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Niklaus Friedrich vonMülinen

Niklaus Friedrich von Mülinen vor seinem Landsitz La Chartreuse am Thunersee. Öl auf Leinwand, David Sulzer zugeschrieben, um 1820 (Bernisches Historisches Museum) © Fotografie Stefan Rebsamen.
Niklaus Friedrich von Mülinen vor seinem Landsitz La Chartreuse am Thunersee. Öl auf Leinwand, David Sulzer zugeschrieben, um 1820 (Bernisches Historisches Museum) © Fotografie Stefan Rebsamen. […]

1.3.1760 Bern, 15.1.1833 Bern, reformiert, von Bern. Sohn des Albrecht (->). 1783 Maria Elisabeth von Wattenwyl, Tochter des Niklaus, Schultheissen, Obersten in holländischen Diensten und Herrn von Diessbach. Ausbildung unter anderem an der Universität Göttingen, wo Niklaus Friedrich von Mülinen 1779-1780 mit Christian Gottlob Heyne und Johann Friedrich Blumenbach verkehrte. Ab 1783 verband ihn eine enge Freundschaft mit Johannes von Müller. Mülinens Geschichtsauffassung basierte auf der unbedingten Ablehnung der Revolution und der Idee der harmonischen Fortentwicklung des Rechts. Der sogenannte Romantiker unter den bernischen Historikern wuchs über den bernischen Nationalismus hinaus, als er die Unspunnenfeste von 1805 und 1808 als Manifestationen schweizerischen Nationalbewusstseins inszenierte. 1811 gründete Mülinen die Schweizerische Geschichtforschende Gesellschaft, die jedoch nach seinem Tod wieder einging. Bis 1831 amtete er als Präsident der Gesellschaft und verfasste zahlreiche Beiträge für deren Organ, den «Geschichtsforscher». Die von seinem Vater und ihm aufgebaute Bibliothek war eine der kostbarsten Privatsammlungen der damaligen Schweiz (über 6000 gedruckte Werke, dazu 800 Manuskripte). Sie machte den 1818 erbauten Landsitz La Chartreuse bei Thun zu einem Geisteszentrum von europäischer Bedeutung. Nachdem Mülinen noch vor dem Übergang in die Regierung aufgestiegen war, wurde er zur zentralen Figur der bernischen Mediation und Restauration. 1801-1802 war er Präsident der oberländischen Verwaltungskammer und 1802 als Mitglied der bernischen Regierungskommission massgeblich an der Schaffung der Mediationsordnung beteiligt. Mülinen wirkte 1803-1815 fünfmal als Schultheiss. 1813 verbot ihm seine liberale und eidgenössische Gesinnung die Unterstützung der bernisch-patrizischen Restaurationslust. 1816-1826 war Mülinen sechsmal Amtsschultheiss. Er übte seine Ämter im Sinne einer vorsichtigen Entwicklung in Richtung Rechtsgleichheit aus, ebenso wie er die eidgenössischen Entwicklung zum Bundesstaat förderte. 1816 in den österreichischen Grafenstand erhoben, 1817 Ritter des Roten Adlerordens.

Quellen und Literatur

  • Recherches historiques sur les anciennes assemblées des Etats du Pays-de-Vaud, 1797
  • An die Hasler, 1801
  • F. von Mülinen, «Die erste Schweiz. Geschichtforschende Gesellschaft, 1811-1858», in BZGH 23, 1961, 115-127
  • W. Gresky, «Niklaus Friedrich von Mülinen», in Göttinger Jb., 1972, 133-161
  • Feller/Bonjour, Geschichtsschreibung 2, 605-607
  • B. Junker, «Niklaus Friedrich von Mülinen und das Berner Oberland», in Riviera am Thunersee im 19. Jh., 2002, 25-30
  • "In kleinen Staaten ersterben grosse Gedanken aus Mangel grosser Leidenschaften", hg. von S. Howald, 2003
Weblinks
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VIAF
Kurzinformationen
Familiäre Zugehörigkeit
Lebensdaten ∗︎ 1.3.1760 ✝︎ 15.1.1833

Zitiervorschlag

Christoph Zürcher: "Mülinen, Niklaus Friedrich von", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 19.11.2009. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/013265/2009-11-19/, konsultiert am 28.03.2024.