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Viertel

Beim Viertel (französisch quarteron, quart, quarte, italienisch staio) handelt es sich um das wichtigste ehemalige Hohlmass für Getreide im Handel, das als Masseinheit von unterschiedlichem Inhalt war. Das einst von Süddeutschland bis Graubünden und vom Napf bis ins Vorarlberg verbreitete Viertel fasste in der Kornbauzone (Mittelland) 16-27 l, im voralpin-alpinen Raum 29-38 l. Es war in verschiedenen Grössen unterteilt. So entsprach in Zürich und der Ostschweiz ein Viertel vier Vierlingen, 16 Mässli und neun Immi, im Aargau vier Vierlingen und neun Immi, im Glarnerland vier Köpfen und 16 Mässli, in Graubünden vier Quartanen und 16 Mässli sowie in Baselland, Luzern und der Innerschweiz 12-16 Bechern. Die Westschweiz kannte verschiedene Viertelsmasse, in der Waadt und in Freiburg den quarteron mit 10-20 l, in Genf den quart um 20 l sowie in der Ajoie und im Jura die quarte mit 26-34 l, wobei sich diese Masse in 6-8 émines gliederten. Im Tessin und Bergell existierte der staio von 15-30 l, im Puschlav der staro von 8,5 l. Der staio setzte sich aus vier quarti zu vier quartini oder aus zwei mine zu acht ottone zusammen, der staro aus acht quartari. Die Handelsmasse selbst bildeten wiederum einen Teil grösserer Transportmasse: Ein Viertel kam einem Viertel Mütt, ein quarteron einem Achtel bis einem Zwölftel Sack, ein quart einem Viertel Coupe und eine quarte einem Fünftel Sack gleich. Getreidemasse ähnlicher Grösse bei Nachbarn waren Mäss und Fischel im Raum Bern-Solothurn-Freiburg-Wallis, Boisseau oder penal im Fürstbistum Basel sowie Sester in Basel. Im 19. Jahrhundert wurden die Masse vereinheitlicht: 1822 legte die Waadt den quarteron auf 13,5 l, 1826 das Tessin den staio auf 18,28 l und 1838 die Deutschschweiz das Viertel auf 15 l fest. Letztere Einheit galt ab 1851 für die ganze Schweiz. Das Viertel war auch ein Flächenmass (ein Viertel = ¼ Juchart). Darüber hinaus wurde es als Flüssigkeitsmass verwendet, wobei ein Viertel im St. Galler Rheintal einem Zehntel Ohm, in der übrigen Ostschweiz einem Sechzehntel Saum und in Zürich einem Sechstel Saum entsprach. Der staio galt auch als Weinmass von 11-20 l und fasste im Tessin 8-22 pinte, im Puschlav 15 boccali. Mit der Einführung des metrischen Systems 1877 wurden alle diese Masse abgeschafft (Masse und Gewichte).

Weblinks
Kurzinformationen
Kontext Quart, Quarte, Quarteron, Staio

Zitiervorschlag

Anne-Marie Dubler: "Viertel", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 15.01.2014. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/014201/2014-01-15/, konsultiert am 04.12.2024.