11.10.1495 Basel, 24.4.1562 Basel, von Basel. Sohn des Johannes (->). 1527 Martha Fuchs, Tochter des Leonhard, Kaufmanns und Bürgermeisters in Neuenburg am Rhein, und der Margarethe Zscheckenbürlin, von Basel. Trotz grosser Zuneigung zu den humanistischen Fächern studierte Amerbach die Rechte bei Ulrich Zasius in Freiburg im Breisgau und bei Andreas Alciatus in Avignon, wo er 1525 promovierte. 1524 an die Universität Basel berufen, unterrichtete Amerbach 1525-1530 die Institutionen, danach bis 1536 das gesamte römische Recht. Von 1536 bis zu seinem Rücktritt 1548 teilte er den Unterricht wieder mit anderen Kollegen. Amerbach war die treibende Kraft bei der Wiedereröffnung der Universität Basel nach der Krise der Reformation, fünfmal Rektor und Stifter eines Lehrstuhls für Aristotelische Ethik. Dem Basler Druckergewerbe besorgte er viele Aufträge von auswärts. Erasmus von Rotterdam war er vor allem in der gemeinsamen kritisch-konziliaren Haltung gegenüber den radikaleren lutherischen und zwinglianischen Positionen verbunden. Er genoss auch nach Erasmus' Übersiedlung nach Freiburg im Breisgau dessen volles Vertrauen und konnte ihn 1535 zur Rückkehr nach Basel bewegen. Amerbach gehörte nicht zu den Förderern der 1529 in Basel eingeführten Reformation, er hat diese vielmehr passiv erlitten, hielt an der alten Transsubstantiationslehre fest und nahm nicht am Abendmahl teil. Deshalb kam er mit weiteren Gleichgesinnten mit dem Basler Rat in Konflikt, musste aber dank seiner Stellung nicht emigrieren. Wie Erasmus brachte Amerbach aus Ablehnung jeglicher utopischer Vorwegnahmen auf Erden wenig Verständnis auf für die sozialen Kämpfe im Umfeld der Reformation, lehnte aber die harte Haltung gegenüber den Täufern und den rebellierenden Bauern ab. In der Frage der Bekenntnisse neigte er der zwischen Lutherischen und Zwinglianern vermittelnden Linie Martin Bucers zu. Dieser gewann ihn schliesslich ganz für die Reformation und 1534 für die Teilnahme am Abendmahl. Amerbach war Gutachter und Delegierter bei der Synode von 1533 in Strassburg und beim Kolloquium von 1540-1541 in Worms, 1535 Stadtsyndikus, daneben Rechtsberater von Städten und deutschen Fürsten. Als Verwalter der Erasmus-Stiftung wurde Amerbach nach 1536 zum Protektor vieler Studenten und auswärtiger Gelehrter. Den Künsten zugetan, liess er sich 1519 von Hans Holbein dem Jüngeren porträtieren. Obwohl er nicht durch Publikationen hervortrat, ist er durch den Amerbach-Nachlass eine der bestdokumentierten Persönlichkeiten seiner Zeit. Die Bücher und Kunstgegenstände in seinem Haus Zum Kaiserstuhl an der Kleinbasler Rheingasse bilden zusammen mit dem Nachlass des Erasmus, dessen persönlicher Erbe Amerbach war, den Grundstock des sogenannten Amerbach-Kabinetts, das sein Sohn Basilius (->) als eigentliche Sammlung begründet hat, und das nach dem Aussterben der Familie und längerem Nachspiel 1662 von der Stadt und Universität Basel für Letztere erworben wurde.
Quellen und Literatur
- Die Amerbachkorrespondenz, hg. von A. Hartmann, B.R. Jenny, Bd. 1-, 1942-
- NDB 1, 247
- Contemporaries of Erasmus, hg. von P.G. Bietenholz, Bd. 1, 1985, 42-46
- Bonifacius Amerbach, 1495-1562, Ausstellungskat. Basel, hg. von H. Jacob-Friesen et al., 1995
- H.-R. Hagemann, Die Rechtsgutachten des Bonifacius Amerbach, 1997
Kurzinformationen
Familiäre Zugehörigkeit | |
Lebensdaten | ∗︎ 11.10.1495 ✝︎ 24.4.1562 1495-10-111562-04-24 |