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Voltaire

Voltaire an einem Spieltisch. Pastell, Jean Huber zugeschrieben, um 1770 (Musée historique de Lausanne).
Voltaire an einem Spieltisch. Pastell, Jean Huber zugeschrieben, um 1770 (Musée historique de Lausanne). […]

21.11.1694 Paris, 30.5.1778 Paris, Franzose. Sohn des François Arouet, Notars und Gebühreneinnehmers am Finanzgericht, und der Marguerite Daumard. Am 12. Dezember 1754, dem Tag der Feierlichkeiten zur Escalade, kam Voltaire zum ersten Mal nach Genf. Der berühmte Schriftsteller, Dramaturg, Dichter, Essayist, Historiker und Pamphletist suchte einen Zufluchtsort, nachdem er Frankreich, später Preussen hatte verlassen müssen. 1755 kaufte er das Gut Saint-Jean bei Genf, das er in Les Délices (heute Institut und Musée Voltaire) umbenannte. Ferner pachtete er das Herrenhaus Grand-Montriond zwischen Lausanne und Ouchy, in dem er jeweils die Winter verbrachte. In seinem Genfer Gut richtete Voltaire zum Entsetzen der Compagnie des pasteurs ein Theater ein. In diese Zeit fällt auch sein Gedicht «Poème sur le désastre de Lisbonne» (1756), mit dem er seiner Bestürzung über das Erdbeben von Lissabon vom 1. November 1755 Ausdruck verlieh. Er griff darin den Widerspruch auf zwischen göttlichem Willen und göttlichem Geschehen auf Erden. Dieser Thematik widmete er sich erneut in seinem Roman «Candide». Jean-Jacques Rousseau, dem Voltaire seine Arbeiten zukommen liess, verteidigte hingegen die Idee der göttlichen Vorsehung. Auf Rousseaus «Discours sur l'origine et les fondements de l'inégalité parmi les hommes» (1755) reagierte Voltaire mit einer sarkastischen Replik. In Genf erschien bei den Brüdern Gabriel und Philibert Cramer eine erste Ausgabe von Voltaires Gesamtwerk in 17 Bänden, die als Neuheit den siebenbändigen «Essay sur l'histoire générale, et sur les mœurs et l'esprit des nations, depuis Charlemagne jusqu'à nos jours» enthielten.

Nachdem Voltaire gehofft hatte, die Gunst des französischen König Louis XV. wiederzugewinnen, musste er Ende 1756 erkennen, dass er ein «petit Suisse» bleiben würde. So nannte ihn sein Freund Marquis René-Louis d'Argenson. Von da an unterschrieb Voltaire seine Briefe mit «le vieux Suisse» oder «le plus maigre Suisse des treize cantons». Als «sans contredit la province de France où il y a le plus d'esprit» umschrieb er Lausanne. Die Lausanner Gesellschaft feierte Voltaire, als er 1757 Theateraufführungen im Saal von Mon-Repos organisierte (David Louis Constant d'Hermenches als Orosmane in «Zaïre»). Jean Le Rond d'Alemberts Artikel über Genf in der «Encyclopédie» von Ende 1757, in dem er aufgrund von Informationen Voltaires das Fehlen eines Theaters beklagte, löste einen Sturm der Entrüstung aus. In seinem «Lettre à d'Alembert sur les spectacles» (1758) ergriff Rousseau gegen Voltaire für seine Genfer Landsleute Partei. Da Voltaire nicht mehr von der Gunst des Kleinen Rats von Genf, noch desjenigen von Bern abhängig sein wollte, kaufte er 1758 im Pays de Gex die Schlösser Ferney und Tourney. Von hier aus konnte er nach wie vor leicht die Waadt erreichen oder nach Genf fahren, wo er anonym seinen Roman «Candide» veröffentlichte. Als «Schlossherr von Ferney» (patriarche de Ferney) empfing er wichtige Geistesgrössen seiner Zeit sowie zahlreiche Europareisende, die von der Ausstrahlung seines Werks angezogen wurden. Im Februar 1778 kehrte Voltaire endgültig nach Paris zurück.

Quellen und Literatur

  • Les Œuvres complètes de Voltaire 1-, 1968-
  • Institut et Musée Voltaire, Genf
  • Voltaire chez lui, hg. von E. Deuber-Pauli, J.-D. Candaux, 1994
  • R. Pomeau, Voltaire en son temps, 2 Bde., 1995
  • Francillon, Littérature 1, 215-218
Von der Redaktion ergänzt
  • Reinhardt, Volker: Voltaire. Die Abenteuer der Freiheit. Eine Biographie, 2022.
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Kurzinformationen
Variante(n)
François Marie Arouet (Geburtsname)
Lebensdaten ∗︎ 21.11.1694 ✝︎ 30.5.1778

Zitiervorschlag

Roger Francillon: "Voltaire", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 11.04.2013, übersetzt aus dem Französischen. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/016207/2013-04-11/, konsultiert am 11.04.2024.