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Münzen

Als Stücke aus Edel- oder anderem Metall waren Münzen während Jahrhunderten die wichtigste oder gar einzige Form des Geldes. Sie traten im Kleinasien des 6. Jahrhunderts v.Chr. auf und wurden dann in den Städten Griechenlands und deren Kolonien geprägt, so unter anderem in Marseille. Banknoten – die Schweizerische Nationalbank (SNB) verfügt seit 1905 über das Monopol auf deren Ausgabe (Emission) – sowie seit dem ausgehenden 20. Jahrhundert auch Plastikgeld haben die Geldstücke aus Metall zum Teil abgelöst.

Latènezeit (3.-1. Jahrhundert v.Chr.)

Die älteste in der Schweiz gefundene Münze ist eine Obole aus dem griechischen Marseille, die auf dem Gräberfeld von Vevey in einem Grab von 250-200 v.Chr. entdeckt wurde. Vom 3. Jahrhundert v.Chr. an wurde keltisches Geld in Nachahmung der Statere Philipps II. von Makedonien (Latènezeit) geprägt. Mehrere Münzen dieser Art stammen aus Gräbern der Ostschweiz (Horgen und Unterentfelden) von 200-150 v.Chr. Andere, die in der Westschweiz gefunden wurden, bezeugen eine jüngere Phase desselben makedonischen Typs (Prägestempel aus Avenches). Von der Mitte des 2. Jahrhunderts v.Chr. an, als Rom seine Herrschaft bis zur Alpensüdseite ausdehnte, inspirierten römische Geldstücke die keltische Münzprägung. Der Quinar mit der Inschrift KALETEDV wurde nicht nur von den benachbarten Völkern (Lingonen, Sequaner) geprägt, sondern auch von den im Mittelland siedelnden Helvetiern (Stempel aus dem Oppidum auf dem Mont-Vully). Ähnlich verhält es sich mit den gegossenen Bronzestücken – sogenannten Potinmünzen – Typ «grosse tête», beeinflusst von Münzen aus Marseille (Mont-Vully, Basel), und denen vom Zürcher Typ mit Doppelanker (Zürich, Üetliberg). Diese Münzen gaben die Helvetier noch vor ihrem Aufbruch in die Saintonge und ihrer Niederlage bei Bibracte 58 v.Chr. aus. Nach dem Gallischen Krieg wurden in der Region von Avenches, vielleicht im Oppidum von Bois de Châtel, Quinare mit der Inschrift VATICO hergestellt, zwischen dem südlichen Neuenburgersee und dem Kanton Solothurn Quinare mit der Legende NINNO (Funde aus Basel, Balsthal, Bern-Enge, Yverdon-les-Bains, Gressy-Sermuz). Späte Nachprägungen der Drachme von Marseille entstanden im Wallis (Martigny, Grosser St. Bernhard).

Römische Zeit (1.-4. Jahrhundert)

Silbermünze (Siliqua) des Kaisers Constans (337-350 n.Chr.), geprägt 337-340 in Trier, Vorderseite, aus dem Silberschatz von Kaiseraugst (Augusta Raurica).
Silbermünze (Siliqua) des Kaisers Constans (337-350 n.Chr.), geprägt 337-340 in Trier, Vorderseite, aus dem Silberschatz von Kaiseraugst (Augusta Raurica). […]
Silbermünze (Siliqua) des Kaisers Constans (337-350 n.Chr.), geprägt 337-340 in Trier, Rückseite, aus dem Silberschatz von Kaiseraugst (Augusta Raurica).
Silbermünze (Siliqua) des Kaisers Constans (337-350 n.Chr.), geprägt 337-340 in Trier, Rückseite, aus dem Silberschatz von Kaiseraugst (Augusta Raurica). […]

