
30.6.1925 Moudon, 24.2.2021 Grignan, reformiert, von Echallens. Sohn des André Jaccottet, Tierarztes, und der Anna geborene Neeser. 1953 Anne-Marie Haesler, Kunstmalerin, Tochter des Louis Haesler, Druckers. Philippe Jaccottet studierte Philosophie, griechische sowie deutsche Philologie an der Universität Lausanne und machte 1946 sein Lizenziat. Er verkehrte mit Gustave Roud, Charles Ferdinand Ramuz, René Auberjonois und Lélo Fiaux. Auf Anregung des Verlegers Henry-Louis Mermod begab er sich 1946 nach Paris, wo er bis 1952 wohnte und Beziehungen zu Literaten, unter anderen zu Francis Ponge, knüpfte. 1953 liess sich Jaccottet mit seiner Frau in Grignan im südfranzösischen Departement Drôme nieder, nahm aber weiter aktiv am literarischen Leben der Westschweiz teil. Seine ausgezeichneten Übersetzungen aus dem Deutschen (Thomas Mann, Rainer Maria Rilke, Friedrich Hölderlin, Robert Musil) und dem Italienischen (Giacomo Leopardi, Giuseppe Ungaretti) machten ihn bekannt. Jaccottet verfasste die Erzählung L'obscurité (1961), Tagebücher (La seconde semaison 1996) und Essais (Une transaction secrète 1987), in denen er sich mit der Dichtkunst auseinandersetzte. Seine bekanntesten Bücher sind die Gedichtbände L'ignorant (1957), Airs (1967), Leçons (1969) und Après beaucoup d'années (1994), die eine bewundernswerte Meditation über die Grenzen der Sprache, die Schönheit der Welt sowie deren verborgene und dunkle Seiten darstellen. Unentwegt suchte er nach der richtigen Form der Sprache, wobei er nie belehrend wurde und keine realitätsfernen Bilder benutzte. Die Wahrnehmung der Welt war immer mit der Suche nach Sinn verbunden; dies in Sprache zu fassen, erforderte das Streben nach möglichster Einfachheit. Jaccottet wurde mehrfach ausgezeichnet, so mit dem Grand Prix C.F. Ramuz 1970, dem Grand Prix de Poésie der Stadt Paris 1986, dem Petrarca-Preis 1988, der Bourse Goncourt-Adrien Bertrand für Poesie 2003 und dem Grossen Schillerpreis 2010.