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Vallée d'Aulps

Hochtal der Dranse de Morzine (Departement Haute-Savoie, F). Sitz der Abtei Notre-Dame-d'Aulps in Saint-Jean d'Aulps, 1090 durch Benediktinermönche aus Molesmes (Côte d'Or, F) gegründet.

1120 erwirkte der heilige Guarinus, zweiter Abt und späterer Bischof von Sitten, vom Papst die Loslösung der Abtei von der Rechtssprechung des Bischofs von Genf und vom Mutterhaus. 1134 schloss er das Kloster dem Zisterzienserorden an. Als 1536 eine Invasion durch Berner Truppen drohte, erbat die Abtei, gleichzeitig mit derjenigen im Vallée d'Abondance (F), den Schutz des Wallis. Am 25. Februar besiegelten ihre Vertreter die freiwillige Unterwerfung. Die Walliser gliederten das Hochtal zunächst der Landvogtei Evian (F) an, erhoben es aber 1538 zu einer eigenen Vogtei. Gleichzeitig wurden die Freiheiten der Abtei explizit anerkannt. Zwischen 1538 und 1569 ernannte der Landtag 16 Vögte, die alle, ausser dem letzten, ihre Funktion antraten. Während 1539 die Walliser Beziehungen zu den Talleuten verschiedentlich belastet wurden, gestaltete sich das Verhältnis zum Konvent problemlos. So unterstützten die Walliser die Klosterleute bei ihrer Opposition gegen die Nicht-Residenzpflicht der Pfründeninhaber sowie bei der Wahl eines Klosterbruders zum Abt und lehnten die Anerkennung eines von Rom ernannten weltlichen Titularabts ab. Die Kraftprobe mit dem Papst und dem König von Frankreich zog sich über die ganze Dauer der Walliser Besetzung des Tals hin und endete mit der Niederlage des Wallis und des Konvents. 1555 wurde mit Unterstützung Frankreichs der Kardinal Jean du Bellay zum Kommendatarabt ernannt. Im März 1569 erfolgte die Rückerstattung von Herrschaft und Abtei an den Herzog von Savoyen. 1792 wurde das Kloster durch die französischen Revolutionstruppen aufgehoben. Die Reliquien des heiligen Garin, die seit 1804 in der Kirche von Saint-Jean d'Aulps ruhen, zogen bis in die letzten Jahrzehnte des 20. Jahrhunderts eine grosse Zahl Wallfahrer aus der Umgebung und aus dem schweizerischen Val d'Illiez an.

Quellen und Literatur

  • A. Donnet, «L'occupation du Chablais oriental par les Valaisans (1536-1569)», in Vallesia 15, 1960, 155-177
  • H. Baud, J.Y. Mariotte, Le Chablais, 1980 (Nachdr. 1994)
  • HS III/3

Zitiervorschlag

Janine Fayard Duchêne: "Aulps, Vallée d'", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 24.10.2001, übersetzt aus dem Französischen. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/016367/2001-10-24/, konsultiert am 15.06.2025.