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LeonhardThurneysen

6.8.1531 Basel, 8.7.1596 Köln, reformiert, später katholisch, von Basel. Sohn des Jacob, Schlossers, Goldschmieds und ehemaligen Hauptmanns in savoyischen Diensten, und der Ursula Penner. 1) 1546/1547 Margaretha Müller, 2) 1558 Anna Hüetlin, Tochter des Heinrich, Goldschmieds, 3) 1580 Marina Herbrott, Tochter des Matthäus, Junkers. Nach einer Lehre bei seinem Vater war Leonhard Thurneysen Famulus des Basler Professors Johannes Huber, der ihn in die paracelsische Medizin und die Alchemie einführte. 1547 ging er auf Wanderschaft nach Frankreich und England, 1551 nahm er an den Kriegszügen des Markgrafen Albrecht Alcibiades von Brandenburg-Kulmbach teil und wurde 1553 verwundet und gefangen genommen. 1555 kehrte Thurneysen nach Basel zurück, musste aber 1558 wegen betrügerischen Machenschaften und Verschuldung fliehen. Ab 1559 eignete er sich als Bergwerksunternehmer im Tirol umfangreiche montanistische Kenntnisse an und betätigte sich zudem als Schriftsteller. Im Auftrag des Erzherzogs Ferdinand II. von Österreich unternahm Thurneysen ausgedehnte Reisen bis nach Ägypten zum Studium des Hüttenwesens. 1569 wurde er Leibarzt des Bischofs Johannes von Hoya in Münster (Westfalen), 1570 arbeitete er als Drucker bei Johann Eichorn in Frankfurt an der Oder. Ab 1571 war Thurneysen Leibarzt des Kurfürsten Johann Georg von Brandenburg und führte in Berlin eine eigene Druckoffizin. Er veröffentlichte Schriften in den Gebieten der Montanistik, Medizin, Pharmazie, Alchemie, Astrologie und Botanik sowie Reiseliteratur. Zudem betätigte Thurneysen sich als Financier und Unternehmer im Chemikalien- und Arzneihandel. 1584 kam es zu einem öffentlichen Scheidungsprozess der dritten Ehe, worauf er eine autobiografisch gefärbte Rechtfertigungsschrift druckte. Aufgrund der Scheidung ging Thurneysen bankrott und musste seine Berliner Karriere beenden. Er zog nach Rom, wo er als Leibarzt des Bischofs von Konstanz, Kardinal Mark Sittich II. von Hohenems, wirkte.

Quellen und Literatur

  • J.C.W. Moehsen, Leben Leonhard Thurneissers zum Thurn, 1783
  • G. Spitzer, … und die Spree führt Gold, 1996 (mit Handschriftenverz.)
  • Theophrast und Galen, Celsus und Paracelsus, Ausstellungskat. Basel, 2005
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Zitiervorschlag

Urs Leo Gantenbein: "Thurneysen, Leonhard", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 29.10.2013. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/014665/2013-10-29/, konsultiert am 21.04.2024.