4.12.1502 Solothurn, 21.2.1571 Solothurn, katholisch. Heilkundige Wohltäterin in der Kranken- und Armenfürsorge.
Barbara von Roll war die Tochter des seit 1495 in Solothurn ansässigen Kleinrats Johann von Roll, dem Stammvater des Geschlechts von Roll in Solothurn, und der Agatha von Blumenegg, die das Vermögen der Küngold von Spiegelberg geerbt hatten. Mit ihren beiden Brüdern Georg und Johannes von Roll wuchs sie im heutigen Von Roll Haus an der Hauptgasse 69 in Solothurn auf. Sie erhielt eine angemessene Ausbildung und wurde 1519 mit dem späteren Ratsherrn und Hauptmann in französischen Diensten Hieronymus von Luternau, Sohn des Aarauer Schultheissen Sebastian von Luternau und der Margarita von Stuben, verheiratet. Beat von Luternau war ihr Schwager. Das Paar hatte sehr wahrscheinlich keine Kinder.
Barbara von Luternau war aufgrund ihrer Herkunft und Verheiratung vermögend und dürfte über gewisse Vollmachten zur Finanzierung ihrer Wohltaten verfügt haben. Vermutlich aus Platzgründen tauschte das Paar 1536 das 1520 erworbene Wohnhaus an der Kirchgasse in Solothurn mit dem heutigen Von Roll Haus ihres Bruders an der Hauptgasse 69; von Luternau dürfte für ihr Pflegehospiz für Bedürftige mehr Raum benötigt haben. Spätestens ab 1538 wurde sie bei gesundheitlichen Fragen konsiliarisch von Kranken aufgesucht. Sie erteilte pflegerische, heilkundliche und phytotherapeutische Verordnungen und lebenspraktische Ratschläge, sowohl an Frauen als auch an Männer. Ihr gesundheitliches Wissen eignete sich von Luternau autodidaktisch mithilfe von medizinischen Werken in deutscher Sprache an. Für chirurgische Eingriffe überwies sie Patientinnen und Patienten nach Bern zum Bader Jost Stöckli. Zudem pflanzte sie wie damals üblich Heilkräuter in ihrem Hausgarten an. 1545 gab es gemäss Glarean einen Ansturm von Kranken in Freiburg im Breisgau, als sich herumsprach, dass die heilkundige Barbara in der Stadt zu Besuch sei. In ihren letzten Lebensjahren scheint sie an Überarbeitung und Erschöpfung gelitten zu haben. Als von Luternau am 21. Februar 1571 starb, ging das Haus an der Hauptgasse 69 von der Familie von Luternau zurück an die Familie von Roll.
In die Geschichte der Stadt Solothurn ging Barbara von Luternau als sich aufopfernde adelige Wohltäterin mit grossem medizinischen Wissen ein. Der Diakoniebewegung des 19. Jahrhunderts diente sie als Vorbild. Für die Frauenbewegung der 1970er Jahre galt sie als Ärztin von wissenschaftlichem Rang. Zeitgenössische Quellen bezeichnen sie in erster Linie als Wohltäterin in sozialfürsorgerischer Hinsicht und als Gesundheitsberaterin.