Die 1761 bzw. 1762 in Schinznach Bad von einem Freundeskreis um den Basler Ratsschreiber Isaak Iselin, den Zürcher Stadtarzt Hans Caspar Hirzel, den Luzerner Ratsherr Joseph Anton Felix von Balthasar und den Berner Rechtsprofessor Daniel von Fellenberg gegründete Helvetische Gesellschaft sammelte die aufklärerisch gesinnten Kräfte der Schweiz des 18. Jahrhunderts (Vereine). Der Philosoph und Arzt Johann Georg Zimmermann aus Brugg, der Dichter und Künstler Salomon Gessner aus Zürich und die Ökonomischen Patrioten Johann Rudolf Tschiffeli sowie Vinzenz Bernhard und Niklaus Emanuel Tscharner aus Bern verliehen der Sozietät eine über die Landesgrenzen hinausreichende Ausstrahlung. Sie ist nicht zu verwechseln mit dem gleichnamigen historisch-politischen Verein, den 1727 Johann Jakob Bodmer in Zürich ins Leben rief und der bis etwa 1746 bestand.
Die Unzufriedenheit mit der Stagnation in den Alten Orten führte nach lebhaften Diskussionen zu einem allgemein auf die Förderung der helvetischen Freundschaft und Eintracht ausgerichteten Gesellschaftszweck. Die jährlich im Mai stattfindende Versammlung (ab 1780 in Olten, 1795-1797 in Aarau) bot viel Raum für Begegnungen im Beisein illustrer ausländischer Gäste. Die Publikation der «Verhandlungen» betreute ein Sekretär. Die Präsidialansprachen und Beratungen widerspiegeln die Themenvielfalt der schweizerischen Aufklärung. Es ging um die «Verbesserung» der Zustände in allen Lebensbereichen, allerdings innerhalb des bestehenden politischen Systems. Die Helvetische Gesellschaft bezweckte die Reform, nicht die Revolution, und entwarf Utopien, deren Umsetzung sie den lokalen Sozietäten überliess.
Infolge Repressionen aus politischen und konfessionellen Gründen durch die Obrigkeiten von Bern (1766) und Luzern (1769-1770) sowie den Bischof von Lausanne (1767) zog sich die Gründergeneration zurück zugunsten jüngerer Mitglieder, die Geselligkeit und Unterhaltung über das ernste Gespräch stellten. Der neue Stil verlieh den Zusammenkünften die Attraktivität einer «Patriotenkilbe» (Johann Jakob Huber) und liess die Teilnehmerzahl auf über 200 Personen steigen. Der Helvetischen Gesellschaft gehörten neben Gutsherren, Geistlichen, Kaufleuten, Magistraten und Verwaltungsbeamten in geringerer Zahl auch Professoren, Ärzte, Offiziere aus fremden Diensten, Handwerker und Künstler beider Konfessionen an. Viele hatten politische Ämter inne. Munizipalstädte waren ebenso vertreten wie die regierenden Hauptorte und Mülhausen. In Olten wurden Gattinnen und Töchter als Gäste zugelassen. Ab den 1780er Jahren erfolgte die regelmässige Einbeziehung der französischen Schweiz, die mit Philippe-Sirice Bridel und Pierre Frédéric Touchon, der 1797 die Helvetische Gesellschaft präsidierte, vertreten war; aus der italienischen Schweiz ist kein Teilnehmer bekannt. Unter den ausländischen Mitgliedern befanden sich Prinz Ludwig Eugen von Württemberg, Goethes Schwager Johann Georg Schlosser und der Elsässer Pädagoge Gottlieb Konrad Pfeffel.
Mit dem Ziel, das eidgenössische Wehrwesen zu reformieren, hatten einzelne Mitglieder 1779 in Olten die Helvetisch-militärische Gesellschaft als Schwesterorganisation gegründet (ab 1795 in Aarau). Beide Sozietäten brachen nach 1797 ihre Tätigkeit ab. Die Helvetische Gesellschaft wurde 1807 erneuert, geriet aber allmählich in die Nähe einer Volksversammlung der liberalen und radikalen Bewegung und endete 1858 (Neue Helvetische Gesellschaft). Die Bemühungen um die Wiederbelebung der Helvetisch-militärischen Gesellschaft führten nach 1833 zur Gründung der Schweizerischen Offiziersgesellschaft.
Die Helvetische Gesellschaft verstand die vaterländische Geschichte als dauerndes Fortschreiten republikanischer Tugend hin zur Freiheit, Gleichheit und Überwindung des Konfessionalismus (Religiöse Toleranz). Der Reformdiskurs postulierte die Verbesserung der Erziehung, die moralische Vervollkommnung des Einzelnen und den Ausbau der wirtschaftlichen Existenzgrundlagen. Als Mittelpunkt der Sozietätsbewegung und bedeutendste gesamtschweizerische Vereinigung förderte die Helvetische Gesellschaft die Entfaltung eines neuen Nationalgefühls und den eidgenössischen Zusammenhalt; diesen helvetischen Patriotismus zelebrierte sie an ihren Versammlungen sinnfällig mit Johann Kaspar Lavaters «Schweizerliedern» und dem Kult um Wilhelm Tell.