Von Augustus' Herrschaft an wurden die römischen Münzsorten in Gold, Silber und Bronze geprägt. Das Verhältnis zwischen den verschiedenen Einheiten änderte sich bis ins 3. Jahrhundert kaum: 1 Aureus war 25 Denare wert, 1 Denar 4 Sesterzen, 1 Sesterze 2 Dupondii und 1 Dupondius 2 Asse. Die Bronzemünzen verloren gegenüber den Silberstücken an Wert, sodass Anfang des 3. Jahrhunderts der Doppeldenar in Umlauf gebracht wurde, den die Numismatiker als Antonian bezeichnen. Durch die Einführung neuer Münznominale reformierte Kaiser Diokletian 295 das Münzsystem; und unter Konstantin dem Grossen wurde um 310 der Solidus eingeführt, eine Goldmünze, die ein stabiles Element des spätrömischen Geldumlaufs bildete. Die kaiserliche Politik fand in den Münzen ein Mittel der Selbstdarstellung; der Aurei-Schatz aus dem Vicus Lousonna veranschaulicht beispielsweise die kaiserliche Propaganda der Antoniner (Schatzfunde). Vom 1. Jahrundert n.Chr. an waren Münzen in den römischen Siedlungen auf dem Gebiet der heutigen Schweiz im Umlauf. Die Weiterverwendung älterer Münzen aus republikanischer Zeit oder keltischer Provenienz spiegelt die Münzknappheit des 1. Jahrhunderts. Mehrmals wurde die Prägung dezentralisiert (Münzstätten). Unter den Funden des 1. Jahrhunderts sind die Stücke aus den Münzstätten von Nîmes und Lyon stärker vertreten als Münzen aus Rom. Der Rückgang des Münzumlaufs ab Ende des 1. Jahrhunderts in Aquae Helveticae (Baden) und in Vitudurum (Oberwinterthur) zeigt, wie sehr diese Orte von der römischen Militärpräsenz in Vindonissa (Windisch) abhängig waren. Zu Beginn des 3. Jahrhunderts nahm der Münzumlauf in den meisten vici und villae des Mittellands ab. Mehrere Horte von Antoninianern sind ein Ergebnis der Alemanneneinfälle in der Mitte des 3. Jahrhunderts. Die Münzumläufe machen deutlich, dass neben den offiziellen Münzen auch lokale Imitationen zirkulierten, die von Fälschern ausgegeben wurden und von bescheidenem Wert, Gewicht und Gepräge waren; die Fälscher profitierten möglicherweise von der Milde der Magistraten. Die Münzdepots in Peney, im spätantiken Refugium von Châtel-Arruffens sowie in Augst sind die letzten der Kaiserzeit in der Westschweiz. Unter ihnen finden sich Münzen mit den Namen der Kaiser Honorius und Arcadius sowie der Usurpatoren Konstantin III. und Jovinus.

Frühmittelalter (5.-9. Jahrhundert)

Die Könige der Burgunder, Wisigoten und Ostrogoten prägten weiterhin Münzen nach den Vorbildern des byzantinischen Reichs. Um 540 schuf der Frankenkönig Theudebert I. Titulatur und Bildnis des Kaisers ab. Dieser Bruch markierte den Beginn der merowingischen Münzen, die im Namen von Münzmeistern geschlagen wurden. Die ältesten in der Schweiz geprägten Trienten oder Tremisses, die einem Drittelsolidus entsprachen, wurden von Lausanne und Sitten zur Zeit des Königs Gunthram (561-592) ausgegeben. Dieselben Münzstätten, zudem jene von Genf, Saint-Maurice d'Agaune, Avenches, Windisch, Zürich und Basel prägten dann bis in die Mitte des 7. Jahrhunderts Tremisses. Ende des 7. Jahrhunderts hatte man die Herstellung von Goldmünzen anscheinend aufgegeben. Ausserhalb der Schweiz geprägte Silberdenare waren ebenfalls im Umlauf.

Die karolingische Prägung von Silbermünzen umfasste den Pfennig und den Obol. Ab der Mitte des 8. Jahrhunderts beschränkte Pippin der Jüngere die Zahl der Münzstätten und führte das Regalrecht sowie auf den Münzen den Königsnamen wieder ein. Karl der Grosse zentralisierte die Münzprägung. 794 legte er den Kurs des Pfennigs fest und setzte den Wert von einem Pfund Silber auf 20 Schilling und den Schilling auf 12 Pfennige an. In der Schweiz war dieses Währungssystem bis 1850 in Gebrauch. Karolingische Pfennige wurden in Genf im Namen Pippins des Jüngeren und Karls des Grossen geprägt, in Saint-Maurice im Namen Ludwigs des Frommen, in Orbe von Konrad I. von Burgund, in Basel von Pippin dem Jüngeren und Ludwig dem Deutschen, in Zürich von Ludwig dem Kind; in Chur wurden ferner im Namen Karls des Grossen Goldmünzen und von Ludwig dem Frommen und Karl dem Einfältigen Pfennige geschlagen. Auf dem Weg zum Grossen St. Bernhard bezeugen ein Depot von fünf Pfennigen in La Tour-de-Peilz und eines von zehn Pfennigen in Lausanne (Bel-Air) die Anfänge des Pfennigumlaufs in unserer Region. Der bedeutendste Fund von Pfennigen Karls des Grossen in der Schweiz ist der Münzhort von Ilanz.

