Der Schweizerische Arbeitgeberverband ist die Dachorganisation der Arbeitgeberverbände, die bis 1996 Zentralverband Schweizerischer Arbeitgeber-Organisationen (ZSAO) hiess. Weil die Lösung von Arbeitnehmerfragen um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert immer aufwendiger wurde und solche Auseinandersetzungen immer häufiger in Streiks mündeten, begannen die Fachverbände (Unternehmerverbände), sich Strukturen zur Bewältigung kollektiver Arbeitskonflikte zu schaffen. Als Vorbild diente der Schweizerische Baumeisterverband, der mit der Reorganisation 1905 grosses Gewicht auf Arbeitnehmerfragen legte. In der Exportindustrie dagegen entstanden spezielle Organisationen. Der Verein Schweizerischer Maschinen-Industrieller (VSM) lagerte als Pionier die Pflege der industriellen Beziehungen 1905 in den neuen Arbeitgeberverband schweizerischer Maschinenindustrieller (ASM) mit der weitgehend identischen Mitgliedschaft aus. 1906 entstand der Verband Schweizerischer Arbeitgeber (VSAg), der ab dem gleichen Jahr die «Schweizerische Arbeitgeber-Zeitung» (SAZ) herausgab. Anfang 1908 schlossen sich acht Arbeitgeber- und gewerblichen Fachverbände mit ausgebauter Arbeitgeberfunktion zum ZSAO zusammen, zu dem noch vor Jahresende fünf weitere Verbände stiessen. Der VSAg, der zu den Gründerorganisationen gehörte, gedieh nicht, weshalb er 1912 die SAZ an den ZSAO abtrat und gleichzeitig von diesem zum Sammelbecken für nicht von Fachverbänden erfasste Firmen umstrukturiert wurde. Der direkte Kontakt mit Arbeitnehmern und Gewerkschaften – anfänglich vor allem zur Konfliktregelung, später auch zum Abschluss von Gesamtarbeitsverträgen – oblag den angeschlossenen Fachverbänden. Diese schufen sich entsprechende Instrumente (schwarze Listen, Streikversicherung usw., später Institutionen zur Pflege der Sozialpartnerschaft). Der Schweizerische Arbeitgeberverband dagegen kümmerte sich um die Rahmenbedingungen, also um Arbeitsrecht, allgemeine Arbeitsbedingungen, Sozialpolitik auf staatlicher und betrieblicher Ebene, Arbeitsmarkt, Ausbildungsfragen, Öffentlichkeitsarbeit sowie die Beziehungen zur Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) und zu internationalen Arbeitgeberorganisationen.
Das Verhältnis zu den älteren Unternehmerdachorganisationen wurde zwar 1910 mit dem Schweizerischen Gewerbeverband (SGV) und 1922 mit dem Schweizerischen Handels- und Industrieverein (SHIV) vertraglich geregelt; beide behielten sich aber eigene Stellungnahmen zu Arbeitnehmerfragen vor. Die unterschiedlichen Mitgliederstrukturen führten immer wieder zu Differenzen. So zog der Schweizerische Arbeitgeberverband zwar 1998 mit dem SHIV und der Gesellschaft zur Förderung der schweizerischen Wirtschaft ins gemeinsame Haus der Wirtschaft in Zürich ein, beteiligte sich 2000 aber nicht an der Fusion zur economiesuisse, obwohl einige seiner Fachverbände ähnliche Schritte vollzogen hatten (z.B. 1999 Vereinigung von ASM und VSM zu Swissmem). 2010 umfasste der Schweizerische Arbeitgeberverband 27 regionale und 35 Fachverbände sowie zwei Einzelmitglieder.
Präsidenten und Direktoren des Schweizerischen Arbeitgeberverbands
Präsident | Amtsdaten | Direktor | Amtsdaten |
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Gustave Naville | 1908-1921 | Otto Steinmann | 1908-1947 |
Ulrico Vollenweider | 1921-1925a | -b | 1947-1954 |
Leo Bodmer | 1926-1947c | Leonhard Derron | 1954-1969 |
Albert Dubois | 1948-1967 | Heinz Allenspach | 1970-1993 |
James Emil Haefely | 1968-1974 | Peter Hasler | 1993-2006 |
Fritz Halm | 1975-1984 | Thomas Daum | 2006-2013 |
Hans Letsch | 1985-1989 | Roland A. Müller | 2013- |
Guido Richterich | 1990-1997 | ||
Fritz Blaser | 1997-2002 | ||
Rudolf Stämpfli | 2003-2011 | ||
Valentin Vogt | 2011- |
a Vizepräsident Vollenweider leitete ab 1921 den präsidentenlosenVerband.
b Kein eigentlicher Direktor; Leonhard Derron und Charles Kuntschen fungierten als Sekretäre.
c Während der Abwesenheit Bodmers 1930/1931 leitete Vizepräsident Charles Tzaut den Verband.