
6.1.1578 Espen (heute Gem. Bischofszell), 11.8.1635 Giessen, kath.; evtl. Sohn des Heinrich und der Cleopha von Gonzenbach. Sophia Ottilia Jeckel, Tochter des Johann, Frankfurter Patriziers. Nach dem Besuch des Gymnasiums in Memmingen 1590-94 betrieb G. philolog., jurist. und theol. Studien in Ingolstadt (1594), im bayr. Altdorf (1595/98, magister philosophiae) und in Genf. Umstritten ist, ob G. den Titel eines lic. iur. erwarb. Ab 1599 durchforschte er in St. Gallen, gefördert vom Juristen Bartholome Schobinger, Archive und Bibliotheken. Dabei brachte er wertvolle Bestände auf teilweise fragwürdige Weise in seinen Besitz und beschädigte einige davon, was 1605 zu einem Rechtsstreit führte. G. wirkte als Erzieher des Frh. von Hohensax und lebte ab 1606 in Frankfurt am Main, wo er für Städte oder Fürsten hist. und jurist. Gutachten verfasste, zuletzt ab 1632 in Diensten des Landgrafen von Hessen in Giessen. G.s Bibliothek gelangte nach seinem Tod an die Stadt Bremen, von der St. Gallen 1948 50 Urkunden und 98 Vadianbriefe zurückkaufte. Grosse Bedeutung kommt G.s Briefwechsel mit zeitgenöss. Gelehrten zu ("Virorum doctorum ad Melch. Goldastum epistolae" 1688). G. hinterliess ein riesiges Werk, u.a. Editionen antiker, mittelhochdt. und humanist. Autoren, namentlich aber die auf sankt-gall. Quellen aufbauende "Suevicarum rerum, scriptores aliquot veteres" (1605) und das Werk "Alamannicarum rerum scriptores aliquot vetusti" (3 Bde., 1606). Obwohl G. gelegentlich angefochten wurde, gehört er zu den bedeutendsten Autoren dt. Reichs- und Rechtsgeschichte.