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Verlage

Die Geschichte des Verlagswesens ist bis ins 18. Jahrhundert kaum abgrenzbar von der Geschichte des Buchdrucks und des Buchhandels. Lange Zeit unterschieden sich ein Drucker-Verleger und ein Buchhändler-Verleger von einem einfachen Drucker oder Buchhändler lediglich dadurch, dass ihre Geschäftstätigkeit nicht regional, sondern länderübergreifend ausgerichtet war.

Deutsche Schweiz

Titelblatt der 1572 in Basel von Adam Petri gedruckten Ausgabe der Cosmographia von Sebastian Münster (Zentralbibliothek Zürich).
Titelblatt der 1572 in Basel von Adam Petri gedruckten Ausgabe der Cosmographia von Sebastian Münster (Zentralbibliothek Zürich).

Schon bald nach der Erfindung des modernen Buchdrucks mit beweglichen Lettern, Druckerpresse und Druckfarbe durch Johannes Gutenberg in Strassburg und Mainz wurde Basel zum Mittelpunkt des schweizerischen Druck- und Verlagswesens. Seine Exponenten waren nicht nur Drucker, sondern auch Verleger und Buchhändler und arbeiteten eng mit der 1460 gegründeten Universität zusammen. Da Basel und sein wirtschaftliches Einzugsgebiet zu klein waren, um kostendeckende Auflagen herauszugeben, mussten Absatzgebiete im übrigen deutschsprachigen Raum und darüber hinaus gewonnen werden. Es wurden aber auch Aufträge von anderen Verlegern übernommen, zum Beispiel vom bekannten Nürnberger Anton Koberger. Das Zeitalter der Reformation mit seinen theologischen und politischen Streitschriften brachte eine erste Blüte des schweizerischen Druck- und Verlagsschaffens, das in Genf und Zürich weitere Zentren hatte.

Im 16. Jahrhundert zeigten sich Ansätze einer beginnenden Spezialisierung. Es gab erste Verleger und Buchhändler, die nicht mehr selbst eine Druckerei betrieben. Im 17. Jahrhundert erfuhren Buchdruckkunst und Verlagstätigkeit einen Niedergang. Wirtschaftliche Notlagen, Kampfhandlungen und der weitgehende Wegfall des Exportgeschäfts zwangen Drucker und Verleger während und nach dem Dreissigjährigen Krieg zu einer Einschränkung ihrer Tätigkeit. Die Auswirkungen von Reformation und Gegenreformation sowie die damit verbundene Flut von schnell und daher eher lieblos hergestellten Kleinschriften in grossen Auflagen machten sich in der Buchgestaltung bemerkbar. Erst im Zeichen der Aufklärung im 18. Jahrhundert blühte das Verlags- und Druckereiwesen wieder auf, wobei Zürich insbesondere mit der Druckerei Orell & Compagnie (später Orell Füssli) von Basel die Führungsrolle übernahm. Die Zahl der Verleger ohne eigene Druckerei und die der eigentlichen Buchhändler nahm zu. Der Vertrieb der verlegten Bücher verursachte hohe Kosten und wurde dadurch vielen Druckern zu aufwendig. Zudem fehlten ihnen weitgehend die Kenntnisse des Buchmarkts im deutschsprachigen Raum, was erfolgreiche Verhandlungen mit den Autoren erschwerte.

Zu Beginn des 19. Jahrhunderts bewirkten die Revolutionskriege und die Erschütterung der europäischen Machtverhältnisse, gefolgt von Restauration und Regeneration, eine Einschränkung des kulturellen und geistigen Schaffens im Vergleich zur Hochblüte Mitte des 18. Jahrhunderts. Das Interesse vieler Leser richtete sich auf leichtere Unterhaltungsliteratur, die aus deutschen Verlagen stammte und die Schweizer Verleger in eine Aussenseiterrolle drängte. Im Zeichen des Biedermeiers trat an die Stelle der umfassenden wissenschaftlichen Veröffentlichungen das liebenswürdige intime Buch. Schweizer Schriftsteller wie Gottfried Keller, Conrad Ferdinand Meyer, Jeremias Gotthelf und Ernst Zahn liessen ihre Werke fast ausschliesslich im Ausland verlegen.

