Die Mechanisierung hat ihren Ursprung in der auf das Mittelalter zurückgehenden rationalistischen Weltauffassung und fand ihre Triebkraft in der Beobachtung der Bewegung und dem Wunsch, diese nachzuvollziehen sowie für die Güterproduktion zu nutzen. Sie ist seit Beginn der frühen Neuzeit in Europa durch den zunehmenden Einsatz von Maschinen und neuen Energiequellen (Energie) gekennzeichnet. Die Maschinen und mit ihnen der Maschinenbau (Maschinenindustrie) wurden zu einem zentralen Faktor der meisten Produktionsprozesse in der arbeitsteiligen Industriegesellschaft (Industrialisierung) wie in der postindustriellen Gesellschaft. Die Mechanisierung entwickelte sich in einem langen kulturellen, wissenschaftlichen und technischen Prozess, in dessen Verlauf sich die Beziehung des Arbeiters zu seinem Werkzeug ebenso wie die Produktions- und Umweltbedingungen ständig veränderten (Industrielle Revolution). Die Dynamik ergriff zunehmend mehr Sektoren und hatte tiefgreifende Auswirkungen auf die Arbeitswelt (Arbeit), die Unternehmensorganisation sowie auf die Lebensweise überhaupt.
Abläufe und Etappen der Mechanisierung
Von der Handarbeit zur mechanisierten und automatisierten Fertigung
Der Prozess der Automatisierung, der sich durch das Bedürfnis nach Erleichterung der Arbeit und Verkürzung der Arbeitszeit erklärt, war lang, vielfältig und erfolgte unter unterschiedlichen Bedingungen und in verschiedenen Rhythmen. Die Mechanisierung erfasste – vereinzelt schon seit dem Mittelalter – zuerst die Produktionssysteme mit kontinuierlichen Verfahren (wie Müllerei, Bierbrauerei, Brennerei, Schmelze, Schmiede, Glas- und Papierherstellung), bevor sie auf die komplexeren, verschiedene Tätigkeiten in sich vereinenden Gewerbe übergriff (Metallgegenstände). Sie wäre nicht möglich gewesen ohne die neue Idee, dass ein Produkt in Serie hergestellt werden konnte. Diesem Gedanken lag das von Adam Smith (1776) vertretene Effizienzprinzip der Arbeitsteilung, die Zerlegung der Arbeit in Teilprozesse, zugrunde.

Handwerk und Gewerbe bemühten sich schon früh, ineinander übergreifende Produktionsabläufe zu erreichen, indem Flüssigkeiten und andere Materialien von einem Fertigungsstadium zum nächsten – unter Ausnutzung der Wasserkraft – in ständiger, regelmässiger Bewegung gehalten wurden (rationelle Anordnung der Maschinen, Transmissions- und Transportsysteme). Trotz verschiedener Ansätze zur Effizienzsteigerung der Handarbeit in vorindustrieller Zeit (Mühlen, Pumpen, Getriebe usw.) gelang der Einsatz völlig neuer, die Handwerkzeuge konkurrenzierender technischer Lösungen in der Schweiz erst im 19. Jahrhundert. Die Baumwollindustrie spielte dabei eine Pionierrolle (Baumwolle). Die Fabrikanten importierten seit Beginn des Jahrhunderts neue Arbeitsgeräte und Produktionsverfahren aus England, wo sie entwickelt worden waren, und passten sie den schweizerischen Bedingungen an. Nicht nur sämtliche Arbeitsschritte vom Kämmen über das Spinnen und Weben wurden mechanisiert, sondern bald auch die Instrumente der Mechanisierung (wie Textilmaschinen) selbst produziert, während der Bedarf der Spinnereien an Antriebskraft der Entwicklung von hydromechanischen Anlagen wichtige Impulse gab, die sich ihrerseits fördernd auf die Mechanisierung in anderen Bereichen auswirkten.
