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FridolinSicher

Directorium perpetuum. Der Kaplan hat diese Stundengebetsordnung um 1520 im Auftrag von Abt Franz Gaisberg für das Kloster St. Gallen geschrieben (Stiftsbibliothek St. Gallen, Cod. Sang. 539, S. 21; e-codices).
Directorium perpetuum. Der Kaplan hat diese Stundengebetsordnung um 1520 im Auftrag von Abt Franz Gaisberg für das Kloster St. Gallen geschrieben (Stiftsbibliothek St. Gallen, Cod. Sang. 539, S. 21; e-codices). […]

6.3.1490 Bischofszell, 13.6.1546. Sohn des Hermann und der Elisabeth Schwitzer. In Konstanz bildete sich Fridolin Sicher 1503-1504 bei Martin Vogelmaier und 1512-1513 bei Hans Buchner zum Organisten aus. 1510 empfing er die mit dem Orgeldienst verbundene Kaplaneipfründe St. Agnes des Chorherrenstifts St. Pelagius in Bischofszell. 1511 wurde er zum Priester geweiht. Ab 1516 war Sicher als Kaplan von St. Jakob bei St. Gallen auch Stiftsorganist der Fürstabtei und schrieb für deren Chorbibliothek eine Reihe liturgischer Handschriften. Die Übernahme der 1520 verliehenen Pfarrpfründe St. Gallus von Dielsdorf blieb ihm verwehrt. Der Reformation schloss sich Sicher nicht an und lebte 1529-1531 in Bischofszell, 1531-1536 in Ensisheim im Elsass. Nach seiner Rückkehr wurde er Chorherr am Kollegiatsstift St. Pelagius in Bischofszell und wirkte weiterhin für die Fürstabtei St. Gallen. In seiner 1512-1531 entstandenen Orgeltabulatur, einem der Hauptzeugnisse schweizerisch-süddeutscher Musikkultur des frühen 16. Jahrhunderts, sammelte er 176 Orgelstücke von 94 Komponisten, so unter anderem von Paul Hofhaimer, Heinrich Isaac, Josquin Desprez und Ludwig Senfl. Für seine Chronik der Jahre 1423-1531 verwendete Sicher Überlieferungen Heinrich Forrers von Lichtensteig und setzte sie ab 1515 mit eigenen Aufzeichnungen fort. Darin berichtete er unter anderem aus katholischer Sicht vergleichsweise sachlich und tolerant über die Ostschweizer Reformationsereignisse, die er als Zeitzeuge miterlebt hatte.

Quellen und Literatur

  • «Fridolin Sichers Chronik, hg. von E. Götzinger», in Mitt. zur vaterländ. Gesch. 20, 1885
  • St. Galler Orgelbuch: die Orgeltabulatur des Fridolin Sicher, hg. von H.J. Marx, T. Warburton, 1992
  • W.R. Nef, «Der St. Galler Organist Fridolin Sicher und seine Orgeltabulatur», in Schweiz. Jb. für Musikwiss. 7, 1938
  • CMD-CH 3, 310
  • T. Warburton, S.s tablature, 1997
  • R. Gamper, «Liebe und Zorn - Menschl. Regungen und die Allmacht Gottes in den St. Galler Chroniken der Reformationszeit», in Liebe und Zorn, hg. von A. Härter, J. Steinmetz, 2009, 41-63
Weblinks
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VIAF

Zitiervorschlag

Markus Kaiser: "Sicher, Fridolin", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 23.11.2011. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/014767/2011-11-23/, konsultiert am 11.04.2024.