Kleines Werbeplakat für den Zürcher Limmat Verlag, gestaltet von Martial Leiter, 1982 (Museum für Gestaltung Zürich, Plakatsammlung, Zürcher Hochschule der Künste).
Kleines Werbeplakat für den Zürcher Limmat Verlag, gestaltet von Martial Leiter, 1982 (Museum für Gestaltung Zürich, Plakatsammlung, Zürcher Hochschule der Künste).

Im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts behielten die deutschen Verlage ihre Vormachtstellung auf dem schweizerischen Markt. Erst die nationalsozialistische Machtergreifung im Deutschen Reich 1933 brachte eine Wende. Im gleichen Jahr etablierte sich in Zürich, gut vierzig Jahre nach den ersten deutschen Buchgemeinschaften, mit der Büchergilde Gutenberg die erste unabhängige Buchgenossenschaft der Schweiz. Ihre gewerkschaftlichen Initianten verstanden sie als Bildungsinstrument der Arbeiterbewegung. Im Frühjahr 1934 trafen sich Buchhändler und Verleger in Basel, um eine gemeinsame Strategie zur Förderung des Schweizer Buchs festzulegen. Die folgenden Jahre bis etwa 1950 werden häufig als Sternstunde des Schweizer Verlags bezeichnet. Stieg doch in weniger als zehn Jahren die Anzahl der Verlage durch Neugründungen sprunghaft an und die Zahl der herausgegebenen Titel konnte von 1705 (1938) auf 4002 (1946) mehr als verdoppelt werden. Vom Nationalsozialismus verfolgte Schriftsteller publizierten bei Schweizer Verlegern. So erschien 1935 Wolfgang Langhoffs Klassiker «Die Moorsoldaten» im Schweizer-Spiegel-Verlag. Nach dem Wiederaufbau der deutschen Verlagsszene im Anschluss an den Zweiten Weltkrieg zeigte sich, dass nicht nur den verschiedenen neu gegründeten, sondern auch den etablierten Schweizer Verlagen die Mittel fehlten, um sich über den Aufbau eines entsprechenden Vertriebsnetzes in Deutschland das langfristige Bestehen zu sichern. Zudem fehlten bei Familienbetrieben wie dem Europa-Verlag häufig die Nachwuchskräfte. Aus der Zwangsliquidation der Deutschen Buch-Gemeinschaft um 1949 ging der durch Gottlieb Duttweiler als Gegengewicht zur Büchergilde Gutenberg gegründete Ex Libris Verlag hervor. Gab Ex Libris in seiner Gründungszeit bedeutende literarische Reihen heraus, betätigte sich das Unternehmen etwa ab den 1980er Jahren vorwiegend als Bücher-Discounter.

