3.9.1696 Rehetobel, 15.3.1765 New Windsor (South Carolina), reformiert, von Rehetobel. Politiker, Laienastronom und Initiant des Appenzeller Kalenders; nach der Emigration Kolonist, Händler, Friedensrichter und Sklavenhalter sowie weiterhin Publizist und Verleger.

Johannes Tobler war der Sohn des wohlhabenden Webers und Landwirts Ulrich Tobler und der Elsbeth Schläpfer. Er wuchs im Weiler Cholenrüti bei Rehetobel auf und besuchte im Dorf die Leseschule. Als junger Erwachsener übernahm er den elterlichen Betrieb. 1718 heiratete er Anna Zellweger aus Gais, Tochter des Bartholome Zellweger und der Anna Sturzenegger, die aus einem Zweig der einflussreichen Textilhandelsfamilie Zellweger aus Trogen stammte. Das Paar hatte zehn Kinder, von denen eines bereits im Kindesalter starb. 1721 gab Tobler den ersten Appenzeller Kalender im Stil der populären astronomisch-astrologischen Heftkalender heraus, zunächst unter dem Namen Schreib-Calender. Es handelte sich um das erste in Appenzell Ausserrhoden erschienene Periodikum (Presse). Hauptmotivation war seine autodidaktisch erlangte Fähigkeit, Sonnen- und Mondfinsternisse vorauszuberechnen, die in den gängigen Almanachen fehlten oder fehlerhaft waren (Astronomie, Astrologie). Tobler zeichnete ebenfalls für den redaktionellen Teil verantwortlich, wo er unter anderem im Sinn der Volksaufklärung (Aufklärung) naturwissenschaftliche Phänomene beschrieb. Daneben war Tobler in politischen Ämtern tätig: 1723-1728 wirkte er als Ratsherr und 1728-1730 als Gemeindehauptmann von Rehetobel, 1730-1731 gehörte er als Landesfähnrich und 1731-1733 als Landeshauptmann dem Kreis der Ausserrhoder Landesbeamten an. Als Vertreter der Partei der Linden wurde er 1733 während den Auseinandersetzungen des Landhandels zum Rücktritt gezwungen. Als ihn die Rehetobler erneut zum Gemeindehauptmann wählten, durfte er das Amt nicht antreten. Stattdessen auferlegte ihm die Obrigkeit eine Busse und konfiszierte Teile seines Eigentums.
Unter dem Einfluss von Sebastian Zuberbühler, einem Schweizer Werber der britischen Kolonialverwaltung in South Carolina, der mit der Gruppe um Jean Pierre Pury emigriert war, entschied sich Tobler mit rund hundert weiteren Personen aus Appenzell Ausserrhoden zur Auswanderung (Schweizer Kolonien). 1736/1737 übersiedelte Tobler mit seiner Familie in die neu gegründete Siedlung New Windsor in indigenem Gebiet (Kolonialismus). Nach anfänglichen Schwierigkeiten gelang es ihm, als Warenhändler mit eigenem Schiff sowie als Schmiedebesitzer und Landwirt eine neue Existenz aufzubauen. Er wurde ausserdem vom britischen Gouverneur um 1749 zum Friedensrichter des kolonialen Verwaltungsbezirks Granville County ernannt und übte das Amt bis zu seinem Tod aus. Wie andere Schweizer Siedler in South Carolina war Tobler Sklavenhalter (Sklaverei); die genaue Anzahl der Versklavten und deren Lebensumstände lassen sich aus den Quellen nicht rekonstruieren. Eine Krise erlebte seine Familie während des sogenannten Anglo-Cherokee-Kriegs 1758-1761 (als Teil des global stattfindenden Siebenjährigen Kriegs), bei dem ein Sohn getötet wurde. Seine Publikationstätigkeit setzte Tobler in englischer Sprache fort. 1752 erschien der erste South-Carolina Almanack, den er mit dem deutschstämmigen Christopher Sower aus Philadelphia herausgab. Gleichzeitig erschienen eingesandte Beiträge von ihm im Appenzeller Kalender und anderen Almanachen in der Schweiz. Mit The Pennsylvania Town and Country-Man’s Almanack folgte ab 1754 eine zweite langjährige Reihe unter Toblers Namen. Der Vertrieb von Vorausberechnungen brachte es mit sich, dass seine Kalendarien in zahlreichen weiteren amerikanischen Almanachen abgedruckt wurden, meistens anonym und auch noch lange über seinen Tod hinaus. Während ein Sohn Toblers die Schmiede weiterführte, wurde das Kalenderhandwerk in der Familie nicht weiterbetrieben.
