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FrançoisBonivard

Der Gefangene von Chillon. Lithografie von Jules Hébert nach einem romantischen Gemälde von Jean-Léonard Lugardon, um 1830 (Bibliothèque de Genève).
Der Gefangene von Chillon. Lithografie von Jules Hébert nach einem romantischen Gemälde von Jean-Léonard Lugardon, um 1830 (Bibliothèque de Genève).

1493 Seyssel, Herzogtum Savoyen (heute Dep. Ain, F), 1570 Genf, ab 1536 ref., von Savoyen, 1537 Bürger von Genf. Sohn des Louis, Herrn von Lompnes, und der Aynarde de Menthon-Montrottier. 1) Catherine Baumgartner, 2) Jeanne Dalmais/Darmaize, 3) Pernette Mazue, 4) Catherine de Courtarouvel. B. besuchte die Klosterschule in Pinerolo (Savoyen, heute I), wo sein Grossonkel Urbain (1499) und sein Onkel Jean-Amédée (->) die Abtswürde innehatten. Danach absolvierte B. ein Rechtsstud., zunächst in Turin, ab 1513 in Freiburg i.Br.; im selben Jahr führte er bereits den Titel eines apostol. Protonotars. Ein Text von 1515 nennt ihn Dr. der Dekretalen, und für 1517 ist der Titel Poeta laureatus belegt. Wie es Jean-Amédée schon 1510 bestimmt hatte, übernahm B. nach dessen Tod 1514 das Priorat Saint-Victor in Genf. Trotz der Stellung seiner Fam. am savoy. Hof hielt er zu jener Partei, die sich den Ansprüchen Karls III. von Savoyen auf Genf widersetzte. 1519 floh B. aus dem vom Herzog besetzten Genf, wurde verraten und musste sein Priorat aufgeben. In den folgenden Jahren versuchte er erfolglos, seinen Besitz zurückzuerlangen. 1530 wurde er auf dem Weg nach Bern, wo er Unterstützung zu bekommen hoffte, von den Leuten Karls III. gefasst und im Schloss Chillon gefangen gesetzt. George Byron machte 1816 in seinem Werk "The Prisoner of Chillon" aus B. einen romant. Helden. 1536 wurde B. von den Berner Truppen befreit und kehrte mit ihnen ins ref. und republikanisch gewordene Genf zurück. Er wurde 1537 in den Rat der Zweihundert gewählt. 1542-51 verfasste er auf Wunsch der Obrigkeit und gestützt auf das Stadtarchiv seine "Chroniques de Genève", die erste Geschichte der Stadt. Sie sollte beweisen, dass das Haus Savoyen gegenüber Genf keine Souveränitätsansprüche besass. Dem talentierten Erzähler brachte sein kraftvoller, von pikanten Ausschweifungen durchsetzter Stil den Titel eines Genfer Rabelais ein. Ganz ein Kind seiner Zeit, war B. gleichzeitig ein Humanist mit grossem philolog. Interesse und ein Pamphletist in seinen Schriften gegen das Papsttum.

Quellen und Literatur

  • HS III/2, 310-320, (mit komplettem Werkverz. inkl. Archivstandorten)
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Zitiervorschlag

Micheline Tripet: "Bonivard, François", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 21.01.2008, übersetzt aus dem Französischen. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/014729/2008-01-21/, konsultiert am 03.11.2024.