Vom Umschichtungs- und Konzentrationsprozess, der in den 1980er Jahren einsetzte und sich ab 1990 verstärkte, waren viele Verlage betroffen: Artemis, Benziger, Birkhäuser, Manesse, Hans Huber, Albert Müller, Sphynx, Walter sowie Nagel & Kimche gingen in deutschen Besitz über. Der Aare-Verlag in Solothurn, Helbing & Lichtenhahn in Basel sowie der Kinderbuchverlag Luzern (Kinder- und Jugendliteratur) wurden von Sauerländer übernommen, wobei Teile von Helbing & Lichtenhahn 1999 an Schwabe gelangten. Atlantis, Francke und Rotapfel wurden zwischen deutschen und schweizerischen Besitzern aufgeteilt. Der Eugen-Rentsch-Verlag wurde 1981 von Orell Füssli übernommen. Bei anderen Verlagen war der Wechsel weniger augenfällig, da ihre Besitzer ihnen ein gewisses Mass an Selbstständigkeit beliessen, wie etwa beim Scherz Verlag, der 1996 von der Verlagsgruppe Georg von Holtzbrinck übernommen worden war. Einige Unternehmen konnten ihre Unabhängigkeit bewahren, unter anderem die literarischen Verlage Diogenes und Ammann (Betrieb 2010 eingestellt), die Wissenschaftsverlage S. Karger, Schwabe, Schulthess, Stämpfli und (mit gemischter Palette) Hallwag (bis 2001, seither nur noch Kartenverlag), Haupt, Sauerländer (bis 2001) und der Verlag Huber (bis 2011) in Frauenfeld. Die Zürcher Verlage Unionsverlag und Limmat Verlag haben sich aus Synergiegründen 1991 zusammengeschlossen, 2001 jedoch wieder getrennt. Dank der Unterstützung durch ein im Printmedienbereich tätiges Mutterhaus entstanden neue, erfolgreiche Unternehmen wie der AT-Verlag der Aargauer Zeitung (seit 1996 AZ-Medien) und der NZZ-Verlag. Weitere Konkurrenten überlebten dank Kosteneinsparungen über eine Beschränkung der Titelzahl. Zahlen zu Umsatz und Mitarbeitern sind bestgehütete Geheimnisse vieler Verlage und insbesondere des Sortimentsbuchhandels. Ende des 20. Jahrhunderts waren vermutlich ca. 3000-4000 Personen im Buchhandel, Zwischenbuchhandel und Verlagswesen tätig. Die Wiedereinführung der unter anderem vom Schweizer Buchhändler- und Verleger-Verband geforderten Buchpreisbindung wurde vom Volk 2012 in der Referendumsabstimmung abgelehnt.

Französische Schweiz

Katalog der bei der Société typographique de Neuchâtel erschienenen Bücher, 1785 (Bibliothèque publique et universitaire de Neuchâtel).
Katalog der bei der Société typographique de Neuchâtel erschienenen Bücher, 1785 (Bibliothèque publique et universitaire de Neuchâtel).

Bereits im 15. Jahrhundert erreichte die neue Buchdruckerkunst einzelne Orte der heutigen Westschweiz. Zwischen 1478 und 1500 waren in Genf, wo sich ein veritables Buchgewerbe entwickelte, sieben Drucker-Verleger (darunter Louis Cruse) tätig, die Hunderte von Druckerzeugnissen produzierten. Diese Aktivität flaute zwar in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts etwas ab, nahm aber während der Reformation stark zu. Zwischen 1550 und 1600 waren über 330 Drucker beschäftigt, darunter einige protestantische Glaubensflüchtlinge aus Lyon oder Paris. Die Blütezeit setzte sich in anderer Form bis ins 17. Jahrhundert fort: Genfer Drucker versorgten über Lyon die Märkte des Mittelmeerraums (Italien, Spanien, Portugal) mit wissenschaftlichen Büchern. Mit ihrer Präsenz auf den Messen und Märkten in Nordeuropa spielten sie eine Vermittlerrolle zwischen deutsch- und romanischsprachigen Ländern. Dieser Handel dauerte bis Mitte des 18. Jahrhunderts. Danach traten die Herausgabe und der Nachdruck französischer Werke in den Vordergrund. Diese Entwicklung wurde durch die Niederlassung Voltaires in Genf und die Tätigkeit seiner Drucker, der Gebrüder Cramer, gefördert. Verschiedene wichtige, an der Genfer Schule ausgebildete Verleger liessen sich im 18. Jahrhundert in Lausanne nieder und verhalfen der Stadt zu einem gewissen Ruhm. Sie standen in Konkurrenz zu Fortunato Bartolomeo de Felice in Yverdon. In dieser erfolgreichen Zeit wurden mehrere typografische Gesellschaften wie die Société typographique de Neuchâtel, die Société typographique de Lausanne, die Typographische Gesellschaft Bern, die Société littéraire et typographique d'Yverdon und die Société typographique de Genève gegründet. 1769-1789 übte jene von Neuenburg eine Vorreiterrolle aus. Parallel zu den Verlegern, die sich auf den grossen internationalen Handel konzentrierten, entstanden in den meisten Städten der Westschweiz kleinere Offizinen, so 1585 in Freiburg, 1592 in Pruntrut, 1644 in Sitten, 1652 in Lausanne, 1688 in Neuenburg, 1708 in La Neuveville, 1724 in Yverdon, 1742 in Biel, 1744 in Vevey, 1779 in Moudon und 1781 in Nyon. Sie belieferten mit unterschiedlichem Erfolg den regionalen Markt. Verschiedene Erlasse, welche die Lieferung von ausländischen Büchern nach Frankreich verhindern sollten, die Revolutionswirren und die napoleonischen Kriege brachten die Buchproduktion der französischen Schweiz in der Zeit um 1800 beinahe zum Erliegen.

