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Glarean

Als Dichter in einer Federzeichnung von Hans Holbein dem Jüngeren. In Basel erschienene Ausgabe der Stultitiae Laus ("Lob der Torheit") des Erasmus von Rotterdam, 1515 (Kunstmuseum Basel, Kupferstichkabinett, Inv. 1662.166).
Als Dichter in einer Federzeichnung von Hans Holbein dem Jüngeren. In Basel erschienene Ausgabe der Stultitiae Laus ("Lob der Torheit") des Erasmus von Rotterdam, 1515 (Kunstmuseum Basel, Kupferstichkabinett, Inv. 1662.166). […]

Juni 1488 (Heinrich Loriti) Mollis, 27./28.3.1563 Freiburg im Breisgau, von Mollis. Sohn eines Loriti, Bauern und Ratsherrn in Glarus. 1) 1522 Ursula Offenburg (1539), Tochter des Hermann, Basler Junkers, 2) 1541 Barbara Speyer, Witwe des Basler Professors Johannes Romanus Wonnecker. Nach der Grundausbildung in Bern und Rottweil studierte Glarean in Köln (1508 Bakkalaureus, 1510 Magister Artium), zog nach 1514 nach Basel, wo er in fruchtbarem Kontakt mit Buchdruckern (Johannes Froben und Heinrich Petri) und Gelehrten (Erasmus von Rotterdam und Oswald Myconius) bis 1529 als Bursenleiter wirkte; zwischenzeitlich hielt er sich in Pavia (1515) und in Paris (1517-1522) auf. Die Einführung der Reformation, die er entschieden ablehnte, veranlasste ihn, Basel zu verlassen und ins benachbarte Freiburg im Breisgau überzusiedeln. Dort lehrte er an der Universität bis zu seinem Altersrücktritt 1560 Poetik, Geschichte und Geografie.

Glarean trat zunächst als neulateinischer Dichter in Erscheinung; ein Lobgedicht auf Maximilian I. trug ihm 1512 die Krönung zum Poeta laureatus ein. In der Basler Zeit wandte er sich der Wissenschaft zu und erlangte in der Folge als Gelehrter auf unterschiedlichen Gebieten weitreichende Bedeutung. Er tat sich als produktiver Herausgeber und Kommentator römischer und griechischer Autoren wie Tacitus, Livius und Homer, aber auch weniger bekannter wie Justin und Eutrop hervor. In «De geographia liber unus» (1527) beschäftigte er sich mit den Grundlagen der mathematischen Geografie und hielt als Erster die sogenannte Deklination, die Missweisung der Kompassnadel, fest; das Werk war noch im 17. Jahrhundert in Gebrauch. Seine «Epitome de sex arithmeticae practicae speciebus» (nach 1539) wurden zu einem an den Universitäten oft benutzten Mathematiklehrmittel. Nachhaltigste Wirkung jedoch hatten seine Leistungen im Bereich der Musik. Mit seiner in der «Isagoge» (1516) vorbereiteten, im «Dodekachordon» (1547) durchgeführten Definition der Lehre von den zwölf Tonarten, die er auf Theorien aus der Antike abstützte, aber auch mit der Neubelebung des Choralgesangs wurde er zum musiktheoretischen Reformer. Glarean blieb eng mit seiner Heimat verbunden: Er publizierte in seiner Frühzeit unter anderem eine «Helvetiae descriptio», pflegte eine Freundschaft mit Aegidius Tschudi und bis 1523 auch mit Huldrych Zwingli. Er stand aber auch in intensiver Beziehung zum gelehrten Europa. Der bereits von seinen Zeitgenossen hochgeschätzte Lehrer gehört zu den bedeutendsten Humanisten des oberrheinischen Raumes.

Quellen und Literatur

  • Bayerische Staatsbibliothek München, Nachlass
  • H. Schreiber, Heinrich Loriti Glareanus, 1837, (mit Werkverz.)
  • E. Lichtenhahn, «"Ars perfecta" – zu Glareans Auffassung der Musikgesch.», in Fs. Arnold Geering zum 70. Geburtstag, hg. von V. Ravizza, 1972, 129-138
  • Der Humanist Heinrich Loriti, gen. Glarean 1488-1563, 1983
  • A. Berchtold, Bâle et l'Europe 1, 1990, 360-372
  • H.-H. Mack, Humanist. Geisteshaltung und Bildungsbemühungen am Beispiel von Heinrich Loriti Glarean (1488-1563), 1992
  • F.D. Sauerborn, «"... atque suum familiarem nominarint"», in Zs. des Breisgau-Geschichtsvereins "Schau-ins-Land" 120, 2001, 57-75
Weblinks
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VIAF

Zitiervorschlag

Hans Ulrich Bächtold: "Glarean", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 19.12.2006. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/012800/2006-12-19/, konsultiert am 10.04.2024.