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UlrichRösch

4.7.1426 Wangen im Allgäu, 13.3.1491 Wil (SG). Sohn eines Bäckermeisters. Ulrich Rösch kam als Küchenjunge und Knecht ins Kloster St. Gallen. 1451 wurde er im Konflikt zwischen Abt Kaspar von Landenberg und dem Konvent zum Grosskeller bestellt, 1453 seines Amts enthoben und für zwei Monate ins Exil ins Kloster Wiblingen bei Ulm geschickt. Danach führte Rösch, gestützt von einem Teil des Konvents, den Kampf gegen den Abt fort. Ein Schiedsspruch von Kardinal Enea Silvio Piccolomini, dem späteren Papst Pius II., in Rom übertrug Rösch 1457 als neu ernanntem Pfleger die Klosterverwaltung in geistlichen und weltlichen Angelegenheiten. Nach der Abdankung Abt von Landenbergs wurde Rösch im Frühjahr 1463 in Rom von Papst Pius II. zum Abt ernannt, benediziert und nach dem Tod seines Vorgängers im Mai 1463 vom Papst in seinem Amt bestätigt.

Titelblatt des Kopialbuchs (Bd. 436) der Stiftungsbriefe für das Frühamt Unserer lieben Frau im St. Galler Münster, 1487 (Stiftsarchiv St. Gallen).
Titelblatt des Kopialbuchs (Bd. 436) der Stiftungsbriefe für das Frühamt Unserer lieben Frau im St. Galler Münster, 1487 (Stiftsarchiv St. Gallen). […]

Rösch schuf als Fürstabt die Grundlagen für die geistliche Territorialherrschaft durch den Erwerb zahlreicher Niedergerichte, die Einlösung von Hochgerichtsrechten, die Aufzeichnung von einheitlichen Offnungen, den Erlass einer Landsatzung, den Ausbau der Verwaltungs- und Gerichtsorganisation, die Schaffung der Ämter des Kanzlers und des Hofmeisters, den Kauf der Grafschaft Toggenburg (1468), eine verbesserte Wirtschaftsführung und rege Bautätigkeit. Er erneuerte die Ordnung des Klosterlebens und erweiterte den Bibliotheksbestand. Schon als Pfleger veranlasste Rösch die Neubindung zahlreicher Handschriften und die Abfassung eines Bücherverzeichnisses (1461). Von Kaiser Friedrich III. liess er sich mit den Regalien belehnen. Für Kaiser und Papst wirkte er als Gesandter und Vermittler. 1477 schlug er die von Papst Sixtus IV. angebotene Kardinalswürde aus. Dank der 1479 und 1490 durch den sogenannten Hauptmannschaftsvertrag verstärkten Bindung an die vier eidgenössischen Schirmorte Zürich, Luzern, Schwyz und Glarus erwehrte sich die Abtei erfolgreich gegen innere und äussere Bedrohungen. Röschs kühner Plan, das Hauptkloster nach Rorschach zu verlegen, wurde von bewaffneten Bürgern der Stadt St. Gallen, von Appenzellern und Rheintalern vereitelt (Rorschacher Klosterbruch).

Quellen und Literatur

  • HS III/1, 1319-1322
  • Ulrich Rösch, St. Galler Fürstabt und Landesherr, hg. von W. Vogler, 1987
  • P. Robinson, Die Fürstabtei St. Gallen und ihr Territorium 1463-1529, 1995, 30-32, 135-141
  • SGGesch. 2, 168-176
  • P. Lenz, «"nùwe bücher": Bucherwerbungen unter dem Pfleger und Abt Ulrich Rösch», in Schatzkammer Stiftsarchiv St. Gallen, hg. von P. Erhart, 2009, 57-61
  • E. Tremp, «Fürstabt Ulrich Rösch von St. Gallen (1463-1491) zwischen Eidgenossen und Reich», in König, Fürsten und Reich im 15. Jh., hg. von F. Fuchs et al., 2010, 157-169
Weblinks
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Zitiervorschlag

Philipp Lenz: "Rösch, Ulrich", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 05.01.2012. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/012796/2012-01-05/, konsultiert am 07.11.2024.