S. (Kaliumnitrat, Kalisalpeter) ist ein leicht lösliches, weisses Salz, das v.a. für die Herstellung von Schwarzpulver verwendet wurde. Das Steinsalz kommt in der Natur nur in kleinen Mengen vor und wurde künstlich aus organ. Stickstoffverbindungen gewonnen. Bis Ende des 15. Jh. deckten die eidg. Orte ihren Bedarf an S. mit Importen, beispielsweise aus dem süddt. Raum (Nürnberg, Württemberg) und Tirol. Anfang des 16. Jh. wurde mit der einheim. Produktion begonnen. Dazu hoben sog. Salpetergräber die kaliumnitrathaltige Erde v.a. von Viehställen aus und Salpetersieder verarbeiteten sie in einem aufwendigen Verfahren unter Zuführung von Pottasche zu Rohsalpeter weiter. Um den Zugang zu den Ställen auch gegen den Willen der Besitzer zu erhalten, wurden die sog. Salpeterer mit obrigkeitl. Patenten ausgestattet. Gleichzeitig wurden Alternativen gesucht: Im 18. Jh. entstanden Salpeterplantagen, auf denen Muttererde, ein Gemisch aus stickstoffhaltigen organ. Substanzen, regelmässig mit Jauche übergossen wurde. Die an der Oberfläche ausgewitterte Salpetererde wurde nach etwa einem Jahr abgetragen, zu Rohsalpeter verarbeitet und weiter raffiniert. Nur einige wenige grosse Betriebe wie die obrigkeitl. Salpeterhütte in der Stadt Bern, die 15% der bern. Gesamtproduktion herstellte, waren mit dem aufwendigen Verfahren erfolgreich. 1855 wurden gut vier Fünftel des Schweizer S.s im Kt. Bern hergestellt. Die Entwicklung eines Konversionsverfahrens zur künstl. Gewinnung von Kali- aus Chile- bzw. Natronsalpeter sowie das Aufkommen effizienterer und kostengünstigerer Transportmittel führten ab den 1860er Jahren zu Preissenkungen für Konversionssalpeter, der aus Deutschland, Belgien und Frankreich importiert wurde. 1869 schloss die letzte eidg. Salpeterraffinerie in Bern. Die Entwicklung eines salpeterfreien Schiesspulvers Ende des 19. Jh. drückte die Nachfrage zusätzlich. Ab dem 20. Jh. wurde S. primär für die Herstellung von Dünger (Düngung) und Salpetersäure verwendet.
Quellen und Literatur
- A. Furrer, Volkswirtschafts-Lex. der Schweiz 2, 1889, 632-636
- K.L. Schmalz, «Bern-Pulver», in BZGH 18, 1956, 91-128
- G. Frank, Das Schwarzpulver, 2005, 13-17
Weblinks
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