ein Dialog mit einem gewissen Johannes, zwei Briefe, in denen L. seine Kenntnisse der Rhetorik entfaltet, eine Predigt über das Hohelied 2:13-14, die Leichenpredigt für Philibert de Roches sowie 16 Hexameter gegen den Koran. Sein franz. Werk ist in Frankreich das bedeutendste seiner Zeit. In "Le Champion des dames" (1440-42, mehr als 24'000 Verse) machte er sich zum Verteidiger der Frauen und verurteilte die Zügellosigkeit des Adels. Dieses Vorgehen rechtfertigte L. später in einem Klagelied ("Complainte"). In seinem im Prosastil verfassten "L'Estrif de Fortune et Vertu" (1447-48), den er im Auftrag des Hzg. Philipp von Burgund geschrieben hatte, versuchte L. die traditionellen Schicksalsvorstellungen zu widerlegen. Weitere Werke L.s sind ein Rondeau, eine Ballade sowie für die Bibel des Jean Servion die franz. Übersetzung des Prologs des hl. Hieronymus zum Buch Jeremia.

Quellen und Literatur

  • Le Champion des dames, Verse 1-8144 (Tl. 1), hg. von A. Piaget, 1968; Bd. 3, hg. von D.A. Fischer, 1981
  • O. Roth, Studien zum "Estrif de Fortune et Vertu" des Martin L., 1970
  • HS I/4, 386 f.
  • Dictionnaire des lettres françaises, le Moyen Age, 1992, 997 f.
  • M.-R. Jung, «Situation de Martin L.», in Pratiques de la culture écrite en France au XVe siècle, 1993
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Zitiervorschlag

Marc-René Jung: "Le Franc, Martin", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 18.03.2009, übersetzt aus dem Französischen. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/012758/2009-03-18/, konsultiert am 19.03.2024.