22.10.1825 Balgach, 20.6.1896 St. Gallen, reformiert, von Balgach. Sohn des Ulrich, Verwalters des Schlosses Grünenstein und Ammanns von Balgach, und der Elsbeth geborene Pfeiffer. 1851 Sophie Bärlocher, Tochter des Sebastian, Pfarrers in Rheineck. Gymnasium in St. Gallen, ab 1845 Studium der Medizin in Zürich, Würzburg, Wien, Prag und Leipzig, 1849 kantonales Staatsexamen. Jakob Laurenz Sonderegger führte 1850-1863 eine Arztpraxis in Balgach, war 1855-1861 Bezirksarzt und während 15 Jahren Präsident des rheintalischen Ärztevereins. 1863 eröffnete er eine Arztpraxis in Altstätten, wo er die Planung des Gemeindespitals übernahm und 1868-1873 nebenamtlich Spitalarzt war. 1873 zog Sonderegger nach St. Gallen, wo er als Konsultativ- und Frauenarzt arbeitete, vor allem aber als Gesundheits- und Standespolitiker aktiv wurde. Im Kanton St. Gallen gehen das 1873 eröffnete Kantonsspital, das Gesetz über die öffentliche Gesundheitspflege von 1874 und die 1892 eröffnete psychiatrische Klinik Wil auf ihn zurück. 1862-1877 präsidierte Sonderegger den von ihm mitgegründeten St. Galler Ärzteverein, 1863-1869 und 1876-1896 amtierte er als kantonaler Sanitätsrat und 1873-1888 als Inspektor des Kantonsspitals. 1873-1896 gehörte er zudem der Sanitätskommission an. 1873-1875 und 1882-1896 sass Sonderegger im St. Galler Kantonsrat. Auf eidgenössischer Ebene übte er als erster Präsident des Schweizerischen Ärztlichen Zentralvereins 1874-1887 sowie als Präsident der Schweizerischen Ärztekommission 1885-1893 Einfluss auf die medizinische Gesetzgebung aus und arbeitete eng mit Bundesrat Carl Schenk zusammen. 1885 sandte ihn der Bundesrat als Delegierter an die Cholerakonferenz in Rom und 1887 an die Hygienekonferenz in Wien. Sonderegger gehört zu den Pionieren der schweizerischen Gesundheitspflege und war ein massgebender Verfechter der prophylaktischen Hygiene. Sein 1873 veröffentlichtes Buch «Vorposten der Gesundheitspflege» war ein viel gelesenes Volkslehrbuch der Hygiene.
Quellen und Literatur
- Dr. Laurenz Sonderegger in seiner Selbstbiographie und seinen Briefen, hg. von E. Haffter, 1898
- KBSG, Nachlass
- P. Popp, Der Beitr. von Jakob Laurenz Sonderegger (1825-1896) zur Sozialmedizin und Sozialpolitik, 1960
- Ruckstuhl, Brigitte; Ryter, Elisabeth: Von der Seuchenpolizei zu Public Health. Öffentliche Gesundheit in der Schweiz seit 1750, 2017.
Kurzinformationen
Lebensdaten | ∗︎ 22.10.1825 ✝︎ 20.6.1896 1825-10-221896-06-20 |