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Guglielmo AndreaPedrazzini

23.10.1756 Campo (Vallemaggia), 8.8.1831 wahrscheinlich Campo, katholisch, von Campo. Kaufmann im Familienunternehmen der Pedrazzini in Kassel und Tessiner Politiker.

Familienporträt von Pietro Antonio und Maria Apollonia Pedrazzini. Öl auf Leinwand, 1760 (Privatsammlung).
Familienporträt von Pietro Antonio und Maria Apollonia Pedrazzini. Öl auf Leinwand, 1760 (Privatsammlung). […]

Guglielmo Andrea Pedrazzini, eines von zwölf Kindern des Kaufmanns Pietro Antonio Pedrazzini und der Maria Apollonia Fantina, war der älteste der überlebenden männlichen Erben. 1777 heiratete er mit bischöflicher Dispens Maria Maddalena Paola Pedrazzini, die Tochter seines Onkels Michele Maria Pedrazzini. Dieser ersten Ehe entsprangen zwei Kinder, die kurz nach dem Tod der Mutter 1780 starben. Im gleichen Jahr vermählte sich Guglielmo Andrea erneut mit der ihm ebenfalls verwandten Apollonia Pedrazzini, der Tochter des Giovanni Battista Pedrazzini, mit der er elf Kinder hatte. Unter den vier Kindern, die das Erwachsenenalter erreichten, war der spätere Kaufmann Pietro Antonio Pedrazzini, der die Geschicke des Familienunternehmens in Kassel während der schwierigen, von ökonomischen Krisen und politischen Umwälzungen geprägten Jahrzehnte nach 1800 lenkte.

Pedrazzini erhielt seine Ausbildung im Kolonialwarengeschäft in Kassel, wo er als Ladengehilfe 1772 anfing und bis 1780 immer wieder arbeitete (Handel, Kaufleute). Von der Nachbarschaft in Campo als Interessenvertreter für verschiedene politische Geschäfte eingesetzt, übernahm er 1789 nach dem Tod des Urners Karl Josef Epp von Rudenz interimistisch einige Monate das Amt des Landvogts über das Vallemaggia und das Val Lavizzara. Ab 1790 in Kassel, wurde er 1792 erneut in die Heimat geholt, um nach dem Tod seines Bruders Michele Paolo Pedrazzini als Vormund seiner verwaisten Nichten und Neffen deren Erbschaft zu regeln. Im gleichen Jahr berief man ihn zum Statthalter des Val Lavizzara. Seine politische Karriere entwickelte sich, unterbrochen von längeren Aufenthalten im hessischen Unternehmen zwischen 1797 und 1803, vor allem nach dem Ende des Ancien Régime. So trat er 1798 in den provisorischen Rat des Vallemaggia ein und gehörte bis 1801 der Verwaltungskommission des helvetischen Kantons Lugano an. Ab 1803 war er Regierungskommissar des Bezirks Vallemaggia, 1808-1813 Abgeordneter des Tessiner Grossen Rats und ab 1809 Kantonsrichter. 1814 wurde er in die provisorische Regierung der Republik Tessin gewählt, ein Amt, das er jedoch ablehnte. Als einflussreiche und prägnante Persönlichkeit verband Guglielmo Andrea Pedrazzini die Geschäftstätigkeit in Kassel mit einer politischen Karriere im neu entstehenden Kanton Tessin.

Quellen und Literatur

  • Archivio di Stato del Cantone Ticino, Bellinzona, Archivio delle Famiglie Pedrazzini di Campo Vallemaggia.
  • Mondada, Giuseppe: «Sonetti valmaggesi», in: Bollettino storico della Svizzera italiana, 1976/4, S. 197-199.
  • Pedrazzini, Michelangelo: «G. A. Pedrazzini lanfogto di Vallemaggia», in: Rivista storica ticinese, 7, 1939, S. 164.
  • Mondada, Giuseppe: Commerci e commercianti di Campo Valmaggia nel Settecento. Dalle lettere dei Pedrazzini e di altri conterranei attivi in Germania e in Italia, 1977.
  • Chiesi Ermotti, Francesca: Le Alpi in movimento. Vicende del casato dei mercanti Pedrazzini di Campo Vallemaggia (XVIII s.), 2019.
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Zitiervorschlag

Francesca Chiesi Ermotti: "Pedrazzini, Guglielmo Andrea", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 03.05.2022, übersetzt aus dem Italienischen. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/015402/2022-05-03/, konsultiert am 20.03.2025.