In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts erstarkte das Westschweizer Druck- und Verlagswesen für den lokalen Markt wieder. Nur die reformierte Buchproduktion behielt ihre ausgedehnten Kontakte mit Paris und Südfrankreich. Gegen 1860 brachten strukturelle Veränderungen – die Abschaffung der kantonalen Zölle und die Verbesserung des Kommunikationsnetzes – einen neuen, diesmal von der Westschweiz ausgehenden Aufschwung der einheimischen Produktion. Die 1866 gegründete Société des libraires et éditeurs de Suisse romande setzte sich die Förderung von Publikationen der französischsprachigen Schweiz zum Ziel. Da die Westschweizer Verlage unter grossem Konkurrenzdruck von Pariser Buchhändlern standen, versuchten sie die Gestaltung und den praktischen Nutzen regionaler Werke zu verbessern. Sie setzten auf die neuen Marktlücken in der sich wandelnden Gesellschaft, indem sie Schul-, Kinder- und Jugendbücher, Volksliteratur sowie wissenschaftliche und populärwissenschaftliche Publikationen verlegten. Zudem wollte der Berufsverband ein Bücherlager für die Auslieferung der Westschweizer Publikationen in Paris einrichten; der Versuch scheiterte zwar, führte aber durch die Initiative Einzelner vor 1914 zur Eröffnung der Pariser Filialen von Attinger und Payot.

Werbeplakat für den Genfer Kunstbuchverlag Skira, 1948 (Museum für Gestaltung Zürich, Plakatsammlung, Zürcher Hochschule der Künste).
Werbeplakat für den Genfer Kunstbuchverlag Skira, 1948 (Museum für Gestaltung Zürich, Plakatsammlung, Zürcher Hochschule der Künste).

Diese Doppelstrategie war auch für das 20. Jahrhundert typisch. Einerseits stand eine regionale Produktion im Vordergrund, die sich auf eine typografische Tradition und die Dynamik des grafischen Gewerbes stützte, zum Beispiel bei den Verlagshäusern Attinger, Kündig oder Zahn vor dem Ersten Weltkrieg, beim Unternehmen Cahiers vaudois 1914-1919 sowie bei den Editions Mermod in Lausanne und La Baconnière in Boudry ab Ende der 1920er Jahre. In den 1960er Jahren lebte die Publikation von literarischen Werken der Westschweiz wieder auf mit dem Verlag von Bertil Galland und in der Reihe «L'Aire» der Verlagsgenossenschaft Rencontre, die einheimische Schriftsteller hervorheben wollten. Die beiden Publikationsreihen «Livre du mois» (1969-1971) und «La Bibliothèque romande» (1971-1974) brachten den Reichtum der französischsprachigen Schweizer Literatur einem breiteren Publikum näher. Andererseits versuchten zahlreiche Buchhändler und Verleger, über den lokalen Markt hinaus zu wachsen, zum Beispiel nach der Zwischenkriegszeit der Buchklub La Guilde du Livre sowie Albert Skira und die Familie Gonin mit den Kunstbüchern. Der Zweite Weltkrieg führte dazu, dass sich mehrere Westschweizer Verleger in Paris niederliessen, um Werke französischer Autoren zu veröffentlichen. Diese fruchtbare Periode, in der 1941 die Editions Ides et Calendes sowie Marguerat, 1942 Les Portes de France und 1944 Le Griffon entstanden und sich die Librairie de l'Université de Fribourg entwickelte, dauerte nur etwa zehn Jahre; auch als die Pariser Verlage wieder marktführend wurden, verfolgten mehrere Unternehmen ihre Tätigkeit im Ausland in Bereichen weiter, in denen es nicht nur um Preiskampf und literarische Aktualität ging: Rencontre nahm das Modell des Buchklubs wieder auf und Edita setzte bei Publikationen für den internationalen Markt auf Koproduktionen.

