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Johann PhilippBecker

Porträt von Johann Philipp Becker (Gretlers Panoptikum zur Sozialgeschichte, Zürich).
Porträt von Johann Philipp Becker (Gretlers Panoptikum zur Sozialgeschichte, Zürich).

19.3.1809 Frankenthal (Pfalz), 7.12.1886 Eaux-Vives (Genf), protestantisch, bayrischer Untertan, ab 1847 von Biel (BE). Sohn des Georg, Schreiners, und der Katharina geborene Sesenheimer. Elisabeth Suter. In seiner Heimat als radikaler Republikaner politisch aktiv, emigrierte Johann Philipp Becker 1838 in die Schweiz und liess sich in Biel nieder, wo er 1843 die Tabakindustrie einführte. Auf Geschäftsreisen knüpfte er politische Beziehungen zu deutschen Flüchtlingen und Schweizer Radikalen. Im Sonderbundskrieg war er Sekretär des eidgenössischen Generalstabs. Zu Beginn der 1848er Revolution organisierte er in Zusammenarbeit mit deutschen Arbeitervereinen in Biel die Deutsche Legion in der Schweiz und den Centralausschuss der Deutschen in der Schweiz. Im September 1848 gründete er den deutsch-republikanischen Wehrbund Hilf Dir und dessen Organ Die Revolution, die aber vom Bundesrat sofort verboten wurden. Im Januar 1849 wurde er für ein Jahr aus dem Kanton Bern weggewiesen und etablierte sich in Genf, wo er als Journalist, Handelsvertreter und Cafetier tätig war. Im Mai 1849 kommandierte er eine Division während des dritten Aufstands in Baden (D), wurde aber in die Schweiz gedrängt und liess sich erneut in Genf nieder. Anfang 1852 wies ihn der eidgenössische Kommissar aus Genf aus, doch bereits zwei Monate später kehrte Becker wieder zurück. 1853 gründete er ein Auskunftsbüro und das Handelsblatt Le Messager. Er gehörte zur Gruppe jener Radikalen, die das Regime von James Fazy stürzte. 1856-1860 arbeitete Becker in der chemischen Industrie in Paris. Im November 1860 hielt er sich in Italien auf, um eine Deutsche Legion zu bilden. Ende 1861 war er wieder in Genf und bildete einen linken Flügel der Radikalen, der Fazy – wenn auch nicht kritiklos – gegen die Konservativen unterstützte und Arbeiter, Leute aus dem einfachen Volk und in Genf wohnhafte Deutschschweizer vereinte. Becker stand in Beziehung zu Ferdinand Lassalle und gründete einen Deutschen Volksverein, der dem deutschen Nationalismus revolutionäre Impulse geben sollte.

Vom Oktober 1864 an gehörte Becker zu den wichtigsten Förderern der Internationalen Arbeiter-Assoziation (IAA). Er leitete die Sektionsgruppe deutscher Sprache, die er mittels Korrespondenzen und der Monatsschrift Der Vorbote (1866-1871) organisierte. Er war Delegierter an allen Kongressen und Konferenzen der IAA, die er durch seinen Bericht über den Genfer Bauarbeiterstreik 1868 bekannt machte. 1868 wurde er auch Vorstandsmitglied in Michail Bakunins Alliance internationale de la démocratie socialiste, überwarf sich aber Anfang 1870 mit Bakunin und schied aus. Nach der Auflösung der I. Internationale blieb Becker weiterhin in der schweizerischen und internationalen Arbeiterbewegung aktiv: Er war 1876-1882 Redaktor der Wochenzeitung Le Précurseur und nahm 1881 am internationalen Sozialistenkongress in Chur teil.

Quellen und Literatur

  • Internationales Institut für Sozialgeschichte, Amsterdam
  • E. Gruner, Die Arbeiter in der Schweiz im 19. Jahrhundert, 21980 (mit Bibliografie)
  • Johann Philipp Becker, hg. von H.-W. Hahn, 1999
Weblinks
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Kurzinformationen
Lebensdaten ∗︎ 19.3.1809 ✝︎ 7.12.1886

Zitiervorschlag

HLS DHS DSS: "Becker, Johann Philipp", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 20.09.2019, übersetzt aus dem Französischen. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/016362/2019-09-20/, konsultiert am 18.01.2025.