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Post

Der Postbetrieb mit regelmässigen Kursen über Relaisstationen entwickelte sich aus einem sporadischen klein- und grossräumigen Botenverkehr und war eng verbunden mit der Verbreitung der schriftlichen Kommunikation. Der Begriff Post, wie er seit der frühen Neuzeit in Mitteleuropa Verwendung findet, geht auf das gegen Ende des 1. Jahrhunderts v.Chr. gegründete römische Beförderungssystem cursus publicus zurück und wird von statio posita, der Bezeichnung für Verpflegungs- und Übernachtungsstelle, abgeleitet.

Mittelalter und frühe Neuzeit

Das Gebiet der Schweiz wurde mit dem cursus publicus, der sich im 3. Jahrhundert n.Chr. beschränkt auch dem privaten Verkehr öffnete, erstmals in ein Kommunikations- und Transportsystem eingebunden (Transportgewerbe). Der Niedergang des weströmischen Reichs brachte für die Post einen Rückschritt. Der schriftliche Verkehr wickelte sich für längere Zeit wieder nur über ein bedarfsmässiges Botenwesen ab. Klosterboten sowie Kaufleute und andere Reisende, ab dem 14. Jahrhundert auch von staatlichen Stellen eingesetzte Standesläufer führten Botendienste aus. Neue Ansätze für den Aufbau einer Postorganisation entwickelten sich in Orten mit regelmässigem Handelsverkehr. Auf dem Gebiet der Schweiz entstanden erste Botenkurse zwischen St. Gallen und Nürnberg bzw. Lyon (ab 1387 und 1418) sowie von Lindau über Chur bis Mailand (ab 1445).

Postreiter der Fischerpost mit Horn und aufgeschnallter Posttasche. Schliffscheibe, 1763 (Museum für Kommunikation, Bern).
Postreiter der Fischerpost mit Horn und aufgeschnallter Posttasche. Schliffscheibe, 1763 (Museum für Kommunikation, Bern). […]

Erste eigentliche Posteinrichtungen tauchten im letzten Viertel des 15. Jahrhunderts im Auftrag grosser Landesherrschaften auf. Am bedeutendsten war die Reichspost der Familie Taxis, die ab 1490 feste Postlinien betrieb und diese bereits um 1500 der privaten Nutzung öffnete. Mit dem Kurs Mailand-Chur-Feldkirch berührte die Post der Taxis 1496 auch das Gebiet der Schweiz. Im 16. Jahrhundert führte eine französische Postorganisation von Lyon nach Solothurn und von dort über Zürich nach Chur sowie nach Basel und Luzern. Dieser frühe Postverkehr blieb auf die grossen Verbindungsachsen beschränkt. Die St. Galler Kaufmannschaft unterhielt spätestens ab Mitte des 16. Jahrhunderts einen wöchentlichen Botenritt nach Nürnberg (Nürnberger Ordinari) und ergänzte diesen 1575 mit einem vierzehntäglichen Kurs mit Boten- und Pferdewechseln durch das Mittelland nach Genf, wo ein Anschluss nach Lyon bestand (Lyoner Ordinari). Ähnliche postverwandte Verbindungen unterhielten auch die Schaffhauser und die Zürcher Kaufmannschaft ab 1585 bzw. 1610. Im Verlauf des 17. Jahrhunderts begannen die eidgenössischen Orte, das Postregal zu beanspruchen und teils eigene Postorganisationen aufzubauen. Meist verwaltete das Kaufmännische Direktorium das Postwesen als obrigkeitliches Regal.

Die grösste Postorganisation der Schweiz begründete Beat Fischer. Er pachtete das Postregal der Stände Bern (1675), Solothurn (1691), Neuenburg (1695) und Freiburg (1698) und baute so ein schweizweites Postnetz auf. Um 1700 bestanden von Bern aus zwei- bis dreimal wöchentlich Postkurse nach Basel, Genf, Zürich, Schaffhausen und Luzern. Im Verlauf des 18. Jahrhunderts wurde das Postnetz erweitert und der Postverkehr verdichtete sich. Der erste Postkutschenkurs verband ab 1735 Bern mit Zürich, wenig später fuhren Postkutschen auch von Genf bis St. Gallen und nach Basel. Gegen Ende des 18. Jahrhunderts bestanden dank verbessertem Strassennetz zwischen den Städten des Mittellands wöchentlich zwei bis drei Postkutschenverbindungen. Zusätzlich kamen Postwagen für den Warentransport zum Einsatz.

