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MaxDaetwyler

Der Pazifist mit seiner weissen Fahne im Bahnhof Zürich, April 1968 (Schweizerisches Nationalmuseum, Actualités suisses Lausanne).
Der Pazifist mit seiner weissen Fahne im Bahnhof Zürich, April 1968 (Schweizerisches Nationalmuseum, Actualités suisses Lausanne).

7.9.1886 Arbon, 26.1.1976 Zumikon, ref. (Austritt 1950), von Unterentfelden. Sohn des Gottlieb, Hoteliers, und der Maria Pauline Indermühle, von Andelfingen. 1918 Klara Brechbühl, Tochter des Johann, von Lauperswil. Aus kinderreicher Fam., Schulen in Arbon, kaufmänn. Lehre in Wattwil, Kellner in Rom, Paris und London, dann Gerant in Bern. Im Aug. 1914 verweigerte D. den Fahneneid aus Protest gegen den Wahnsinn des Krieges, wurde psychiatrisch interniert und aus der Armee ausgeschlossen. Er lebte fortan für die Friedensförderung. In Bern gründete er eine Friedensarmee, deren Geldsammlungen behördlich behindert wurden. 1916-18 wohnte D. in Zürich: Eine von ihm und Max Rotter einberufene Kundgebung zur Beendigung des Krieges löste die Novemberunruhen von 1917 aus. D. trat von da an allein auf. Ab 1918 in Zumikon, verkaufte er unter Mithilfe seiner Frau eigene biolog. Gartenbau- und Tierprodukte, Strickwaren und Broschüren. 1932 begann er mit neuen pazifist. Aktionen: Friedensmärschen nach Genf (Begegnung mit Mahatma Gandhi) und Paris, Aktionen in Zürich und München. Im 2. Weltkrieg wurde die weisse Fahne zu seinem ständigen Requisit. Nach dem Tod seiner Frau (1959) trat D. in den Machtzentren und Krisenherden der Welt für den Weltfrieden und die Abrüstung ein, so in West- und Ost-Berlin, Moskau, Washington, Havanna, London, Kairo, Jerusalem und auch im Jura. Von den Regierenden wurde er aber nie empfangen.

D.s Pazifismus basierte auf der unbedingten Anerkennung der christl. Botschaft der Nächstenliebe; die Gewalt des Staates und die dadurch verursachten Kriege sah er in Widerspruch dazu. Diese Erkenntnis führte ihn zu konsequenter Gewaltlosigkeit, die er mit Humor und Witz vertrat. Wegen seiner Aktivitäten im In- und Ausland wiederholt verhaftet, psychiatrisiert und immer auch belächelt, wurde D. als Friedensapostel mit der weissen Fahne zu einer Figur, deren Eigensinn zunehmend zur Auseinandersetzung anregte.

Quellen und Literatur

  • Die Friedensarmee, [1916]
  • Daetwyler als Dienstverweigerer, [1919]
  • Erlebnisse in der Irrenanstalt, 1919
  • Welt-Friedens-Ztg./World Peace News
  • BAR, Nachlass
  • H. von Graffenried (Text), R. Gnant (Fotos), «In Liebe: Max Daetwyler», in Woche, 4.1.-8.2.1967
  • Max Daetwyler [Film], Regie: N. Feusi, 1972
  • M. Daetwyler, Max Daetwyler, 1976
  • Visionäre Schweiz, Ausstellungskat. Zürich, 1991, 113-115
  • Max Daetwyler, Friedensapostel, Ausstellungskat. Bern, 1996
Weblinks
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Kurzinformationen
Variante(n)
Max Dätwyler
Lebensdaten ∗︎ 7.9.1886 ✝︎ 26.1.1976

Zitiervorschlag

Markus Bürgi: "Daetwyler, Max", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 16.06.2011. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/013415/2011-06-16/, konsultiert am 11.04.2024.