In den komplexeren Gewerben, die in verschiedene Arbeitsgänge aufgeteilt waren und abschliessend ein Zusammensetzen von Bestandteilen erforderten (wie bei Uhren, Waffen, Maschinen), wurde die Kontinuität im Produktionsprozess nicht vor Ende des 19. Jahrhunderts erreicht. Die dazu nötigen technischen Schritte waren die Einführung der Herstellung von standardisierten Einzelteilen, die Entwicklung von präzisen Werkzeugmaschinen, welche die Austauschbarkeit der Teile gewährleisteten, und schliesslich die Endmontage. Zur Rationalisierung Letzterer, die lange von Hand erfolgte, kamen erste Formen der seriellen, etappierten Fertigung zur Anwendung, bis in der Zwischenkriegszeit mit der Einführung des von der amerikanischen Automobilindustrie entwickelten automatischen Fliessbands die entscheidenden Verbesserungen gelangen. Im Metallbau, ganz besonders in der Mikromechanik, wies die Uhrenindustrie ab Ende des 18. Jahrhunderts den Weg. Die Suche nach der Standardisierung und Austauschbarkeit kennzeichnete noch das ganze 19. Jahrhundert und kam, trotz ein paar Erfindungen von Schweizern (Pierre-Frédéric Ingold, Georges Leschot), nur langsam voran. Die Serienherstellung von Uhren wurde erst mit dem Einsatz von elektrisch angetriebenen automatischen Werkzeugmaschinen möglich. In der Folge emanzipierte sich in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts eine eigene Branche von Ausrüstungsgütern von den mechanisierten Mutterindustrien. Diese Entwicklung eröffnete enorme Möglichkeiten: Den Bau neuer Maschinen- und Motorentypen, die selbst wieder die Mechanisierung vorantrieben sowie die Serienherstellung und Verbreitung neuer Konsumgüter, die das Alltagsleben allmählich "mechanisierten" (Näh- und Schreibmaschinen, Fahrräder).
Diese Dynamik förderte die Modernisierung verschiedenster Branchen mit teilweise erheblichen sozialen Folgen. In der lange Zeit arbeitskräfteintensiven Landwirtschaft verbanden sich die Fortschritte der Mechanik mit jenen der Motorisierung (Agrarrevolution). Serienmässig hergestellte Mähmaschinen zu erschwinglichen Preisen kamen ab Ende des 19. Jahrhunderts auf den Markt, der Traktor in der Zwischenkriegszeit (Landmaschinen). Dies führte nach 1950 zu einem starken Produktivitätswachstum. Der Haushalt, ein Hort traditioneller Methoden, erlebte mit der Elektrifizierung der Wohngebäude im 20. Jahrhundert, die für den Siegeszug der Haushaltsmaschinen entscheidend war, ebenfalls eine tiefgreifende Veränderung. Seit der Zwischenkriegszeit vergrösserte sich der Bestand an Maschinen in den Privathaushalten laufend.
Von der Automatisierung zur Informatisierung der Produktion und der Dienstleistungen
Nach der Automatisierung der Einzelmaschine im 19. Jahrhundert stand das 20. Jahrhundert im Zeichen der Koordination der Produktionsvorgänge in Anlagen für die Massenproduktion. Die Einführung der Elektrizität führte hier zu einer eigentlichen Zäsur. Ab den 1960er Jahren griff dann die Automatisierung dank der Fortschritte in der elektronischen Datenverarbeitung (Informatisierung) auf den Tertiärsektor über und revolutionierte die Organisation der Betriebe, die eine ständig wachsende Menge an Daten und Informationen verarbeiteten. Grossbanken, Versicherungen, Detailhandel und öffentliche Unternehmen (PTT, SBB) stellten sich dieser neuen Herausforderung.

In der Industrie (Produktions-, Montage- und Kontrollvorgänge) entwickelte sich die Automatisierung zur Programmierung der Maschine und computerintegrierten Produktion weiter. Die Programmierung war im Übrigen keine grundsätzliche Neuheit. Schon im 18. Jahrhundert zeugte in der Schweiz die Perfektionierung menschlicher Automaten, die schreiben, sprechen und Musik machen konnten, im 19. Jahrhundert dann die Industrie der Musikdosen von den Fähigkeiten der Uhrenindustrie. Als Vorläufer der numerisch gesteuerten Maschinen wurde in der Schweiz der Jacquard-Webstuhl, eine französische Erfindung von 1805, eingesetzt. Die wandelbare Struktur der eingesetzten Lochkarten hatte es der modeabhängigen Seiden- und Baumwollindustrie bereits in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts ermöglicht, ihre Muster zu variieren. Die Fortschritte der Mikroelektronik und der Informatik eröffneten ab den 1970er Jahren neue Möglichkeiten, um die in der Massenproduktion angelegte Uniformität der Güter und die damit einhergehende Standardisierung des Geschmacks zu durchbrechen. Die in mehreren Schüben seit den 1970er Jahren – von gewissen Branchen zögerlich – eingesetzte Digitaltechnik gab der Flexibilität, einem traditionellen Trumpf der Schweizer Industrie ("flexible Massenproduktion" oder "flexible Spezialisierung"), neuen Auftrieb.