Vom Hoch- bis ins Spätmittelalter (9.-14. Jahrhundert)

Einseitiger Silberpfennig des Basler Bischofs Heinrich von Isny, um 1275/1280 (Historisches Museum Basel; Fotografie A. Seiler).
Einseitiger Silberpfennig des Basler Bischofs Heinrich von Isny, um 1275/1280 (Historisches Museum Basel; Fotografie A. Seiler). […]

Von der Herrschaft Ludwigs des Frommen an führte die Verleihung zahlreicher Münzprägerechte an Bischöfe erneut zu einer Fragmentierung des Münzwesens. Die Regionalmächte, die Nutzniesser dieser Entwicklung, eigneten sich Schritt für Schritt die Münzstätten an, die sie im Namen des Herrschers verwalteten. Vom 11. Jahrhundert an wurden in der Westschweiz nach einer Vorlage aus der Zeit Ludwigs des Frommen Pfennige mit Tempelmotiv geschlagen. Die Bischöfe von Lausanne (ab 1011), Genf (ab 1020) und Basel (ab 999) sowie die Abtei Saint-Maurice hatten das Recht der Münzprägung von König Rudolf III. von Burgund erhalten. Herzog Hermann von Schwaben liess in Zürich unter seinem Namen Pfennige und Obole schlagen. Die Kaiser taten dasselbe in Zürich und Chur. Im 11. Jahrhundert wurden in der Nord- und Ostschweiz wie in Süddeutschland Pfennige von grossem Durchmesser und sogenannte Dünnpfennige oder Halbbrakteaten hergestellt. Die Emissionen des Bischofs von Konstanz und des Fraumünsterstifts in Zürich spielten von der Mitte des 11. bis ins 13. Jahrhundert eine wichtige Rolle. Bekannt sind auch Halbbrakteaten der Abtei St. Gallen und der Klöster Schaffhausen und Reichenau. In den schwäbischen Ländern, am Bodensee und am Mittelrhein wurden im 13. und 14. Jahrhundert Brakteaten ausgegeben (u.a. von Basel, dem Fraumünsterstift Zürich, dem Kloster Schaffhausen und der Abtei St. Gallen). Einige dieser Gemeinwesen schlossen sich im Rappenmünzbund zusammen (Münzvereine und Münzkonkordate). Mehrere Funde des 13. und 14. Jahrhunderts bezeugen den regionalen Umlauf dieser Geldstücke.

Vom Spätmittelalter bis zum Ende der frühen Neuzeit (14.-18. Jahrhundert)

Im 13. Jahrhundert forderte der europaweit wachsende Handel die Emission grosser Münzstücke. Gold (florentinischer Gulden, venezianischer Dukat) und Silber (Mailänder Groschen) verbreiteten sich in ganz Europa, wo diese Geldwerte nachgeahmt wurden. Mehrere aus solchen Münzen bestehende Horte, die zwischen dem ausgehenden 13. und dem 15. Jahrhundert vergraben wurden, spiegeln die Bedeutung der Alpen im Herzen Europas. Die Gemeinwesen auf dem Gebiet der Schweiz diversifizierten ihre Münzemissionen ebenfalls, indem sie Goldmünzen oder dicke Silbermünzen prägten.

Die Grafen bzw. Herzöge von Savoyen, die Stadt Genf, die Fürstbischöfe von Lausanne und Sitten sowie die Fürstäbte von St. Gallen gaben Silbermünzen aus (Groschen, Taler, Dicken, Plappart), seltener auch Goldmünzen. Im 14. und 16. Jahrhundert verlieh der Fürstbischof von Chur sein Münzrecht dem Gotteshausbund. Die eidgenössischen Orte prägten ähnliche Münzwerte, zu denen allerdings noch Krone, Pistole und Batzen hinzukamen.

