30.9.1732 Genf, 9.4.1804 Genf, reformiert, von Genf. Sohn des Charles-Frédéric, Advokaten und Professors für deutsches öffentliches Recht an der Akademie Genf, und der Jeanne-Marie Gautier. Bruder des Louis (->), Neffe des Jean-Antoine Gautier. 1764 Suzanne Curchod (->). Ausbildung an der Akademie Genf. 1748 zog Jacques Necker nach Paris, wo er als Angestellter, später als Partner des Genfer Bankiers Isaac Vernet in der Kommanditgesellschaft Thellusson, Necker & Cie. (1756-1770) tätig war und in wenigen Jahren ein enormes Vermögen erwarb. Im September 1768 wurde er zum Minister der Republik Genf am französischen Hof ernannt und behielt diese diplomatische Stellung bis im November 1776, einen Monat nach seiner Ernennung zum Direktor der königlichen Schatzkammer.
Als Generaldirektor der Finanzen versuchte er ab Juni 1777 vor allem mit Staatsanleihen die öffentlichen Einnahmen und Ausgaben ins Gleichgewicht zu bringen (Anwendung eines neuen Systems von Leibrenten, die sogenannte trente demoiselles de Genève). Um die öffentliche Meinung zu beschwichtigen, machte er in einem ungewöhnlichen Schritt mit dem «Compte rendu au roi» im Februar 1781 den Zustand der Staatsfinanzen publik. Obwohl das Werk ein grosser Erfolg war, musste Necker im Mai zurücktreten. Seine 1784 erschienene Rechtfertigung «De l'administration des finances de la France» erhöhte seine Popularität weiter. Angesichts des drohenden Staatsbankrotts setzte Ludwig XVI. ihn im August 1788 wieder als Minister ein. Necker musste Fürsten, Ministern und der Ständeversammlung die Stirn bieten. Er wurde angefochten, am 11. Juli 1789 entlassen, am 15. Juli 1789 wieder in sein Amt berufen und kehrte im Triumph nach Paris zurück. Seine Bemühungen um eine Sanierung der Staatsfinanzen blieben jedoch erfolglos und seine Idee einer Nationalbank scheiterte. In Verruf geraten und isoliert reichte er im September 1790 seinen Rücktritt ein, ohne dass dies grosses Aufsehen erregte. Er verbrachte den Ruhestand auf seinem 1784 erworbenen Schloss Coppet und veröffentlichte unter anderem 1791 eine weitere Rechtfertigung seiner Zeit als Minister, 1792 ein Plädoyer zu Gunsten Ludwigs XVI., 1796 die grosse Abhandlung «De la révolution française», 1800 den «Cours de morale religieuse» sowie 1802 seine «Dernières vues de politique et de finance». Neckers Darstellung in der Geschichtsforschung schwankte lange zwischen familiärer Hagiografie und antirevolutionärer Polemik. Erst Herbert Lüthy rückte Neckers Banktätigkeiten ins rechte Licht, während Henri Grange die Originalität seiner Ideen im Bereich des Finanzwesens, der Moral und der Religion würdigte.