de fr it

Schiefer

Arbeiter im Schieferbruch im Niesenmassiv, 1941 (Schweizerisches Nationalmuseum, Actualités suisses Lausanne; Fotografie Presse-Diffusion).
Arbeiter im Schieferbruch im Niesenmassiv, 1941 (Schweizerisches Nationalmuseum, Actualités suisses Lausanne; Fotografie Presse-Diffusion). […]

S. und ähnl. Gesteine (Gneis, Quarzit) sind hauptsächlich im (vor)alpinen Raum verbreitet. Die leicht spaltbaren und dauerhaften S. wurden v.a. zu Dachplatten, Schreibtafeln und Griffeln, aber auch zu Boden- und Tischplatten sowie Simsen verarbeitet. Eine Vielzahl kleiner, im Tagbau ausgebeuteter Vorkommen deckte seit jeher den lokalen Bedarf. (Über)regionale Bedeutung erlangten dagegen reiche Schieferlager z.B. in Bern (Amtsbezirk Frutigen), Glarus (Sernftal) und im Wallis (Sembrancher, Leytron, Termen, Ried-Brig). 1565 wurde der Schieferabbau (Bergbau, Steinindustrie) in der Schweiz (Engi) erstmals erwähnt. Der europaweite Handel mit Glarner Schieferplatten schaffte vom 17. Jh. an über den Abbau hinaus Verdienst in Verarbeitung und Vertrieb ("Plattenfergger"). Das Siedlungswachstum führte zu einem erhöhten Bedarf an Dachschiefer und im 19. Jh. sowie in der 1. Hälfte des 20. Jh. zu einer Blüte des Schieferbergbaus, der für einige Orte in Glarus, Bern und Wallis prägende wirtschaftl. und soziale Bedeutung erlangte. Der Staat übernahm zuweilen ― wie sonst nur bei Salz-, seltener bei Kohlevorkommen ― den Abbau (Glarus ab 1832 am Landesplattenberg in Engi, Bern Ende 18. Jh. bis 1868 in Mülenen). 1840 waren in Engi 200 Personen, um 1910 im Engstligental deren 250 beschäftigt. In der Region Frutigen waren noch 1938 210 Personen im Schieferbergbau tätig, und allein nach Deutschland soll jährlich S. im Wert von 4 Mio. Fr. exportiert worden sein. Im Allgemeinen aber stagnierte der Absatz seit Anfang des 20. Jh. als Folge der Massenanfertigung von Ziegelei-Produkten und trotz Diversifizierungsansätzen (z.B. Bassins, Wandbeläge, Spachtelmasse, Farbzusätze, Elektroinstallationen). In Kriegs- und Krisenjahren kam es zur vorübergehenden Schliessung von Minen. Hohe Gestehungskosten und die Verdrängung durch neue Materialien führten zur Auflassung von Schieferminen (1961 Engi, 1972 Termen, 1977 Frutigen) oder zur Umstellung auf die Verarbeitung von Importware (Schiefertafelfabriken in Frutigen sowie bis 1983 in Elm). 2005 wurde der Abbau von Quarzschiefer in St. Niklaus, einem der letzten aktiven Bergwerke der Schweiz, eingestellt; der schieferartige Maggiagneis wird noch abgebaut.

Quellen und Literatur

  • P. Rudhart, Mines et carrières, 1914
  • Das Frutigbuch, 1938
  • F. de Quervain, Die nutzbaren Gesteine der Schweiz, 31969
  • Neujahrsbote für das Glarner Hinterland 31, 1997
  • B. Richner, Plattenberger, Bätsch und Lager: die erinnerte Schieferindustrie von Engi/Glarus, 2001
Weblinks

Zitiervorschlag

Werner Bellwald: "Schiefer", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 20.11.2012. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/014017/2012-11-20/, konsultiert am 17.04.2024.