Das Verschwinden dieser Verlage markierte Ende der 1970er Jahre eine Wende: Der Markt verkleinerte sich stark, nur L'Age d'homme fand weiterhin wichtige Absatzkanäle in Frankreich. Edipresse hatte in den 1980er Jahren die Kapitalmehrheit von Payot, Skira und Office du livre erworben, entfernte sich aber immer mehr vom Verlagswesen und profilierte sich vor allem als Pressegruppe. Kleine, spezialisierte Verlage blieben bestehen, wobei einige ein umfangreiches Angebot aufwiesen. Obschon die Branche an wirtschaftlicher Bedeutung verlor, blieb ihr kultureller Einfluss auf regionaler Ebene bestimmend.

Italienische Schweiz

Titelblatt eines Werks, das 1762 vom Haus Agnelli in Lugano gedruckt worden ist (Archivio di Stato del Cantone Ticino, Bellinzona).
Titelblatt eines Werks, das 1762 vom Haus Agnelli in Lugano gedruckt worden ist (Archivio di Stato del Cantone Ticino, Bellinzona).

In der italienischsprachigen Schweiz tauchten die ersten Druckereien Mitte des 18. Jahrhunderts auf, also erheblich später als in den grössten europäischen und schweizerischen Zentren. Eine Ausnahme bildete Italienischbünden, wo die Druckerei Landolfi in Poschiavo ihre Publikationstätigkeit im 16. Jahrhundert im Zeichen des Konfessionsstreits aufnahm. Das erste typografische Unternehmen in den ennetbirgischen Vogteien wurde 1746 in Lugano von der Druckerfamilie Agnelli aus Mailand gegründet; es trug mit zahlreichen Publikationen zur Verbreitung der Ideen der lombardischen Aufklärung, der jesuitenfeindlichen Kreise und der französischen Revolution in Italien bei. Nach der Schliessung der Druckerei Agnelli 1799 ging der grenzüberschreitende, auf den italienischen Markt konzentrierte Handel des Tessiner Verlagswesens bis Mitte des 19. Jahrhunderts weiter. Zahlreiche Druckereien vor allem in Lugano nutzten ihre Lage an der Grenze zur österreichischen Lombardei, um in Italien verbotene Bücher und Raubdrucke bereits erschienener Werke zu verlegen. Eine besondere Bedeutung hatten die Druckereien im Risorgimento, so 1823-1827 Vanelli, 1823-1842 Ruggia und 1842-1851 Svizzera Italiana in Lugano sowie 1830-1853 die Tipografia elvetica in Capolago, denn sie konnten dank einer toleranten Regierung wichtige Werke herausgeben und dabei auf die Hilfe von italienischen Flüchtlingen im Tessin zählen. Andere Unternehmen wie Veladini in Lugano (1805-1924) trugen mit ihren Publikationen, unter anderem Periodika, politischen Werken, Gesetzen und Reglementen, Schulbüchern und religiösen Schriften, zum politischen, wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Wachstum des Kantons bei. Die Verlage des 20. Jahrhunderts wie das nach 1912 von Carlo Grassi gegründete Istituto Editoriale Ticinese setzten ebenfalls auf den Binnenmarkt. Während des Zweiten Weltkriegs veröffentlichte Pino Bernasconi in der von ihm gegründeten Reihe «Collana di Lugano» Werke italienischer Autoren wie Eugenio Montale und Umberto Saba. Für einige Zeit waren auch die Nuove Edizioni in Capolago tätig, die sich auf literarische Werke und Essays von antifaschistischen Emigranten spezialisierten. Im Tessin verfolgte der Staat noch zu Beginn des 21. Jahrhunderts eine eigene Förderpolitik und unterstützte über die Finanzierung ausgewählter Werke Verlage des Kantons; unter diesen profilierten sich – gemessen an der Zahl ihrer Veröffentlichungen – Dadò in Locarno und Casagrande in Bellinzona. In Italienischbünden ist seit 1864 die Druckerei Menghini in Poschiavo tätig.