Von der helvetischen zur kantonalen Post (1798-1848)

Als die Helvetische Republik 1798 das schweizerische Postwesen zu verstaatlichen suchte, spielten neben der Berner Fischerpost nur die Postverwaltungen von Basel und Zürich eine grössere Rolle. Die kleineren Kantone liessen ihr Postwesen meistens von anderen Kantonen betreiben. Die Helvetische Republik trachtete danach, Postorganisation und -tarife zu vereinheitlichen. Vorgesehen waren eine Zentralverwaltung und fünf Kreisverwaltungen in Basel, Bern, Schaffhausen, St. Gallen und Zürich. Es fehlten aber die Mittel, sodass die bestehenden Postverwaltungen den Betrieb weiterführten.

Die Mediationsakte hob 1803 die Zentralisierung des Postwesens auf und überliess das Postregal, das neben dem Brief-, Geld- und Zeitungsverkehr auch den Personentransport umfasste, wieder den Kantonen. Aargau, Basel, Luzern und Zürich führten sofort die Regiepost ein, die Waadt folgte 1805, Neuenburg 1807. Die anderen Kantone verpachteten ihr Postwesen noch für Jahre. Graubünden führte 1817 den Regiebetrieb ein, Genf, Wallis, Bern, Glarus, Freiburg, Tessin und Solothurn erst zwischen 1830 und 1836. Um 1840 teilten sich 17 Postverwaltungen das Gebiet der Schweiz, was den Posttransport langsam und teuer machte. Eine betriebliche Vereinfachung brachte die Einführung der Briefmarke (Postwertzeichen) bei den Kantonalposten von Zürich und Genf 1843 sowie Basel 1845. Nun war es möglich, das Porto bereits beim Absender zu erheben und nicht erst beim Empfänger einzuziehen.

Die Post des Bundes ab 1849

Organisation

Gemäss Artikel 33 der Bundesverfassung (BV) von 1848 war das Postwesen «im ganzen Umfang der Eidgenossenschaft Bundessache». Es wurde ein Post- und Baudepartement geschaffen, dem als erster Chef 1848-1852 und 1855-1866 Bundesrat Wilhelm Mathias Naeff vorstand. Das Bundesgesetz über die Organisation der Postverwaltung von 1849 brachte die Einteilung der Eidgenössischen Post in elf Postkreise mit je eigener Direktion. Diese Struktur hatte mit nur geringen Modifikationen bis 1997 Bestand. Das Postregal umfasste den Transport verschlossener Sendungen aller Art bis zu 5 kg sowie die Personenbeförderung durch regelmässige periodische Kurse und durch Extraposten. Die Eidgenössische Post wurde 1850 operativ. Die Gewinne aus dem Postwesen kamen den Kantonen zugute. Erst mit der Verfassungsrevision von 1874 floss der Ertrag in die Bundeskasse. Im gleichen Jahr gehörte die Schweiz zu den Gründungsmitgliedern des Weltpostvereins.

Die ersten Jahrzehnte der Eidgenössischen Post standen im Zeichen der Vereinheitlichung und Vergünstigung der Tarife. Das Postregalgesetz von 1849 wurde 1894 ersetzt. Nun war bis 1910 der Transport der Zeitungen ebenfalls dem Postregal unterstellt. 1920 übernahm der Oberpostdirektor auch die Leitung der Telegrafen- und Telefonverwaltung (Post-, Telefon- und Telegrafenbetriebe PTT). 1921 wurde das Postwesen Liechtensteins mit Ausnahme der Wertzeichenausgabe der schweizerischen Post unterstellt. Das Postmonopol in der Schweiz geriet ab Ende der 1970er Jahre zunehmend unter Druck. Als sich die Post im Express- und Kurierdienst mit internationaler Konkurrenz konfrontiert sah, führte sie 1979 den EMS-Dienst (International Express Mail Service) ein. Trotzdem verlor sie in diesem Bereich Marktanteile an Konkurrenten wie das seit 1982 in der Schweiz tätige Unternehmen DHL, an TNT, UPS und Federal Express. Die PTT-Reform brachte ab 1990 eine Entflechtung von Telekommunikation und Post, die ab 1993 als Post PTT bezeichnet wurde. Mit der Auflösung der PTT wurde die Post 1998 unter dem Namen Die Post in eine öffentlich-rechtliche Anstalt des Bundes umgewandelt. Die Öffnung der Märkte blieb zur Sicherung der landesweiten Grundversorgung (Service public) mit Brief- und Paketpost bewusst partiell. Dafür verpflichtete der Bund die Post per Postgesetz von 2004, ein flächendeckendes Poststellennetz zu unterhalten und die Grundversorgung sicherzustellen.

