Der Schweizerische Zofingerverein, latinisiert Zofingia, ist ein Verband aus 13 Studentenverbindungen. 2010 umfasste er neun sogenannte Sektionen an schweizerischen Universitäten und vier an Mittelschulen bzw. rund 400 Aktive und 2300 Altzofinger. Der Schweizerische Zofingerverein wurde 1819 in Zofingen von Zürcher und Berner Studenten gegründet. Sie liessen sich vom Wartburgfest 1817 und von der Gründung der Deutschen Burschenschaft inspirieren, lehnten aber zunächst deutsche Studentenbräuche ab, die erst in den 1830er Jahren Eingang fanden.
Nach Zürich und Bern entstanden 1820 Sektionen in Luzern und Lausanne, 1821 in Basel, 1823 in Genf und Neuenburg, 1824 in St. Gallen, 1829 in Freiburg sowie 1834 in Aarau. 1916-1970 gab es eine Sektion in Bellinzona. Die Altzofinger sind im 1861 gegründeten Schweizerischen Altzofingerverein mit 17 Sektionen zusammengeschlossen. Alle Mitglieder tragen die weisse Mütze und das rot-weiss-rote Band. Seit 1819 kommt der Schweizerische Zofingerverein in seiner «Bundesstadt» Zofingen jährlich zum Centralfest zusammen. Er wollte nicht nur gemäss der Devise «Patriae – Amicitiae – Litteris» die Studenten in der Schweiz zu einem einzigen Verband zusammenschliessen, sondern war auch Teil der nationalen Bewegung zur Schaffung des liberalen Bundesstaats. Viele seiner Mitglieder spielten seit der Regeneration eine wichtige Rolle in der Schweizer Politik. In der Bundesversammlung von 1848 waren 19 Mitglieder Zofinger, bis 1860 stieg ihre Anzahl auf 27.
Nachdem die Sektionen Basel und Neuenburg sich in der Regeneration auf die konservative Seite geschlagen hatten, spalteten sich die Luzerner und Zürcher Zofinger ab und gründeten 1832 die radikale Studentenverbindung Helvetia. 1847 kam es zum sogenannten grossen Schisma: Eine konservative, knappe Mehrheit verblieb im Schweizerischen Zofingerverein, während sich die Liberalradikalen im Neu-Zofingerverein zusammenschlossen, den sie 1849 in Helvetia umtauften. 1865 bzw. 1903 verbot der Schweizerische Zofingerverein das Duell und damit die Mensur, was zur Abspaltung der Neuzofingia Zürich führte.
Ab etwa 1900 beschäftigte sich auch der Schweizerische Zofingerverein mit der sozialen Frage. Es bildete sich der sozialistisch-pazifistische Idealzofingerflügel, der im Konflikt mit dem liberal-konservativen Ubetonenflügel stand, dessen Name sich von der Abkürzung UBT für «am untern Burschentisch» ableitete, wo seine Mitglieder jeweils sassen. Erst angesichts der Bedrohung durch den Nationalsozialismus, den der Verband letztlich doch entschieden ablehnte, einigte sich der Schweizerische Zofingerverein auf eine vaterländisch-freiheitliche Grundeinstellung. Die beiden Richtungen bestimmen das Vereinsleben jedoch bis in die Gegenwart. Innerhalb der schweizerischen Studentenverbindungen gilt der Schweizerische Zofingerverein als liberal und offen. Das Nationalitätsprinzip fiel 1974, das Männerbundsprinzip besteht weiterhin. Seine politisch-gesellschaftliche Bedeutung hat er ab 1968 weitgehend eingebüsst.