Quellen und Literatur

Deutschschweiz
  • O. Fehr, «Der Schweiz. Buchhandel», in Festgabe zum 75jährigen Jubliäum des Schweiz. Buchhändlervereins, 1924, 121-154
  • H. Girsberger, «Chronolog. Darstellung der wichtigsten Ereignisse 1849-1949», in Hundert Jahre Schweiz. Buchhändler-Verein, 1949, 31-56
  • H. Halfmann, «Bibliographie und Verlage der deutschsprachigen Exil-Literatur 1933 bis 1945», in Beitr. zur Gesch. des Buchwesens 4, 1969, 189-294
  • P. Oprecht, «Buchhandel und Verlage in der Schweiz», in Buchgestaltung in der Schweiz, hg. von J. Hochuli, 21998, 50-58
  • Buchbranche im Wandel, hg. von R. Diederichs et al., 1999
Französische Schweiz
  • F.-C. Lonchamp, Bibliographie générale des ouvrages publiés ou illustrés en Suisse et à l'étranger de 1475 à 1914 par des écrivains et des artistes suisses, 1922 (Nachdr. 1994)
  • Le livre à Genève, 1478-1978, Ausstellungskat. Genf, 1978
  • Le livre neuchâtelois, 1533-1983, Ausstellungskat. Neuenburg, 1983
  • Le livre fribourgeois, 1585-1985, Ausstellungskat. Freiburg, 1985
  • Le livre à Lausanne, 1493-1993, Ausstellungskat. Lausanne, 1993
  • Francillon, Littérature 2, 120-133; 3, 25-42; 4, 22 f., 36-43, 59-65, 81-93
  • G. Bonnant, Le livre genevois sous l'Ancien Régime, 1999
  • F. Vallotton, L'édition romande et ses acteurs 1850-1920, 2001
  • L'édition neuchâteloise au siècle des Lumières, hg. von M. Schlup, 2002
  • A. Bosson, Annales typographiques fribourgeoises, 2002
Italienische Schweiz
  • R. Caddeo, La tipografia Elvetica di Capolago (1830-1853), 1931
  • R. Bornatico, L'arte tipografica nelle Tre Leghe (1547-1803) e nei Grigioni (1803-1975), 1976
  • G. Martinola, Un editore luganese del Risorgimento: Giuseppe Ruggia, 1985
  • C. Caldelari, Bibliografia ticinese dell'Ottocento, 2 Bde., 1995
  • C. Caldelari, Bibliografia luganese del Settecento, 1999
  • F. Mena, Stamperie ai margini d'Italia, 2003
Weblinks

Zitiervorschlag

Peter Oprecht; Silvio Corsini; François Vallotton; Carlo Agliati: "Verlage", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 19.03.2015. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/014028/2015-03-19/, konsultiert am 19.03.2024.