Postbetrieb- und technik

Das Poststellennetz verdichtete sich im 19. Jahrhundert markant. Von 1500 Poststellen 1850 stieg die Zahl bis 1912 auf über 4000 und blieb in diesem Bereich, bis ab 1970 ein Poststellenabbau einsetzte, der sich in den 1990er Jahren verstärkte. Eine erste Optimierung der Abläufe brachten 1850 die ersten schweizweit gültigen Briefmarken. Das Rückgrat der Postbeförderung war ab den 1850er Jahren die Bahnpost mit Unterwegssortierung der Postsendungen. Bereits um 1850 wurden Postsendungen in weiten Teilen der Schweiz vergleichbar schnell oder sogar schneller zugestellt als 150 Jahre später. Möglich machten dies bis zu sechs Zustellungen pro Tag und die Sonntagszustellung, die erst 1924 wegfiel.

Das Postauto löst die Pferdekutsche ab. Fotografie von A. Brunel, 1927 (Museum für Kommunikation, Bern).
Das Postauto löst die Pferdekutsche ab. Fotografie von A. Brunel, 1927 (Museum für Kommunikation, Bern). […]

Das Automobilzeitalter bei der Post begann 1904. Ab 1913 fanden erste Luftpostflüge statt, die im internationalen Postverkehr ab den 1920er Jahren eine wichtige Rolle spielten. Wertzeichenautomaten vereinfachten ab 1911 den Briefversand und ab 1930 begann die Mechanisierung der Postverarbeitung mit der Eröffnung der Sihlpost in Zürich. Weitere wichtige Neuerungen waren die Einführung der Postleitzahlen 1964, der automatischen Briefsortierung 1968 und der schnelleren, aber teureren A- und der langsameren, aber billigeren B-Post 1991.

Der Postverkehr

Werbeplakat auf Englisch für das Postauto, gestaltet von Emil Cardinaux, 1922 (Museum für Gestaltung Zürich, Plakatsammlung, Zürcher Hochschule der Künste).
Werbeplakat auf Englisch für das Postauto, gestaltet von Emil Cardinaux1922 (Museum für Gestaltung Zürich, Plakatsammlung, Zürcher Hochschule der Künste). […]

Der Briefpostverkehr war zumindest bis um 1870 eine elitäre und kostspielige Angelegenheit. Die Post beförderte 1850 15 Mio. Sendungen. Das entsprach etwa sechs Briefpostsendungen pro Einwohner, 1870 waren es dann 17 und 1910 bereits 99 (2008 über 500). Kostete ein normaler Brief in der Schweiz 1850 15 Rp., betrug der Tarif von 1862-1920 nur noch 10 Rp. Gemessen an der Kaufkraft war der Preis eines Briefs um 1900 auf 20% desjenigen von 1850 gesunken. Von 1921 bis 1966 (Tarif 20 Rp.) verstärkte sich diese Tendenz nochmals massiv. Die günstigeren Tarife, die Einführung der Postkarte 1870, die Popularität der Ansichtskarten gegen Ende des 19. Jahrhunderts und eine Zunahme der Drucksachen liessen den Briefverkehr stark ansteigen. Ab 1900 verdoppelte sich der Briefpostverkehr etwa alle 25 Jahre, bis gegen Mitte der 1990er Jahre wegen der Konkurrenz des Fax- und E-Mail-Verkehrs eine Stagnation einsetzte. 2006 wurde die Monopolgrenze für adressierte Briefe auf 100 g gesenkt, 2009 auf 50 g. Ab 1849 hatte die Post Zeitungen und Zeitschriften zu vergünstigten Taxen zu befördern. Deshalb hielt die Post vor allem auf längere Distanzen einen sehr hohen Anteil, der um 1900 rund 50% der gesamten Presseerzeugnisse betrug.

Um 1850 und bis zur Einführung der Postanweisung 1862 machten Bargeldsendungen mehr als einen Drittel der Postpakete aus. Von 1850 bis 1900 verzehnfachte sich das Paketvolumen annähernd auf 19,3 Mio. Pakete. 1950 waren es bereits 72,7 Mio. und auf dem Höhepunkt um 1990 über 220 Mio., danach reduzierte sich das Volumen bis 2009 auf 104 Mio. 1998 wurde die Monopollimite für Pakete vorerst von 5 auf 2 kg gesenkt und 2004 trat schliesslich die vollständige Liberalisierung des Paketmarkts in Kraft.

