de fr it

Aarolfingen

Planungsutopie der Hochkonjunkturzeit der späten 1960er und frühen 1970er Jahre. Aufbauend auf den Strukturen der Städte AARau, OLten, ZoFINGEN sowie 15 solothurnischen und 18 aargauischen Gemeinden sollte schrittweise eine polyzentrale Mittellandstadt für 330'000 Einwohner mit Universität und anderen grossstädtischen Zentrumseinrichtungen entstehen (Städtebau). Aarolfingen sollte einen Gegenpol zu den Ballungszentren Basel, Bern, Luzern und vor allem Zürich bilden (Urbanisierung) und die Zersiedelung des Mittellands aufhalten. Die im "Leitbild der Besiedlung des Kantons Aargau" (1968) formulierte Idee Aarolfingen stimmte mit den Vorstellungen des Instituts für Orts-, Regional- und Landesplanung der ETH Zürich überein. So sah das raumplanerische Leitbild der Schweiz "CK-73" (Chefbeamten-Konferenz 1973) zur Entmischung von Zürich und Basel die Förderung eines neuen schweizerischen Hauptzentrums im Raum Aarau-Olten vor. Widerstand erwuchs Aarolfingen seitens der Regionalplanungsgruppen und des Kantons Solothurn, der um seine territoriale Integrität bangte und den national wünschbaren Siedlungsschwerpunkt als unvereinbar mit seinem eigenen, dezentralen Leitbild ablehnte. Aarolfingen fehlte trotz einsetzender Planungsdebatten die Unterstützung in der Öffentlichkeit. 1974 wurde das Projekt auch im Kanton Aargau als unrealisierbar zu den Akten gelegt, zu einer Zeit, da die Rezession allgemein zur Abkehr von raumplanerischen Grossprojekten führte. Das Konzept lebt unter dem Begriff Mittellandstadt weiter, teilweise mit anderen geografischen Schwerpunkten (Einbezug Langenthals oder des solothurnischen Gäus), und hat 1994-1996 in der Mittelland Zeitung, einem Zusammenschluss des Aargauer Tagblatts, des Oltner Tagblatts und des Zofinger Tagblatts, vorübergehend eine wirtschaftliche Verwirklichung erfahren. Auf politischer Ebene finden regelmässige Gespräche zwischen den drei Stadtpräsidien statt, und 1999 wurde die Zusammenarbeit in der Region mit der "Plattform Aargau Solothurn" institutionalisiert.

Quellen und Literatur

  • Aarg. Volksbl., 1.8.1989
  • Olten 1798-1991, 1991, 373
  • C. Seiler, A. Steigmeier, Gesch. des Aargaus, 1991, 180 f.

Zitiervorschlag

André Schluchter: "Aarolfingen", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 10.04.2001. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/012825/2001-04-10/, konsultiert am 07.12.2024.