Das Konzept der Leitsektoren – wie dasjenige des Take-off – entwickelte der amerikanische Historiker und Ökonom Walt Whitman Rostow zu Beginn der 1960er Jahre in seinen berühmten Schriften über das Wirtschaftswachstum. Mit der Bedeutung der Leitsektoren (englisch leading sectors) und deren Rolle in der Industrialisierung setzten sich sowohl die Wissenschaft als auch die Politik auseinander. Gemäss Rostows Theorie kann die schnelle Expansion gewisser Wirtschaftszweige, angeregt durch den technischen Fortschritt und vorangetrieben durch Investitionen, einen gesamtwirtschaftlichen Impuls auslösen. Die auf vor- oder nachgelagerte Produktionsbereiche erzeugten Wirkungen direkter oder indirekter Art würden in der gesamten Wirtschaft einen Aufschwung bewirken. In der ersten Industriellen Revolution in Grossbritannien sah Rostow in der Baumwollindustrie und im Eisenbahnbau Leitsektoren. Die Reaktionen auf seine Theorie fielen sehr kritisch aus, verliehen indes der statistischen Erforschung der Industrialisierung Auftrieb.
Die Übertragung des Konzepts auf die Schweiz des 19. Jahrhunderts ist umstritten. Auf Grund der bestehenden Schätzungen ist es nicht möglich, die Textilindustrie (Baumwolle und Seide) oder die Uhrenindustrie, beide wichtige Triebkräfte der Industrialisierung, als Leitsektoren für das schweizerische Wirtschaftswachstum zu bezeichnen. Die beiden Branchen entwickelten sich bis um 1850 dank der kontinuierlichen Ausweitung der Heimarbeit, die wenig kapitalintensiv war (mit Ausnahme der mechanischen Spinnerei und der weiterhin manuell betriebenen Zeugdruckerei) und deshalb nur begrenzt Koppelungseffekte auf die mit ihr verbundenen Produktionszweige zeitigte (Fabrikbauten, technische Anlagen). Die Auswirkungen der Textil- und Uhrenindustrie auf die Gesamtnachfrage – durch die generierten Einkommen – waren merklich geringer als diejenigen der Landwirtschaft, des Handwerks und des Baugewerbes. Zwischen 1800 und 1850 schufen letztere drei Zweige rund 220'000 Stellen, was 68% des Stellenzuwachses in dieser Periode entsprach. Im selben Zeitraum erhöhten die Textil- und Uhrenindustrie die Beschäftigung in Heim- und Fabrikarbeit um lediglich 16%. Folglich gingen von diesen beiden Produktionsbereichen bis um die Mitte des 19. Jahrhunderts nicht diejenigen wirtschaftlichen Koppelungseffekte aus, die man den Leitsektoren zuschreibt. Anders sah es ab den 1850er Jahren im Bereich der Eisenbahnen aus. Das Potenzial des Bahnbaus als Zugpferd war dank der Multiplikatorwirkung in zahlreichen Branchen gross, so im Hoch- und Tiefbau, in der Metall- und Maschinenindustrie, in der Holzwirtschaft sowie im Dienstleistungsbereich (Betrieb und Unterhalt des Bahnnetzes, Finanzierung und Tourismus).
Der Nachweis von Ankurbelungseffekten gewisser Industriebranchen auf das Sozialprodukt wirft in der Folge grössere Probleme auf. Da die wechselseitigen sektoriellen Verflechtungen zunehmen, wird es schwieriger, den Einfluss eines einzelnen Wirtschaftszweigs auf das Gesamtwachstum zu bestimmen. Aufschlussreich ist der Vergleich zwischen dem Beitrag der angeblich prägenden Sektoren (Chemieindustrie, Energieerzeugung, Metallindustrie, Maschinenbau, Elektromechanik) und demjenigen der traditionellen Sektoren (Textil-, Uhren-, Schmuckindustrie) zur Wirtschaftsentwicklung: Am Vorabend des Ersten Weltkriegs trugen beide Bereiche praktisch zu gleichen Teilen zum Bruttoinlandprodukt bei, wobei ersterer technisch hochstehend war und schnell wuchs, letzterer sich hingegen langsamer entwickelte, vor allem die Textilindustrie.
Im Verlauf des 20. Jahrhunderts verliert das Konzept von Rostow weiter an Bedeutung, da es das stetige Wachstum des Dienstleistungssektors nicht zu erklären vermag. Einige Autoren ersetzten deswegen den Begriff der Leitsektoren durch denjenigen der Leittechnologien (leading technologies), der sich besser eignete, den Aufschwung der Gesamtwirtschaft mittels der branchenübergreifenden Verbreitung von Wachstumstechnologien (Elektrotechnik, Elektronik) zu erklären.