Voraussetzungen und Folgen der Mechanisierung
Die Mechanisierung fand je nach Zeitabschnitt unter wirtschaftlich sehr unterschiedlichen Voraussetzungen statt, mit ebenso vielfältigen Folgen für die Arbeitsorganisation, die Beschäftigung, das Wachstum der Produktivität und die wirtschaftliche Entwicklung (Wirtschaftswachstum, Rationalisierung). Sie schuf neue Branchen, verbesserte oder verschlechterte die Arbeitsbedingungen, vernichtete Arbeitsplätze und Know-how, führte aber auch zur Entwicklung neuer Kompetenzen. Allgemein war sie Ursache für einen wirtschaftlichen Dualismus, der mit Maschinen modernisierte Branchen neben solchen weiter bestehen liess, die nach traditionellen Methoden produzierten und die Maschinen erst unter erhöhtem Konkurrenzdruck einzusetzen begannen.
Vor den 1870er Jahren war die Industrialisierung in der Schweiz durch eine zögerliche Mechanisierung gekennzeichnet. Erstens profitierten die Fabriken aufgrund des Bevölkerungsdrucks auf dem Land vom allgemein elastischen Arbeitsangebot, zweitens konzentrierte sich die technische Veränderung wegen des Kohlemangels mehr auf Wasser- als auf Dampfenergie und drittens überwog die Tendenz, Spezialprodukte in sehr unterschiedliche Märkte mit grossem Mehrwert zu exportieren, Produkte die schwer zu standardisieren und damit zu mechanisieren waren. Diese Voraussetzungen führten in einer Zeit, in der andere Länder die Techniken der Massenfabrikation übernahmen, eher zu einer Konzentration der Herstellung auf kleine Volumen. In der Schweiz wurde stärker auf arbeitsintensive Technologien und polyvalente Produktionswerkzeuge gesetzt. Zudem entwickelte sich die Mechanisierung in wenig revolutionären Verfahren weiter, die jedoch den Strukturen der Werkstätten und dem lokalen Know-how angepasst waren. Selbst wenn einige stark mechanisierte Spitzenbranchen (Baumwollspinnerei) ein gewisses Mass an technologischer Arbeitslosigkeit erzeugten, bewirkte der Prozess der Mechanisierung in der Schweiz vergleichbar wenige Unruhen, selten Plünderungen oder die Zerstörung von Maschinen (Maschinensturm), ja die Heimarbeit sowie die Handwerkindustrie (Handwerk) blühten Ende des 19. Jahrhunderts durch die Einführung des kleinen Elektromotors sogar nochmals auf und überlebten relativ lang.
Die industrielle Modernisierung in der Zwischenkriegszeit erschwerte zumindest in den Fabriken mit Serienfertigung (Kleidung, Schuhe, Lebensmittelindustrie, Uhrenbranche, elektrische Geräte) die Arbeitsbedingungen erheblich. In dem durch die amerikanische Konkurrenz und den zunehmenden Einfluss des Taylorismus und Fordismus geprägten Umfeld führte der steigende Produktionsdruck nicht nur zur Mechanisierung der Arbeitsgeräte und Werkzeuge, sondern auch zu derjenigen des Arbeiters. Die Methoden der wissenschaftlichen Arbeitsorganisation (Management), die sich ab Ende der 1920er Jahre mit dem Trend zur Arbeit rund um die Uhr oder zum Fliessband durchsetzten, drangen in die Fabrik vor. Die Rationalisierung der manuellen oder mechanischen Tätigkeiten ging manchmal bis an die Grenze des für den menschlichen Organismus Erträglichen.
Die Aufgabenteilung zwischen Mensch und Maschine wurde ab den 1970er Jahren durch die Entwicklung der Märkte, die strukturellen Anpassungen und die Einführung flexibler Produktionssysteme einmal mehr verändert. Während die tayloristische Organisation zu einer Abwertung der Arbeit und einem Autonomieverlust des Arbeiters geführt hatte, erhielt dieser nun eine zentrale Rolle in einem erneuerten technischen und organisatorischen Umfeld, das neue Kompetenzen erforderte und die Unterscheidung zwischen Arbeitern und Angestellten verwischte.
Quellen und Literatur
- S. Giedion, Die Herrschaft der Mechanisierung, 1982 (engl. 1948)
- E. Ulich et al., Arbeitsform mit Zukunft, 1989
- J. Ruby, Maschinen für die Massenfertigung, 1995
- B. Veyrassat, «Mais où est donc la différence?», in Pour une histoire économique et sociale internationale, hg. von B. Etemad et al., 1995, 205-228
- A. Bähler, «Die Veränderung des Arbeitsplatzes Haushalt durch das Eindringen der Haushalttechnik, 1930-1980», in Arbeit im Wandel, hg. von U. Pfister et al., 1996, 171-192
- K. Girschik, «Als die Kassen lesen lernten», in Traverse, 2005, H. 3, 110-124