Berner Taler (Guldiner) von 1493. Silber, 42,1 mm, Vorderseite (Bernisches Historisches Museum; Fotografie Stefan Rebsamen).
Berner Taler (Guldiner) von 1493. Silber, 42,1 mm, Vorderseite (Bernisches Historisches Museum; Fotografie Stefan Rebsamen). […]
Berner Taler (Guldiner) von 1493. Silber, 42,1 mm, Rückseite (Bernisches Historisches Museum; Fotografie Stefan Rebsamen).
Berner Taler (Guldiner) von 1493. Silber, 42,1 mm, Rückseite (Bernisches Historisches Museum; Fotografie Stefan Rebsamen). […]

Dieses reiche und vielfältige Münzwesen blieb bis 1798 erhalten. Auf die Münzen wurden Sinnsprüche und Schutzpatrone graviert, zum Beispiel Maria auf manchen Stücken der Bistümer Lausanne, Sitten, Basel und Chur sowie des Kantons Schwyz, Petrus in Genf und Bern, Fridolin in Glarus, Niklaus von Flüe in Obwalden, Ursus in Solothurn oder Nikolaus in Freiburg. Andere Münzen zeigen die Wappen des Kantons; so tragen etwa Zürcher Münzen das Kantonswappen, Münzen aus Appenzell Ausserrhoden und Bern einen Bären.

Erste Hälfte des 19. Jahrhunderts

Hugues Darier, Tableau du titre, poids et valeur des différentes monnaies d'or et d'argent, qui circulent dans le commerce, Genf 1807, Tafel 36, gestochen von Pierre Escuyer (Schweizerische Nationalbibliothek, Bern).
Hugues Darier, Tableau du titre, poids et valeur des différentes monnaies d'or et d'argent, qui circulent dans le commerce, Genf 1807, Tafel 36, gestochen von Pierre Escuyer (Schweizerische Nationalbibliothek, Bern). […]

In der Zeit der Helvetik (1798-1803) ging das Münzrecht an den Zentralstaat über. Bereits 1798 wurde die Emission von Münzen beschlossen. Grundeinheit des Systems, das sich noch nicht durchsetzen sollte, war der Schweizer Franken zu 10 Batzen oder 100 Rappen. Das Münzsystem bestand aus 4-, 2- und 1-Frankenmünzen, denen 40, 20 und 10 Batzen entsprachen, ferner aus 5 und 1½ Batzen, aus Kreuzern (= 2½ Rappen) und aus Rappen. Ausserdem wurden Golddublonen von 32 und 16 Franken geschlagen. Die Vorderseite (Avers) weist die Legende «Helvetische Republik» sowie das Ausgabejahr auf, die Gold- und Silbermünzen zeigen zudem einen Soldaten mit der Fahne der Helvetischen Republik in der Hand. Auf der Rückseite (Revers) erscheint der Nennwert des Stücks sowie das Zeichen der jeweiligen Münzstätte (B für Bern, BA für Basel oder S für Solothurn).

Die Mediationsakte überantwortete die Münzhoheit wieder den Schweizer Kantonen. Neue wie alte Kantone sollten bei der Prägung allerdings einen einheitlichen Münzfuss verwenden, der sich am Schweizer Franken von 6,75 g zu orientieren hatte. Einige wenige Dukaten und Golddublonen wurden zwischen 1807 und 1844 von den Kantonen Zürich, Bern, Luzern, Schwyz, Solothurn und Graubünden hergestellt. Zürich, Bern, Luzern, Freiburg, Solothurn, Appenzell Ausserrhoden, Aargau, Tessin und die Waadt prägten Taler und Untereinheiten von 4 Franken. Uri, Schwyz, Ob- und Nidwalden, Glarus, Basel, St. Gallen und Graubünden schlugen nur kleine Währungseinheiten (10 Batzen oder weniger). Alle Kantone gaben Batzen und Untereinheiten in Billon aus. Auf einer Seite prägten sie ihre Wappen und ihre Sinnsprüche ein. Auf der anderen Seite der Taler von Luzern, Freiburg, Solothurn, Appenzell, Aargau, Tessin und der Waadt umrahmt die Legende «Schweizerische Eidgenossenschaft» oder «Confédération suisse» den Schweizer Soldaten auf den Münzen aus der Zeit der Helvetik. Die Bezeichnung «Schweizer» begleitet die Aufschrift des Frankens und des Batzens von Schaffhausen, Appenzell, St. Gallen, Graubünden, Aargau und Thurgau.