Im 19. Jahrhundert bestimmten Nachnahmen und Geldanweisungen den postalischen Geldverkehr. Der Kapitaltransfer konnte bis zur Einführung des Postcheckdienstes 1906 nur bar getätigt werden. Betrug die Zahl der Kontobesitzer 1910 noch knapp 10'000, waren es 1950 schon über 200'000. Anfang der 1980er Jahre wurde die Millionengrenze überschritten und 2009 waren es über 3,8 Mio. Konten. Wichtige Neuerungen brachten die Einführung des Postomaten für die Bargeldauszahlung 1978 und der Finanzdienstleistungen von Postfinance 1997 (Die Gelben Fonds). Der Ausbau des Geldgeschäfts zur eigentlichen Postbank wurde 2001 durch Entscheid des Bundesrats vorerst verhindert.

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Reisepost 1850-2009 […]

Der Personentransport war 1850 der wichtigste Betriebszweig der Post. Obwohl die Postkutsche auf den Hauptstrecken im Mittelland durch die Eisenbahn ersetzt wurde, stiegen die Passagierzahlen dank erhöhtem Verkehrsaufkommen an. Die Pferdepost erlebte, getragen vom aufstrebenden Tourismus, gegen Mitte der 1890er Jahre einen letzten Aufschwung, der mit dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs endete. Das ab 1906 eingesetzte Postauto verdrängte nach dem Ersten Weltkrieg in wenigen Jahren die Postkutsche auf Nebenstrecken. Nach dem Zweiten Weltkrieg wandelte sich das Postauto vom Gelegenheits- zum Alltagsverkehrsmittel. Als verlängerter Arm des Bahnverkehrs garantiert es im Verbund mit anderen Überlandbusbetrieben die Erschliessung abgelegener Regionen, unter anderem für den Tourismus, aber auch städtischer Agglomerationen.

Eine nationale Institution

Die Post war seit der Gründung des Bundesstaats einer der grössten Arbeitgeber der Schweiz. 1850 startete die Post mit 2803 Mitarbeitern, 2009 betrug die Zahl der Stellen 44'803 (60'977 Mitarbeiter). Ein Teil der Mitarbeiter war in einer eigenen Gewerkschaft organisiert (PTT-Union, Gewerkschaft Kommunikation). Daneben arbeitete die Post immer schon mit selbstständigen Unternehmern im Auftragsverhältnis zusammen, so mit Posthaltern, die mit eigenem Personal eine Poststelle betreuten, oder mit Postpferde- und Postautohaltern, später Postautounternehmern, die Postkurse mit eigenem Personal für die Post betrieben.

Die Post in Zahlen 1850-2009
Die Post in Zahlen 1850-2009 […]

Die schweizerische Post war ein zentrales staatsbildendes Element des jungen Bundesstaats, repräsentierte sie doch anfänglich als einzige Institution landesweit den neuen Staat. Poststellen, Postkutschen und Postboten trugen das Schweizer Kreuz ins ganze Land und stärkten das Vertrauen in die zentrale Verwaltung. Auf dem Posthausschild verdrängte zuerst das Schweizer Kreuz das Kantonswappen, ab den 1860er Jahren war das Schild ganz in den Landesfarben gehalten. Nach 1880 baute die Post in allen grösseren Orten repräsentative Postgebäude, welche die republikanische Staatsgewalt und die staatstragende Rolle der Post manifestierten. Zum Markenzeichen der Post entwickelte sich das anfänglich nur für Fahrzeuge, ab 1939 auch für Briefkästen verwendete Postgelb. Der Farbton RAL 1004 Goldgelb wurde 2002 vom Institut für Geistiges Eigentum als Marke der schweizerischen Post eingetragen.

Quellen und Literatur

  • E. Bonjour, Gesch. der schweiz. Post, 1849-1949, 2 Bde., 1949
  • A. Wyss, Die Post in der Schweiz, 1987
  • T. Klöti, Die Post: ein "Geschäft", für wen?, 1990
  • A. Kellerhals et al., Bevor die Post verstaatlicht wurde, 1991
  • J.-N. Rey, M. Finger, Die Zukunft der Post, die Post der Zukunft, 1994
  • J. Odermatt, Die Story der PTT-Reform, 1997
  • K. Kronig et al., Ab die Post, 1999
Weblinks

Zitiervorschlag

Karl Kronig: "Post", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 20.01.2011. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/014057/2011-01-20/, konsultiert am 28.03.2024.