Die Fürstenhöfe entstanden aus Familien und Haushalten von Fürsten und mächtigen Feudalherren. Sie waren eine typische soziale Gesellungsform des Spätmittelalters und des Ancien Régime. Als sozialer Mikrokosmos dienten sie als Modell und Ideal für die gesamte Gesellschaft, an deren Spitze sie standen. Sie spielten eine wichtige Rolle bei der Entstehung des modernen Staats. Norbert Elias wies auf mehrere charakteristische Merkmale der Fürstenhöfe hin: sehr starke Ausprägung der sozialen Unterschiede in beschränktem Umfeld, fehlende formale Trennung von öffentlichem und privatem Leben, Versuchsfeld für soziale, moralische und kulturelle Verhaltensformen, die sich dann in der ganzen Gesellschaft ausbreiteten. Höfische Lebensformen scheinen in der Alten Eidgenossenschaft, die aus bäuerlichen Gemeinschaften und städtischen Aristokraten bestand, wenig ausgeprägt gewesen zu sein. Die traditionelle Historiografie hat sie deshalb vernachlässigt, obschon es eine grosse Menge einschlägiger Quellen gibt. Die Fürstenhöfe spielten jedoch eine wichtige Rolle, insbesondere weil sie die Integration der schweizerischen Artistokratie in grössere politische und kulturelle Einheiten förderten (Fürstentümer).
Die wichtigsten weltlichen mittelalterlichen Fürstenhöfe auf dem Gebiet der heutigen Schweiz waren die Höfe der Habsburger, die zeitweilig auf ihren Herrschaftssitzen im Aargau (Königsfelden, Brugg, Zofingen, Baden) oder in Winterthur residierten. Die Fürstenhöfe der Savoyer waren im 15. Jahrhundert regelmässig am Ufer des Genfersees, in Ripaille-Thonon (Savoyen), Morges oder Genf. Weniger bedeutend war der Hof der Grafen von Neuenburg. Auch Bischöfe und Äbte, die Reichsfürsten waren und über Regalien verfügten, entwickelten im 15. Jahrhundert ein gewisses höfisches Leben, wie der Bischof von Basel oder der Bischof von Lausanne (z.B. Aymon de Montfalcon).
Wegen der Verdrängung der Habsburger vom linken Rheinufer ab Anfang des 15. Jahrhunderts, des Zusammenbruchs der savoyischen Macht nördlich des Genfersees 1536 und der Abwesenheit der Besitzer der Grafschaft von Neuenburg verschwanden in der Schweiz die weltlichen Höfe in der Neuzeit. Auch die meisten geistlichen Höfe überlebten wegen der Säkularisation der Kirchengüter im 16. Jahrhundert nicht. Ausnahmen bildeten die Höfe der Bischöfe von Basel in Pruntrut und der Fürstäbte von St. Gallen, die bis zum Ende des Ancien Régime bestanden.
Die noch wenig untersuchten Fürstenhöfe auf schweizerischem Gebiet glichen allem Anschein nach denen im übrigen Europa. Die Organisation der verschiedenen Aufgaben (Bäckerei, Kellerei, Stallungen, Küche, Zimmer, Kapelle) findet sich im 15. Jahrhundert auch am savoyischen Hof wieder, der zwischen 250 und 300 Personen zählte. Nach den Gesetzen gegen den Luxus in der savoyischen Satzung von 1430 gab es bei der Besoldung der Höflinge eine grosse Spannweite; das höchste Gehalt war mindestens zwölf Mal so hoch wie das tiefste; die Statusunterschiede waren an der Bekleidung erkennbar. Die meisten anderen Höfe waren kleiner. Der Bischof von Basel hatte Ende des 15. Jahrhunderts 20 bis 30 Personen in seiner Umgebung, im 18. Jahrhundert zählte sein Hof in Pruntrut etwa 80 Personen. Erst zu dieser Zeit trennte der Kirchenfürst die Staatsfinanzen und häuslichen Ausgaben, wodurch er der für das Hofleben typischen Vermischung zwischen Privatem und Öffentlichem ein Ende setzte.