1825 vereinigten sich die Kantone Bern, Freiburg, Solothurn, Basel, Aargau und Waadt zu einem Münzkonkordat und verriefen die Billon-Münzen der 16 anderen Kantone. Sie schlugen Batzen und Kreuzer in Billon mit den Wappen und Sinnsprüchen der Kantone auf der Vorderseite und der Umschrift «Concord Cantone der Schweiz» um ein Schweizerkreuz auf der Rückseite. Bern (zwischen 1816 und 1819) und die Waadt (1830) liessen den Umlauf der französischen Krone (écu) von 6 Pfund Silber zu, die sie mit kantonalen Entsprechungen im Wert von 40 oder 39 Batzen ergänzten. Die Münzen des Fürstentums und Kantons Neuenburg trugen nach wie vor Namen und Bildnis des Fürsten.

Nach 1848

«Münzrevolution». Karikatur im Schweizerischen Charivari, 15.11.1850 (Zentralbibliothek Zürich, Graphische Sammlung und Fotoarchiv).
«Münzrevolution». Karikatur im Schweizerischen Charivari, 15.11.1850 (Zentralbibliothek Zürich, Graphische Sammlung und Fotoarchiv). […]

Zu Beginn des 19. Jahrhunderts waren in der Schweiz 860 unterschiedliche Münzensorten im Umlauf, die von 79 verschiedenen Behörden ausgegeben worden waren. Um dieses Wirrwarr zu beenden, verlieh die Bundesverfassung von 1848 dem Bund das alleinige Recht, Münzen zu prägen. Das Münzgesetz von 1850 etablierte den Schweizer Franken als einheitliche Münze. Gemäss ihm wurden Silberstücke zu 5, 2, 1 und ½ Franken, Billon-Münzen zu 20, 10 und 5 Rappen sowie Kupferstücke zu 2 und 1 Rappen geprägt. Das System war zu Beginn des 21. Jahrhunderts nach wie vor in Kraft. Allerdings wurde das Silber 1967 durch Kupfernickel ersetzt und die 2-Rappenstücke wurden 1975 abgeschafft. 1850 entschied man nach der Prüfung mehrerer Entwürfe, auf der einen Seite der 5-, 2-, 1- und ½-Frankenstücke die sitzende, von Antoine Bovy gravierte Helvetia  abzubilden und auf deren anderen den Nennwert und das Ausgabedatum anzugeben.

Die Mitgliedschaft der Schweiz in der 1865 gegründeten Lateinischen Münzunion führte ab 1873 zur Emission von 20- und 10-Frankenstücken in Gold, die auf der Vorderseite eine sitzende Helvetia aufwiesen. Das Vreneli, ein 20-Frankenstück in Gold, wurde zwischen 1897 und 1949 geprägt. Nach 1874 wurde auf den 2-, 1- und ½-Frankenstücken die sitzende durch eine stehende Helvetia ersetzt, welche 22 die Kantone symbolisierende Sterne umgaben. Die Figur geht auf Albert Walch zurück, der auch die Helvetiabüste auf den 20-, 10- und 5-Rappenstücken entwarf. Diese Rappenstücke waren noch Anfang des 21. Jahrhunderts im Umlauf. Die Edelmetallknappheit während des Ersten Weltkriegs zog in manchen Ländern der Lateinischen Münzunion eine Münzentwertung nach sich, welche die Schweiz dazu bewog, den Vertrag 1926 aufzukündigen.

Vorderseite eines ½-Frankenstücks von 1995, Durchmesser 18 mm (Swissmint).
Vorderseite eines ½-Frankenstücks von 1995, Durchmesser 18 mm (Swissmint). […]
Rückseite eines ½-Frankenstücks von 1995, Durchmesser 18 mm (Swissmint).
Rückseite eines ½-Frankenstücks von 1995, Durchmesser 18 mm (Swissmint). […]

2007 waren in der Schweiz 4,1 Mrd. Geldstücke mit einem Gesamtgewicht von rund 16'000 Tonnen und einem Wert von 2,3 Mrd. Franken im Umlauf. Die 10-Rappenmünze ist das häufigste Stück (882 Mio. Einheiten). Jedes Jahr prägt die Schweizerische Nationalbank neue Münzen, um die abgenutzten zu ersetzen.

