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Bauernbünde

Von den landwirtschaftlichen Interessenverbänden (Gesellschaften, Vereine, Genossenschaften), die vor 1890 gegründet wurden, vertrat keiner gesamtschweizerisch die wirtschaftlichen und politischen Interessen der Landwirte. Unter diesen Voraussetzungen verlangte 1889 der Bauer Konrad Keller aus dem zürcherischen Glatttal in seiner Broschüre "Die Bauernsklaverei der Neuzeit oder die Bauern im Kampf mit den Federhelden" zunächst für Zürich eine rein bäuerliche politische Organisation ohne "Federfuchser" und ohne Dominanz der Grossbauern. Er forderte unter anderem einen Abbau bei den Beamten, die Reduktion des Schulunterrichts, Erleichterungen für die Bauern bei den Steuern und im Erbrecht, Massnahmen gegen die bäuerliche Verschuldung und die Errichtung von Schutzzöllen. Keller gründete 1891 den Zürcher Bauernbund, dessen Name an den Bauernkrieg von 1653 erinnerte. Rund 10'000 Mitglieder strömten dem kantonalen Bauernbund zu, doch spaltete sich dieser rasch auf, weil Keller auf seinen antimodernistischen Forderungen beharrte, während andere Führer die Annäherung an weitere bäuerliche Organisationen und an die Arbeiterschaft suchten. 1904 fand der Zürcher Bauernbund sein Ende durch die Fusion mit anderen Gruppen zum zürcherischen kantonalen landwirtschaftlichen Verein.

Bauernbünde entstanden auch in den Kantonen St. Gallen, Appenzell, Thurgau, Aargau, Basel-Landschaft, Solothurn, Luzern und Bern, doch blieb ihr Wirken bescheiden. Nur in Baselland gewann der 1892 durch den Grütlianer Stefan Gschwind gegründete, sozialdemokratisch orientierte Bauern- und Arbeiterbund, der Kleinbauern und Arbeiter (ohne dauernden Erfolg) vereinigen wollte, Bedeutung. Ein 1893 gegründeter Schweizerischer Bauernbund forderte unter anderem die Gründung einer Bundesbank im Dienste der Landwirtschaft, einen gesetzlichen Höchstzinsfuss und ein schweizerisches Bauernsekretariat. Er blieb indes weitgehend erfolglos und fiel bald wieder auseinander. Kellers Antimodernismus genügte nicht als einigende Kraft, und zudem erwies sich der 1897 entstandene Schweizerische Bauernverband (SBV) als wirkungsvollere Organisation.

Quellen und Literatur

  • J. Ammann, Der zürcherische Bauernbund, 1925
  • W. Baumann, Bauernstand und Bürgerblock, 1993
  • P. Moser, Der Stand der Bauern, 1994
Weblinks

Zitiervorschlag

Beat Junker: "Bauernbünde", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 10.06.2004. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/016461/2004-06-10/, konsultiert am 10.12.2024.