13.9.1587 Genf, 22.6.1652 Genf, reformiert, von Genf. Sohn des Denys (->). 1) 1618 Marie Graffard, Tochter des Samuel, Mitglieds des Rats der Zweihundert, 2) 1640 Susanne de Croso, Tochter des André, Rats der Zweihundert. Studium der Rechte und der Geschichte an den Universitäten Bourges und Paris, Dr. iur. in Bourges. In Heidelberg veröffentlichte er eine Arbeit über das Zwölftafelgesetz und in Leipzig eine über die Lage der Heiden unter den christlichen Kaisern. 1616 kehrte er nach Genf zurück und publizierte im selben Jahr eine Cicero-Ausgabe mit Anmerkungen und 1617 eine Sammlung der Julianischen und Papianischen Gesetze. 1619 wurde Jacques Godefroy zum Professor der Rechte an der Genfer Akademie ernannt und in den Rat der Zweihundert gewählt. Ab 1622 sass er im Rat der Sechzig und ab 1629 im Kleinen Rat. Nach der Wahl zum Staatsschreiber gab er 1632 das Lehramt ab. Als Syndic (1637, 1641, 1645 und 1649) wurde er mehrmals mit wichtigen diplomatischen Missionen beauftragt, sowohl innerhalb der Schweiz (an die eidgenössische Tagsatzung in Baden 1641) als auch im Piemont (1632) und in Frankreich (1634, 1636 und 1643). Am Ende seiner ersten Amtszeit als Syndic nahm er 1638 seine Lehrtätigkeit wieder auf. Parallel dazu bemühte er sich als mit Bildungsaufgaben betrauter Rat darum, die Institution weiterzuentwickeln. So trug er dazu bei, dass für die Ernennung von Professoren ein öffentliches Bewerbungsverfahren eingeführt und ein Ratsmitglied zu den diesbezüglichen Beratungen der Compagnie des pasteurs zugezogen wurde. Hingegen schlug er dem Rat der Zweihundert zweimal vergeblich vor, die Akademie in eine Universität umzuwandeln. Der Professor, Staatsmann und Diplomat Godefroy hinterliess auch ein wichtiges publizistisches und polemisches Werk. Davon zeugen besonders sein «Mercure Jésuite» (Genf 1626-1630), seine Schmähschrift über das Präzedenzrecht («Diatriba de iure praecedentiae», Genf 1627) und seine politischen Reden («Orationes politicae tres», Genf 1634). Bekannt wurde er jedoch vor allem durch seine kommentierte Ausgabe des theodosianischen Kodex («Codex Theodosianus», Lyon 1665), ein Monumentalwerk, dem er sein ganzes wissenschaftliches Leben widmete. Er wendet dabei die kritische Methode des juristischen Humanismus an, die von Jacques Cujas eingeführt wurde, der römische Rechtstexte mit Hilfe der Geschichte und Philologie erklärte. Die Arbeit mit dieser Methode und sein diplomatisches Wirken machten ihn mit dem Archivwesen vertraut. So sammelte er in den Archiven der Republik die Materialien zu einer Genfer Geschichte («Mémoires touchant l'Etat et la Ville»), kam aber nicht dazu, sie auszuarbeiten. Später verwendeten Jacob Spon und Jean-Antoine Gautier diese Vorarbeiten für ihre eigenen Geschichtsdarstellungen.
Porträt von Jacques Godefroy aus den Fragmens biographiques et historiques, extraits des registres du Conseil d'Etat, erschienen 1815 in Genf (Privatsammlung).
Quellen und Literatur
- D.-C. de Godefroy-Ménilglaise, Les savants Godefroy, 1873 (Reprint 1971)
- Histoire de l'Université de Genève 1, 1900, 368-379
- Jacques Godefroy (1587-1652) et l'humanisme juridique à Genève, hg. von B. Schmidlin, A. Dufour, 1991
Kurzinformationen
Lebensdaten | ∗︎ 13.9.1587 ✝︎ 22.6.1652 1587-09-131652-06-22 |
Systematik