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WitschardTavel

1335 erstmals erwähnt, 8.8.1375 Sitten, von Genf. Sohn des Guy, Herrn von Granges (VS). Rechtsstudium, Dienst bei Graf Aymo von Savoyen, ab 1337 dessen Rechtsberater sowie Kanzler und 1338-1341 Begleiter des Grafen auf seinen Reisen. 1338 Domherr von Genf. 1342 von Papst Clemens VI. zum Bischof von Sitten ernannt, 1343 geweiht. Witschard Tavels savoyenfreundliche Haltung führte zu Konflikten mit dem Domkapitel Sitten um das Kanzleirecht und die Immunität der Burg Valeria (Sitz des Domkapitels), mit der Stadt Sitten und mit den Walliser Zenden. 1346-1347 belastete die Affäre um den Überfall auf den Kaufmann Palmeron Turchi die Situation zusätzlich. Die Unruhen von 1349 mündeten in einen Bürgerkrieg, dem unter anderem der Konflikt zwischen Tavel und Peter von Turn zugrunde lag und der 1352 mit der Zerstörung der Stadt Sitten durch Graf Amadeus VI. von Savoyen vorläufig endete. Wie brüchig die savoyische Herrschaft im Wallis war, zeigte 1354-1355 das Eingreifen von König Karl IV. zugunsten der Zenden, verbunden mit der Ernennung von Rektoren im Wallis. Nach Abschluss des Friedensvertrags von 1360 verzichtete Graf Amadeus VI. 1361 auf seine Rechte im bischöflichen Wallis. Bischof Tavel stand den Zenden nun allein gegenüber und wurde 1361-1362 in Ernen gefangen gehalten. Nach erneuten Übergriffen ab 1364 kam es 1370 zu einem Frieden zwischen dem Bischof und Anton von Turn, wobei sich die Zenden inzwischen im Kampf gegen die Machtbestrebungen der Freiherren von Turn auf Tavels Seite gestellt hatten. Als dieser sich 1372-1374 nicht aktiv für die Politik Papst Gregors XI. gegen Mailand einsetzte, wurde er von Anton von Turn und seinen Leuten auf Burg Seta ermordet. Die Zenden vertrieben darauf die Freiherren von Turn aus dem Wallis und beschlagnahmten deren Besitz. 1346, 1347 und 1370 erliess Witschard Tavel Synodalstatuten, 1373 kaufte er den Meierturm von Sitten und machte ihn zur bischöflichen Residenz (Schloss Majoria).

Quellen und Literatur

  • V. van Berchem, «Guichard Tavel, Evêque de Sion, 1342-1375», in JSG 24, 1899, 27-397
  • HS I/5, 184-188
Weblinks
Kurzinformationen
Variante(n)
Witschard Tavelli
Familiäre Zugehörigkeit
Lebensdaten Ersterwähnung 1335 ✝︎ 8.8.1375

Zitiervorschlag

Philipp Kalbermatter: "Tavel, Witschard", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 14.08.2012. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/012999/2012-08-14/, konsultiert am 16.09.2024.