Die Numismatik in der Schweiz

Seit Jahrhunderten betrieben, gewann die Numismatik als Kunde von Münzen und Medaillen unter dem Einfluss italienischer Humanisten an Bedeutung. Eine der ältesten Sammlungen Europas geht auf Bonifacius Amerbach zurück, der damit die Basis des Historischen Museums Basel legte. Klöster wie diejenigen von St. Gallen oder Einsiedeln besitzen ebenfalls grosse Sammlungen. Die St. Galler Sammlung begründete Abt Joseph von Rudolphi (1717-1740). Auch einzelne Schweizer Numismatiker taten sich hervor; der Berner Andreas Morell beispielsweise wurde 1680 nach Versailles berufen, um das königliche Münzkabinett zu inventarisieren.

Das 1892 gegründete Schweizerische Landesmuseum in Zürich umfasst ein Münzkabinett, das die Schweizer Münzen betreut. Einzelne Sammlungen wurden den Kantonsbibliotheken oder ab dem 17. Jahrhundert auch den reformierten Akademien (z.B. die Sammlung von Gottlieb Emanuel von Haller in Bern) übergeben. Die meisten Münzkabinette entstanden allerdings im 19. Jahrhundert, so diejenigen von Genf (mit der Sammlung von Frédéric Soret), Lausanne (mit den Nachlässen von Louis Levade und Arnold Morel-Fatio), Freiburg (1823), Sitten (1829) und Neuenburg (1840, Sammlung des Grafen de Pourtalès). Das Münzkabinett Winterthur verfügt über 80'000 Gipsabgüsse griechischer Münzen von Friedrich Imhoof. Das Rhätische Museum in Chur (1872) besitzt ebenfalls eine bedeutende Numismatikabteilung.

Auf Initiative des Freiburgers Anton-Ulrich Henseler und des Lausanners Charles-François Trachsel wurde 1879 die Schweizerische Numismatische Gesellschaft gegründet. 1882 erschien das Bulletin de la Société suisse de numismatique, 1891 die Schweizerische Numismatische Rundschau unter der Leitung von Paul Stroehlin. 1949 redigierte Herbert Cahn die erste Ausgabe der Schweizer Münzblätter. Unter der Leitung von Colin Martin entstand 1959 der Schweizerische Münzkatalog und 1977 die monografische Reihe Typos. Diese Veröffentlichungen spielen in der internationalen Numismatik eine bedeutende Rolle. Seit 1992 schliesslich besteht das Inventar der Fundmünzen der Schweiz, eine Einrichtung, die mit den Universitäten zusammenarbeitet. Die Universitäten Basel, Zürich und Lausanne bieten Veranstaltungen in Numismatik an, oftmals in Verbindung mit den Lehrstühlen für Alte Geschichte.

Quellen und Literatur

  • Schweizerischer Münzkatalog 1-7, 1959-1972
  • J.-P. Divo, Die Münzen der Schweiz im 19. und 20. Jahrhundert, 1967 (21969)
  • J.-P. Divo, Die Münzen der Schweiz im 18. Jahrhundert, 1974
  • J.-P. Divo, Die Münzen der Schweiz im 17. Jahrhundert, 1987
  • H.-U. Geiger, «Schweiz», in A Survey of Numismatic Research 1990-1995, hg. von C. Morrisson et al., 1997, 441-445
  • M. Peter, «Römische Numismatik in der Schweiz 1972-1997», in Schweizer Münzblätter, 48, 1998, 2-8
  • A. Geiser, Les monnaies du Grand-Saint-Bernard antérieures au Principat. Etude de circulation monétaire dans le territoire de la Suisse occidentale actuelle, 2004
Weblinks

Zitiervorschlag

Anne Geiser: "Münzen", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 21.01.2010, übersetzt aus dem Französischen. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/013663/2010-01-21/, konsultiert am 19.03.2024.